Eine hochansteckende Pferdekrankheit breitet sich derzeit wieder in der Region aus: Druse, eine bakterielle Infektion der oberen Atemwege, sorgt bei Stallbetreibern für große Besorgnis. Weil die Krankheit nicht meldepflichtig ist, sind eine systematische Nachverfolgung und Eindämmung erschwert.

Pächter trifft eigene Schutzmaßnahmen

Claus Steidinger, Reitlehrer und Pächter des Reitvereins Donaueschingen, hat deshalb in seinem Stall eigene Schutzmaßnahmen ergriffen. „Eigentlich ist das eine klassische Seuche“, sagt Steidinger. „Aber sie wurde aus der Meldepflicht genommen. Das verstehe ich überhaupt nicht und halte das für extrem verantwortungslos.“

Während in anderen Regionen Druse-Fälle gemeldet werden, bleiben die Pferde im Sickenbühl Donaueschingen dank frühzeitiger ...
Während in anderen Regionen Druse-Fälle gemeldet werden, bleiben die Pferde im Sickenbühl Donaueschingen dank frühzeitiger Vorsichtsmaßnahmen bisher vollständig verschont. | Bild: Hannah Schedler

Druse verbreitet sich schnell – nicht nur direkt von Pferd zu Pferd, sondern auch etwa über Kleidung. Selbst Personen, die vorher in einem betroffenen Stall waren, können den Erreger unbemerkt weitertragen. Die Infektion wird durch Tröpfchen weitergegeben – über Husten, Niesen oder den direkten Kontakt.

Genesung dauert oft lange

Pferde zeigen Fieber, Nasenausfluss und geschwollene Lymphknoten. „Sie sind dann richtig matt, teilweise schwer krank und können auch sterben“, warnt Steidinger. Besonders ältere Tiere sind gefährdet, und selbst nach überstandener Krankheit bleiben viele Pferde über Wochen hinweg geschwächt und nicht mehr voll belastbar.

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Im Reitstall Donaueschingen gelten derzeit strikte Vorsichtsmaßnahmen: Es gibt einen vollständigen Aufnahmestopp für neue Pensionspferde, keine Teilnahme an Turnieren, und fremde Pferde oder Reiter dürfen den Hof nicht betreten. „Ich bin da rigoros. Nur so kann man die Ansteckungsgefahr wirklich minimieren“, so Steidinger.

Druse ist nicht meldepflichtig

Dass Druse keine meldepflichtige Krankheit ist, hält er für einen fatalen Fehler: „Man weiß einfach nicht, wo es gerade Fälle gibt. Viele reden auch nicht offen darüber – das macht es so gefährlich.“ Seiner Erfahrung nach kommt es etwa alle sechs bis sieben Jahre zu einem größeren Ausbruch – aktuell scheint es wieder so weit zu sein.

Auf Nachfrage bestätigte das Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis: „Bezugnehmend auf Ihre Fragen darf ich Ihnen mitteilen, dass die Druse staatlich nicht bekämpft wird. Es besteht keine Melde- oder Anzeigepflicht und daher liegen uns die von Ihnen gewünschten Informationen nicht vor.“

Turniere gelten als Risikoherd

In den Landkreisen Rottweil, Grüningen und Oberndorf wurden seit Januar bereits Fälle bekannt, sagt Steidinger. Besonders Turniere gelten als Risikoherd – nicht zuletzt, weil dort Pferde aus vielen verschiedenen Betrieben aufeinandertreffen. „Man weiß nie, was da mitgebracht wird“, sagt Steidinger. Deshalb verzichtet er auch bewusst auf den Turnierbesuch: „Das ist mir einfach zu heikel. Wenn man die Druse einmal im Stall hat, wird man sie so schnell nicht wieder los“, sagt er.

Reitertag ist bereits abgesagt

Der etablierte Reitertag des Vereins, der im Mai stattfinden sollte, wurde aufgrund der Lage kürzlich auch schon abgesagt. „Solange es keine Entwarnung gibt, machen wir nichts“, stellt Steidinger klar. Auch für Veranstaltungen im Sommer sieht er aktuell keine Planungssicherheit.

Turnierbetrieb 2024 auf den Immenhöfen: Für die diesjährige Veranstaltung werden angesichts vereinzelter Druse-Fälle zusätzliche ...
Turnierbetrieb 2024 auf den Immenhöfen: Für die diesjährige Veranstaltung werden angesichts vereinzelter Druse-Fälle zusätzliche Kontrollmaßnahmen vorbereitet. | Bild: Hannah Schedler

Auch auf den Immenhöfen, wo das traditionsreiche Fest der Pferde ausgerichtet wird, beobachtet man die Lage mit Vorsicht. Uschi Frese vom Reitzentrum Frese bestätigt: „Nein, wir haben aktuell weder Fälle noch Verdachtsfälle.“ Trotzdem wurden bereits präventive Maßnahmen getroffen: „Unsere Einsteller wurden gebeten, nach Besuchen in anderen Ställen Kleidung zu wechseln und sich gründlich die Hände zu waschen.

Besuche auf das Notwendigste beschränkt

Solche Besuche sollen auf das Notwendigste beschränkt werden.“ Auch Hufschmiede und andere externe Dienstleister wurden über das Risiko informiert. Bei Lehrgängen und Turnieren sollen Reiter mit ihren Pferden möglichst auf Abstand zu anderen bleiben.

Reitzentrum will vorbereitet sein

Für das Fest der Pferde, das erst in vier Monaten stattfindet, sieht Frese derzeit noch keinen akuten Handlungsbedarf – bereitet sich aber vor. „Die Pferde werden wie bei internationalen Turnieren üblich bei der Ankunft tierärztlich untersucht. Vor der Anreise müssen Reiter Fieber messen und die Werte digital eintragen“, erklärt sie. Zusätzlich stehen Quarantäneboxen abseits der Stallzelte bereit, falls es im Turnierverlauf zu Verdachtsfällen kommen sollte.

Weniger Ansteckungen im Sommer

Ein erhöhtes Risiko durch den überregionalen Pferdeverkehr sieht Frese derzeit nicht akut, verweist jedoch auf die saisonale Entwicklung: „Erfahrungsgemäß nimmt die Ansteckungsgefahr im Sommer eher ab.“ In der Vergangenheit habe es auf den Immenhöfen weder Einschränkungen noch Absagen wegen Druse gegeben.

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Als Veranstalterin ist sich Frese der Verantwortung bewusst: „Das Ansteckungsrisiko besteht bei jedem Turnier. Aber wir vertrauen auf unsere tierärztliche Eingangskontrolle – und auf die Vernunft und Fairness der Reiter, die ihre Pferde vorher genau beobachten und nur mit gesunden Tieren anreisen.“

Nur fit und gesund zum Turnier

Gerade größere Turniere mit klaren Kontrollmechanismen – wie Fieberprotokollen, Abstandsregeln und Quarantänezonen – seien ihrer Einschätzung nach oft sicherer als kleine, weniger streng organisierte Veranstaltungen. Frese ruft alle Teilnehmer dazu auf, sich strikt an Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen zu halten: „Nur mit gesunden und fitten Pferden sollte man überhaupt an den Start gehen.“

Beim CHI noch kein Grund zur Sorge

Für Matthias Rath, Veranstalter des CHI-Reitturniers in Donaueschingen, ist das zum aktuellen Zeitpunkt noch kein Grund zur Sorge um eventuelle Auswirkungen auf das Turnier im Schlosspark im September. „Manchmal betrifft es zwar auch ältere Pferde, da ist der Verlauf dann schwerer, aber meist sind junge Pferde betroffen.“ Zudem werde die Gesundheit der meist nicht mehr ganz jungen Sportpferde bei ihrer Ankunft ebenfalls gecheckt.