Rund 37.400 Deckel und etwa 50 Kilo schwer: Das ist die Collage „Einsicht“, die aus verbrauchtem Material des ehemaligen Kreisimpfzentrums (KIZ) in der Schwenninger Tennishalle entstanden ist. Die Kanülen-Deckel gehören zu Spritzen, mit denen von Januar bis Ende September Menschen in der Region gegen das Corona-Virus geimpft wurden. Jeder einzelne wurde von Hand gefärbt und angeklebt, am Freitag wurde das Kunstwerk vorgestellt.

Detailaufnahme der einzelnen Deckel Video: Simon Wöhrle

Offiziell überreicht wurde Landrat Sven Hinterseh die Collage bereits bei der Abschlussfeier des Kreisimpfzentrums. Da war er „total begeistert“ von der Idee und der Umsetzung. Jeder einzelne Deckel des Kunstwerks gehörte zu einer Impfspritze – insgesamt waren es über 115.000 Stück, die vom KIZ und den mobilen Impfteams verabreicht wurden. Jetzt soll das Kunstwerk an seinem festen Platz installiert werden.

Ein geeigneter Platz für die Collage

Die Suche nach einem geeigneten Ort im Landratsam gestaltete sich allerdings schwieriger als gedacht. Wegen des vielen Glases gibt es nur wenige Flächen, wo das große und schwere Kunstwerk installiert werden könnte. Zum Schluss fand man dann aber doch noch ein „Plätzle, wo es gut hinpasst“, sagt Hinterseh.

Landrat Sven Hinterseh und Bianca Fattler stehen vor der Collage Einsicht, die jetzt im Landratsamt angebracht wurde.
Landrat Sven Hinterseh und Bianca Fattler stehen vor der Collage Einsicht, die jetzt im Landratsamt angebracht wurde. | Bild: Simon Wöhrle

Künstlerin Bianca Fattler war selbst im KIZ tätig. Zu Beginn der Pandemie habe es schockierende Bilder und Berichte von vielen Toten durch das Corona-Virus aus dem Ausland gegeben. Zu diesem Zeitpunkt wussten aber noch niemand, wie man die Patienten behandeln sollte. Die Metallbaumeisterin und ehemalige Krankenschwester habe damals beschlossen: „Ich kann helfen und wenn ich das sehe, will ich helfen.“ Denn wenn das Virus auch in Deutschland angekommen ist, scherzt sie, „dann braucht keiner ein Geländer oder ein Tor.“

Fattler hatte sich dann, über das Landratsamt koordiniert, an verschiedenen Pflege- und Pandemiebekämpfungs-Einsätzen beteiligt. Unter anderem war sie über die gesamte Dauer des Kreisimpfzentrums dort im Einsatz. Dort wurden schon von Anfang an von allen Helfern die Kanülen-Deckel gesammelt. Jeder wollte am Ende des Tages wissen, wie viele Impfdosen er verabreicht hatte.

Landrat Sven Hinterseh, die Künstlerin Bianca Fattler und die beiden Helferinnen Cordula Bühler und Melanie Rombach freuen sich, dass ...
Landrat Sven Hinterseh, die Künstlerin Bianca Fattler und die beiden Helferinnen Cordula Bühler und Melanie Rombach freuen sich, dass die Collage „Einsicht“ jetzt einen festen Platz im Landratsamt hat. | Bild: Simon Wöhrle

Nachdem die Zahl der täglichen Impfungen immer weiter anstieg, wollte sie die Zahl für sich selbst fassen. „Jetzt liegen hier 70.000 Deckel“, erzählt Fattler, da wollte sie etwas daraus machen. „Es gab noch viel tollere Ideen“, die Kollegen hätten viel beigetragen. „Am praktischsten war eine Collage“, sagt die Künstlerin weiter. Zehn Tage und knapp 100 Stunden Arbeit später, und mit Hilfe von zwei weiteren KIZ-Kolleginnen, war das Kunstwerk dann fertig. Bei der Abschlussfeier hat sie es „mit starken Herzklopfen“ dann an den Landrat übergeben. Und der will es auch nicht mehr hergeben. „Geschenkt ist geschenkt“, ruft dieser.

Detailaufnahme der einzelnen Kanülen-Deckel.
Detailaufnahme der einzelnen Kanülen-Deckel. | Bild: Simon Wöhrle

Für die Collage wurden rund 37.400 Kanülen-Deckel – und damit nicht einmal ein Drittel aller tatsächlich verabreichten Impfdosen – von Hand eingefärbt und aufgeklebt. Grün steht dabei für die Hoffnung, Blau für das Wasser als Quelle allen Lebens. Einzelne Deckel wurden mit Blattgold versehen, um an besondere Momente und Gespräche zu erinnern, die es im KIZ gab.

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Viele davon seien mit der Dankbarkeit der Menschen verbunden, die die Impfung bekommen haben. Auch einige Deckel der Impfstofffläschchen befinden sich in der Collage. Der Name „Einsicht“ kommt auch daher, dass es einige Zeit gedauert habe, bis sich die Einsicht durchsetzte, dass die Impfung das wirksamste Mittel im Kampf gegen die Pandemie ist.