Willi Karl Fichter kann sich nicht daran erinnern, dass die Bahn jemals so laut gewesen ist. Je nachdem, wie der der Wind stand, seien die Züge zu hören gewesen. Aber so laut wie seit einem Jahr waren sie nie, sagt der Peterzeller.
Auf unseren Artikel zum Austausch der Räder an den Zügen hatten sich die Eheleute per E-Mail an die Redaktion gewendet. „Es ist ja nicht normal, was sich die Bundesbahn hier erlaubt, und das von frühmorgens bis spätabends“, heißt es darin.
Verkehrslärm von allen Seiten
Fichter wohnt mit seiner Frau in dem St. Georgener Ortsteil, im Mühlwiesenweg eigentlich weit weg von der Bahnlinie. Gut 400 Meter Luftlinie sind es. Dazwischen liegt die Bundesstraße 33. Die ist auch jetzt deutlich zu hören. Mitunter käme noch Krach aus nahegelegenen Industriebetrieben hinzu, erzählt Fichter.

Und als ob das alles nicht reicht, führt jetzt auch noch eine Umleitung durch die Buchenberger Straße, auf der anderen Seite des Hauses. Die B33 ist nämlich bei Triberg gesperrt. Der überregionale Verkehr kommt jetzt direkt am Haus vorbei.
Vor dem Gespräch hat Willi Karl Fichter noch Holzschindeln an seinem Haus gestrichen. „Eine halbe Stunde lang“, sagt er. „In der Zeit habe ich 200 Fahrzeuge gezählt.“ Darunter seien auch sehr viele Lastwagen.
Fahrgeräusch der Schwarzwaldbahn stört Feriengäste
Getoppt wird das aber alles derzeit vom lauten Kreischen der Schwarzwaldbahn. Das ist auch deutlich auf dem Balkon der Ferienwohnung zu hören, die die Fichters vermieten. „Wenn die Gäste draußen sitzen, können die sich nicht unterhalten“, sagt Sonja Fichter.
Das bestätigt sich dann auch auf dem Balkon. Das metallische Pfeifen der Züge ist trotz vorbeifahrender Autos, raschelnder Blätter an den Bäumen und zwitschernder Vögel unüberhörbar. Dabei weht der Wind sogar in die andere Richtung. „Heute ist es leise“, bestätigt Willi Karl Fichter.
Bahnlärm drängt in die Idylle
Szenenwechsel. In Rietheim wohnt Uwe Bender mit Frau und Hund im Vogtsweg. Das Haus liegt idyllisch im Ortsteil von Villingen-Schwenningen, umgeben von Bäumen, Häuser und den Gärten der Nachbarn. Früher sei ihm die Bahn nicht weiter aufgefallen. „Wenn der Wind ungünstig stand, dann haben wir gehört, dass es sie gibt“, sagt Bender.
Zu sehen ist die Bahnlinie vom Grundstück aus nicht. Inzwischen drängt sich der Schienenverkehr aber dennoch ins Leben der Eheleute. „Wir hören hier regelmäßig am Tag beginnend in der Früh für viele Sekunden eine recht schrilles Geräusch, kommt eindeutig von einem Zug“, sagt Bender der Redaktion geschrieben.

Und beim Besuch in Rietheim wiederholt er, was bereits in seiner E-Mail stand. „Die Leute in Marbach tun mir leid“, sagt Uwe Bender. 770 Meter entfernt von der Bahnlinie entfernt fühlt er sich gestört durch die durchdringenden Geräusche. Auf der anderen Seite des Tals, durch das die Brigach führt, leben die Menschen teilweise weniger als 50 Meter neben den Gleisen. Beispielsweise in der Nelkenstraße.
Wohnen bei Lärm wie in der Disco
Dort wohnen auch Klaus und Ute Uhl. „Wir ärgern uns maßlos über den Lärm“, schreiben sie in einer E-Mail. Die Fahrgeräusche werden nach ihrer Darstellung in diesem Bereich noch zusätzlich vom Betriebsgebäude einer Firma reflektiert. „Wir haben hier Schallpegel von 99 dB(A) gemessen.“

Lesen Sie dazu: Diese Lautstärken messen wir im Juni.
Gemeint ist die ans menschliche Gehör angepasste Dezibelskala. Der Wert liegt nur knapp unter den 100 bis 105 dB(A), unter denen die Landesanstalt für Umwelt den Pegel in Discos einordnet.
Zuglärm ist nicht gleich Zuglärm
Gewissermaßen aus der Vogelperspektive verfolgt Florian Gnann die durchfahrenden Züge. Er wohnt im Marbacher Terra Wohnpark im siebten Stock, Luftlinie knapp 350 Meter. „Selbst hier ist die Lautstärke der Züge eine Zumutung“, schreibt er auf unseren Aufruf hin.
Gnann wollte es selbst ausprobieren und hat die Züge mit dem Mobiltelefon aufgenommen. „Selbst mit dem schlechten Mikrofon meines Handys ist hier schon ein enormer Unterschied feststellbar.“ In der Tat unterscheiden sich Lautstärke und Klang von Schwarzwald- und S-Bahn deutlich.
So reagiert die Bahn
Besonders betroffen sind auch Iris Klimke und Peter Leichert. Die beiden wohnen in St. Georgen in unmittelbarer Nähe zum Sommerauer Tunnel. Dort ist ein scharfe Kurve und dort quietscht und schrillt es ganz besonders.

„Die Lautstärke der vorbeifahrenden Züge hat sich seit der zweiten Schienenerneuerung gefühlt mindestens um das Vierfache erhöht“, schreiben Klimke und Leichert. Bisher habe sie die Bahn wenig gestört. „Aber jetzt ist es wirklich eine Zumutung.“ Die St. Georgener haben genug und wenden sich an die Bahn.
Es bleibt maßlose Enttäuschung
Ihr Eindruck: „Man wird nicht ernst genommen und vertröstet. Seit Juni haben wir von der Bahn nichts mehr gehört.“
Das sehen auch Klaus und Ute Uhl so. Sie hätten Kontakt mit der Bahn aufgenommen und auch zeitnah einen Rückbescheid erhalten. „Hierin wurde uns mitgeteilt, dass unsere Beschwerde aufgenommen wurde und die Priorität 0,17 hat; aktuell wird die Priorität 357 behandelt“, schreiben die Marbacher. Demnach werde ihre Beschwerde nicht vor 2035 bearbeitet. „Über diese Willkür sind wir maßlos enttäuscht.“