Sollen wir, oder sollen wir nicht? Auch wenn es noch keine endgültige Entscheidung der Regierung gibt, ob Unternehmen für einen gewissen Zeitraum den Impfstatus ihrer Mitarbeiter abfragen dürfen, so müssen sich die Betriebe doch bereits jetzt mit der Frage beschäftigen. Sollen wir, oder sollen wir nicht – den persönlichen Impfstatus erfragen? Die Meinungen dazu sind vielschichtig. Einige Beispiele in unserer Region:
- ebm-papst: Jeden Montag diskutieren bei ebm-papst etwa 25 Personen aus allen Bereichen des Unternehmens über alle Themen, die mit Corona zu tun haben. Die „Corona-Task-Force“ nennen sie das. „Seit 2020 haben wir sie installiert“, sagt Hauke Hannig, Pressesprecher des Unternehmens, das auch einen Sitz in St. Georgen hat. Auch das Thema Impfstatus abfragen bei den Mitarbeiter war bereits Thema. Hauke Hannig sagt dazu: „Die Arbeitsschutzverordnung legt fest, was man tun muss. Wir werden schauen, wie die Regelung aussieht.“ Wenn es erlaubt werden sollte, dass Unternehmen den Impfstatus erfragen dürfen, so „werden wir das auch nutzen“, sagt Hannig. „Wir würden den Status abfragen auf freiwilliger Basis.“ Für ihn ist das am Ende eine Frage der Sicherheit.

„Wir wollen den bestmöglichen Schutz haben für unsere Mitarbeiter und deren Familien.“ Wenn die Abfrage des Impfstatus dazu beitragen könne, dass sich alle sicherer und wohler fühlen, dann müsse das auch genutzt werden, sagt Hannig. Gleichzeitig weiß er auch um die Brisanz der Maßnahme: „Wir wollen auch keine Zwei-Klassen-Gesellschaft haben.“ Darum werden auch weiterhin die 3G‘s gelten und auch Tests wird es weiter geben.
- Continental: „Wir begrüßen den Vorstoß des Bundesgesundheitsministers, denn dies würde eine konsequente Fortführung der öffentlichen Corona-Regelungen im betrieblichen Kontext möglich machen“, so ein Sprecher von Continental.

Es würde, so der Sprecher, einige Prozesse im Rahmen des Schutz- und Hygienekonzeptes vereinfachen. Nichtsdestotrotz ist man sich bei Continental – ein Standort befindet sich in Villingen – der Sensibilität der Daten bewusst: „Allerdings gilt es natürlich auch, die Privatsphäre unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Daher sollte die Dauer einer entsprechenden Verordnung sorgfältig abgewogen werden.“
- Modepark Röther: An anderer Stelle möchte erst gar keine Auskunft gegeben werden. Aus der Marketing-Abteilung des Modeunternehmens Modepark Röther, das unter anderem in Villingen eine Filiale betreibt, kommt lediglich als Antwort zur Frage, ob sie gegebenenfalls den Impfstatus der Mitarbeiter abfragen würden: „Aufgrund der Datenschutzbestimmungen werden wir hierzu keine Stellungnahme geben.“
- Christoph-Blumhardt-Haus: „Es würde es mit erleichtern“, sagt Tobias Weymann, Leiter des Pflegeheims Christoph-Blumhardt-Haus in Königsfeld, wenn er den Impfstatus seiner Mitarbeiter abfragen dürfte. Aktuell müssen sich geimpfte Mitarbeiter in seinem Pflegeheim einmal die Woche, Ungeimpfte zwei Mal die Woche testen lassen. „Das kann ich nicht überprüfen“, sagt er. Dazu kommt: Von ein paar Mitarbeitern weiß er sozusagen aus erster Hand, dass diese geimpft sind, weil er sie selbst geimpft hat. „Das ist auch ein bisschen unfair“, sagt Weymann. Es würde es ihm also erleichtern. Einerseits. Andererseits sagt er aber auch: „Ich möchte die Kluft in der Belegschaft nicht noch vergrößern.“ Auf die Frage, wie er es mit der Abfrage des Impfstatus halten würde, wenn diese denn erlaubt werden würde, sagt er darum auch: „Ungern.“ Und fügt hinzu: „Aber als letzten Schritt würde ich es tun.“
„Ich würde den Impfstatus nur als letzten Schritt abfragen wollen.“Tobias Weymann, Leiter Pflegeheim
Aktuell ist für Weymann vor allem das Testen wichtig. „Es geht um vertrauensbildende Maßnahmen, nicht um Kontrolle“, sagt er. Und: „Ich bin ein großer Freund von Freiwilligkeit.“
Rein rechtlich hätten sie sogar die Möglichkeit zu sagen, wer sich nicht testen lässt, kann gehen. „Aber wer will das denn?“, sagt Weymann. „Ich freue mich doch über jeden, der zur Arbeit kommt.“ Der Mangel an Pflegekräften lässt grüßen. „Bisher sind wir ohne Ausbruch durchgekommen“, sagt Weymann. Das sei zu einem Teil sicherlich Glück, aber würde dennoch auch zeigen, dass die Maßnahmen und Tests, wie sie sie machen, offenbar auch funktionieren.