Mitten in großer Unsicherheit über die politische und wirtschaftliche Neuausrichtung der Vereinigten Staaten reist jetzt eine junge Bad Dürrheimerin für ein Dreivierteljahr nach Amerika. Für die 16-jährige Mirjam Kalisch aus Sunthausen wird der Auslandsaufenthalt angesichts der Umwälzungen im amerikanischen Gastgeberland noch spannender als ohnehin schon.
Die Zehntklässlerin vom Donaueschinger Fürstenberg-Gymnasium wirkt ernst und aufgestellt, wenn sie über alles, was da auf sie zukommt, spricht. „Ich mache mir über die Politik schon meine Gedanken“, sagt sie angesichts des bisherigen Wirkens des neuen US-Präsidenten. Zufall oder nicht: Den Namen von Donald Trump spricht sie in einem längeren Gespräch kein einziges Mal aus.

Was sie angesichts der Veränderungen in den USA umtreibt, bringt sie so auf den Punkt: „Ich frage mich schon, wie demokratisch da manches jetzt noch ist“, formuliert sie mit einem dicken Fragezeichen. Und vor allem: „Amerika ist für uns doch ein wichtiger Partner, da ist so vieles nun unklar, zum Beispiel, wie sich die US-Politik zur Nato ausrichten wird.“ Und, so fügt sie hinzu: „Das ist insgesamt schon ein wenig beunruhigend.“
Auf der Ostbaar kirchlich engagiert
Mirjam Kalisch ist im Nachbarort Oberbaldingen in der evangelischen Kirche engagiert. Sie hilft dort mit, für Kinder schöne Veranstaltungen auf der Ostbaar auf die Beine zu stellen. Außer den Herausforderungen am humanistischen Gymnasium bleibt ihr noch „Zeit für Schwimmen gehen in Schwenningen und für Lesen“, schildert sie ihre Freizeitgepflogenheiten.
Im Grunde das große Los gezogen
Eigentlich ist es eine Traumreise, die ihr nun bevorsteht. Sie bricht aber nicht als Jung-Touristin in das Land jenseits des Atlantiks auf. Eigentlich ist ihr Trip bestens abgesichert. Sie ist sozusagen die Abgesandte des CDU-Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei und des Deutschen Bundestags als Institution.
Mirjam Kalisch hat sich für ein Stipendium des Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) des Deutschen Bundestags beworben – und das große Los gezogen.

„Ich freue mich sehr, dass ich hierfür Mirjam Kalisch aus Bad Dürrheim auf ihre Bewerbung hin empfehlen durfte“, formuliert der CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei, der seit seinem Einzug in den Deutschen Bundestag 2013 regelmäßig Stipendien vergeben darf.
Aber noch nie in der Nachkriegszeit herrschte so große Unsicherheit, was sich alles zwischen Los Angeles und New York noch zusammenbrauen wird. Mit Sorge beobachtet werden Berichte, wie die Amerikaner ihre Einreisebestimmungen zuspitzen und wie sich auch offensichtlich das Gebaren des Grenzschutzes bei der Einreise verschärft hat.
Los Angeles oder Tennessee?
Die junge Sunthausenerin erfährt erst wenige Wochen vor ihrer Anreise im Sommer, wo genau sie in einer Gastfamilie unterkommen wird. Ihre Anreise wird sie in die Hauptstadt Washington D.C. führen.
„Von dort aus fliegen wir dann weiter zu unserem Aufenthaltsort“, erklärt Mirjam Kalisch die Planungen. Ob Idaho oder Kalifornien, ob Montana oder Hawaii – theoretisch ist jeder Bundesstaat im Jackpot, wenn die insgesamt 299 jungen Schülerinnen und Schüler sowie 65 junge Berufstätige aus Deutschland über das Land in Gastfamilien an deren Wohnorte zugeteilt werden.
„Weltweit einzigartig“
Seit 1983 wird jedes Jahr Schülern sowie jungen Berufstätigen die Möglichkeit gegeben, mit einem Stipendium ein Austauschjahr in den USA zu erleben. „Dieses Angebot des Deutschen Bundestages und des US-Kongresses „ist weltweit einzigartig“, sagt Thorsten Frei angesichts des Vollstipendiums des Deutschen Bundestages.
Offiziell wird Mirjam Kalisch damit zur Junior-Botschafterin. Der Begriff macht klar, dass sie vor Ort ihr Land repräsentieren wird. Die junge Frau von der Ostbaar will offen, neugierig und möglichst unbeschwert für das sein, was sie ab dem Sommer erwartet.
„Ich spreche schon ganz gut Englisch“, sagt Mirjam Kalisch, die auch selbstkritisch „noch Verbesserungspotenzial“ dabei sieht. Die USA-Reise stellt für sie auch einen besonderen Einschnitt im Leben dar. „Ich gehe als Zehntklässlerin und machte nach der Rückkehr dann in der elften Klasse weiter“, schildert sie den Umstand, dass der Auslandsaufenthalt nicht auf die deutsche Schulzeit angerechnet wird.

Voller Erwartungen lese sie „derzeit vor allem englischsprachige Bücher“, erklärt sie ihre zusätzlichen Vorbereitungen.