Als der SÜDKURIER Anfang Oktober beim Internetriesen Amazon angefragt hatte, wie das Projekt Verteilzentrum in Trossingen läuft, hatte es darauf keine Antwort gegeben. Auch nach mehrmaliger Nachfrage hatte es nur geheißen: „Amazon äußert sich zum Projekt aktuell nicht“. Warum das Unternehmen das tat, war damals noch unklar – nun aber nicht mehr.

Amazon sagt ab

Nach Angaben der Gemeinde Trossingen hat der Versandgigant das Projekt Verteilzentrum aufgegeben. „Am 8. Dezember erklärte Amazon gegenüber der Stadt, dass intern eine Gesamtevaluierung aller Verteilstandorte stattgefunden hat, nach der ein Standort in Trossingen entbehrlich ist“, heißt es dazu von der Gemeinde Trossingen.

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Dabei schien für das Projekt alles vorbereitet. Das Gemeinderat hatte die Ansiedlung Amazons – das nur als Mieter aufgetreten wäre – vor einem Jahr beschlossen. Zwischen 130 und 190 Arbeitsplätze hätten entstehen sollen, als Fläche hätte das neue und 5,1 Hektar große Gewerbegebiet „Greut“ zwischen Hirschweiden und der Christian-Messner-Straße dienen sollen.

Verzögerung und Änderungen am Dach

Während Amazon im Oktober geschwiegen hatte, war die Gemeinde gesprächiger. Statt der Zentrumseröffnung im Sommer, war Bürgermeisterin Susanne Irion von einer Inbetriebnahme im Herbst oder Winter 2022 ausgegangen. Die zeitliche Verzögerung war mit dem „schwierigen Baugrund an Hanglage“ erklärt worden. Noch im Gemeinderat waren Amazon und Änderungswünsche bei der Bebauung durch den Vertragspartner Honold und Garbe, der den Bau übernehmen sollte, Thema. Sogar Einzelheiten wie Änderungen am Dach waren besprochen und beschlossen worden.

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Aus all dem wird nun nichts. Gegenüber dem SÜDKURIER sagt Bürgermeisterin Irion: „Amazon hat bereits eine Vielzahl von Logistikverteilzentren. Wenn das Unternehmensziel ohne den Bau in Trossingen besser erreicht werden kann, ist das eine wirtschaftliche Entscheidung eines Investors, die es unaufgeregt zu akzeptieren gilt.“

Nachteil des Verfahrens

Und weiter: „Alle Projektbeteiligten waren um die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes bemüht. Anders als bei der Schaffung der sonst üblichen Angebotsplanung wird ein vorhabenbezogener Bebauungsplan individuell auf die Bedürfnisse eines speziellen Gewerbebetriebs angepasst.“

Erst im Laufe des Verfahrens werde deutlich, ob und welche Maßnahmen, beispielsweise zum Lärmschutz, erforderlich sind. Das habe auch Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit von Bauvorhaben. Daher könne jedes „vorhabenbezogene Bebauungsplanverfahren“ letztlich auch immer noch scheitern.

Enttäuscht über den Rückzug des US-Konzerns ist die Bürgermeisterin dennoch: „Wir haben viel Mühe, Zeit und Ressourcen in Sachen Kommunikation investiert, um einen rechtssicheren Bebauungsplan aufzustellen. Natürlich ist man dann zunächst enttäuscht, wenn das Projekt scheitert.“

Was passiert nun mit der Fläche?

Die nun doch nicht verbaute Fläche werde nun im Zuge der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans neu ausgewiesen. Irion: „Mit fünf Hektar ist das ein größeres zusammenhängendes Gewerbegrundstück in Autobahnnähe. Das ist durchaus attraktiv und lässt sich mittelfristig auch an einen anderen Investor veräußern.“

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