Aus dem ursprünglich anvisierten Zeitplan wird wohl nichts. Geplant war, dass im Sommer 2022 das neue Verteilzentrum des US-Giganten Amazon in Trossingen gebaut werden sollte.

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Während sich Amazon gegenüber dem SÜDKURIER auch nach mehrfacher Nachfrage nicht zum aktuellen Sachstand des Projekts äußert, ist die Gemeinde Trossingen offener. „Es wird wohl eher Herbst oder Winter nächstes Jahr. Sommer 2022 wird auf jeden Fall nichts“, sagt Bürgermeisterin Susanne Irion gegenüber dem SÜDKURIER.

Baugrund schlechter als gedacht

Der Grund für die Verzögerung liegt im Baugrund. Entstehen soll das Verteilzentrum im neuen Gewerbegebiet „Greut“ zwischen Hirschweiden und der Christian-Messner-Straße. „Wie sich herausgestellt hat, ist der Baugrund sehr viel schlechter als gedacht. Der Hang ist relativ schwierig bebaubar. Die geologische Planung war daher sehr schwierig“, so Irion weiter. Die Stadt oder Bürgerinitiativen seien dagegen nicht Schuld an der Verzögerung.

Derzeit liefen Gutachten für die Bereiche Verkehr, Lärm, Umwelt und Naturschutzrecht. Danach könne es einen Aufstellungsbeschluss geben. Ab diesem Zeitpunkt dauert es laut Irion ein bis eineinhalb Jahre bis zur Fertigstellung des Verteilzentrums.

Entstehen soll das Verteilzentrum im neuen Gewerbegebiet „Greut“ zwischen Hirschweiden und der Christian-Messner-Straße. Das ...
Entstehen soll das Verteilzentrum im neuen Gewerbegebiet „Greut“ zwischen Hirschweiden und der Christian-Messner-Straße. Das Bild stammt aus dem Dezember 2020.

Das Amazon-Projekt war auch Thema in der letzten Gemeinderatssitzung am 20. September. Schon zuvor hatte die Gemeinde Änderungswünsche beim Vertragspartner Honold und Garbe eingebracht. Bemängelt worden war unter anderem die Höhe des Parkhauses und dass dieses nicht begrünt werden sollte. Außerdem sollte die Frage geklärt werden, wo Lieferfahrzeuge über Nacht geparkt werden.

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Diese Punkte seien nun aber geklärt worden, im Protokoll zur Gemeinderatssitzung steht: „Durch die Reduzierung der Höhe muss der Baukörper nun L-förmig ausgestaltet werden. Auch gehen einige Parkplätze verloren, die sich aber betrieblich kompensieren lassen. Die Anwohner der Kirchhalde werden auf das begrünte Dach und eine begrünte Fassade sehen. Auch die Stützmauern werden eingegrünt.“

Der Gemeinderat ließ sich außerdem zusichern, dass das Flachdach des Wartebereichs zur Solarstromgewinnung genutzt wird. Außerdem werden heimische Hölzer für den Bau genutzt und der Zaun um das Areal wird so gebaut, dass „kleine Tiere durchkommen“. Die Vertreter von Honold und Garbe sicherten laut Gemeinderatsprotokoll außerdem zu, dass statt Rasen zumindest teilweise eine Blumenwiese angelegt wird.

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Ein großes Thema im Gemeinderat war der Verkehr. Zwar verpflichtete sich Amazon bis 2040 klimaneutral zu sein, mit dem Einsatz einer Dieselflotte – so steht es im Protokoll – sei das allerdings nicht zu erreichen. Mitarbeiterstellplätze und das Parkhaus würden daher zu 50 beziehungsweise zu 100 Prozent mit E-Ladesäulen ausgestattet. E-Fahrzeuge würden daher eher dort geparkt werden.

„Trotzdem“, so heißt es weiter, „blieb festzuhalten, dass insbesondere für
Subunternehmer die ersten Jahre nicht ausgeschlossen werden kann, dass diese in
Wohngebieten parken.“

Amazon will Händler schulen

Schon beim Beschluss, Amazon nach Trossingen zu holen, ging es um die Einzelhändler im Ort, die durch die Ansiedlung des US-Giganten noch mehr Konkurrenz bekommen würden. Amazon sagte laut Bürgermeisterin Irion, dass 58 Prozent aller bestellten Produkte von kleinen und mittleren Händlern stamme. Man hätte also ein Interesse daran, dass es diesen Händlern gut geht. Dem Vorschlag aus dem Gemeinderat, dass Amazon örtliche Unternehmer in Sachen Aufbau eines Online-Shops schult, stimmte der US-Konzern zu.

Ebenfalls Kritik war beim Amazon-Beschluss des Trossinger Gemeinderats aus der Ecke der Gewerkschaft Verdi gekommen. Ob es Gespräche zwischen Verdi und Amazon gab, weiß Irion nicht. Gemeindevertreter seien vergangene Woche aber bei Amazon in Messkirch gewesen und hätten da auch „unabgesprochen“ mit Mitarbeitern vor Ort gesprochen: „Es handelte sich um Menschen, die im Werk arbeiten. Die zeigten sich zufrieden. Sie werden auch deutlich über dem Mindestlohn bezahlt.“

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Aber: „Schwieriger ist es mit den Zulieferern, die die Pakete ausfahren. Da könnte es Schwierigkeiten mit der Bezahlung geben. Das Problem betrifft aber alle Menschen, die in der Logistikbranche arbeiten.“