Wer den Schwarzwald-Baar-Kreis im künftigen Bundestag vertreten will, kann das entweder über die Landesliste oder aber als direkt gewählter Kandidat erreichen. Neben den Vertretern der bereits im Bundestag vertretenen Parteien, versuchen auch Kandidaten kleinerer Parteien ins Bundesparlament einzuziehen. IM Wahlkreis 286 Schwarzwald-Baar sind dies die Kandidaten der Freien Wähler, der Basis und der Marxistisch-leninistischen Partei Deutschland (MLPD). Beim SÜDKURIER stellen sich die drei vor.
Helmut Kruse-Günter, MLPD
Helmut Kruse-Günter ist Direktkandidat der MLPD im Wahlkreis 286 zur Bundestagswahl 2021.
| Bild: MLPD
Bitte stellen Sie sich den Lesern vor. „Mein Name ist Helmut Kruse-Günter. Ich bin 72 Jahre alt, verheiratet und habe zwei erwachsene Kinder. Ich habe Physik studiert und war 38 Jahre lang Lehrer für Physik und Mathematik an Beruflichen Schulen. Meine Politisierung geschah vor allem durch den Vietnam-Krieg in den 1970er Jahren. Dadurch wurde mir klar, dass das kapitalistische System nicht die Interessen der übergroßen Mehrheit der Menschen vertritt. Dies wurde auch durch die Kämpfe der Arbeiter um höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten deutlich. Der Reichtum einiger weniger Menschen wird im Kapitalismus durch die Ausbeutung der Arbeiter und der übrigen Werktätigen immer mehr vergrößert.“ Warum engagieren Sie sich in der MLPD? „Die genannten Erkenntnisse ließen mich zu dem Entschluss kommen, dass diese Verhältnisse nur durch den revolutionären Sturz des kapitalistischen Systems grundlegend geändert werden können. Dazu bedarf es einer politischen Partei, die das Ziel hat, eine Mehrheit der Menschen für dieses Ziel zu gewinnen. Das ist die Arbeiterpartei MLPD, in der demokratisch gewählte Arbeiter und andere Werktätige an der Spitze stehen, sich dabei nicht bereichern, sondern maximal ein durchschnittliches Arbeitereinkommen erhalten (derzeit 1160 Euro netto). Das Ziel, der echte Sozialismus, ist eine Gesellschaft, in der Mensch und Natur eine Einheit bilden und nicht der Profit das Maß aller Dinge ist. Ein System, in dem es einzelnen Menschen möglich ist, sich auf Kosten der Mehrheit riesige Reichtümer zusammenzuraffen, wie aktuell in Russland oder China, kann kein Sozialismus sein.“ Welche Chancen rechnen Sie sich bei der Bundestagswahl aus? „Bei der Bundestagswahl gibt es für kleine Parteien hohe Hürden, so zum Beispiel die 5-Prozent-Klausel. Viele Menschen sind noch der Ansicht, dass sie mit der Wahl einer im Bundestag vertretenen Partei zu einer Änderung der Politik beitragen könnten, obwohl sie mit diesen Parteien nicht unbedingt einverstanden sind. Eine Stimme für die MLPD betrachten sie als verlorene Stimme, obwohl eine Stimme für uns ein deutliches Zeichen der Kritik an den Berliner Parteien ist.“ Welche sind die drei wichtigsten Ziele von Ihnen und Ihrer Partei? „Die Politik muss im Interesse aller abhängig Beschäftigten gemacht werden, nicht im Interesse der Profitmaximierung der internationalen Konzerne. Wer etwas an der aktuellen Politik ändern will, muss selbst aktiv werden. Der Umweltschutz kann nur vorangebracht werden, wenn die Verbrennung fossiler Energieträger möglichst rasch gestoppt wird, nicht erst 2038, und die frei werdenden Arbeitskräfte für die Renaturierung der zerstörten Landschaft und Umwelt genutzt werden. Für Kinder und Jugendliche muss ein kostenloses, einheitliches und qualifiziertes Bildungssystem von der Krippe bis zur Hochschule geschaffen werden.“ Welche Vorurteile sind Ihnen und Ihrer Partei im Wahlkampf am häufigsten begegnet und wie reagieren Sie darauf? „Der Antikommunismus als „Staatsräson“ hält viele Menschen davon ab, sich ohne Vorbehalte mit uns und unseren Zielen auseinanderzusetzen. Ich versuche dann, die Erfolge im Aufbau des Sozialismus deutlich zu machen. So gab es in der Sowjetunion in den 1930er Jahren einen bedeutenden Wirtschaftsaufschwung, während der Westen in der größten Wirtschaftskrise mit Millionen Arbeitslosen versank. Die Elektrifizierung des ganzen Landes wurde damals in kürzester Zeit durchgesetzt. Im China Mao Zedongs wurde z.B. in der Umweltfrage die Parole ausgegeben: Es gibt keinen Abfall, alles kann für neue Produkte verwendet werden. Weder die Sowjetunion noch China haben in der Zeit des Sozialismus ein anderes Land angegriffen. Natürlich muss man auch über die gemachten Fehler im Aufbau des Sozialismus offen die Auseinandersetzung führen, um daraus zu lernen. Sowohl in der Sowjetunion seit Chruschtschow, als auch in China nach Maos Tod wurden durch die Führungen dieser Länder wesentliche Prinzipien des sozialistischen Aufbaus außer Kraft gesetzt und der Kapitalismus wieder hergestellt. Heute gibt es kein sozialistisches Land, das als Vorbild gelten kann.“
Marius Maier, Freie Wähler
Marius Maier ist Direktkandidat der Freien Wähler im Wahlkreis 286 zur Bundestagswahl 2021.
| Bild: Freie Wähler
Bitte stellen Sie sich den Lesern vor. „Mein Name ist Marius Maier und ich bin 32 Jahre alt. Ich komme aus Hüfingen. Seit 5 Jahren bin ich Mitglied der Partei FREIE WÄHLER. Anfang 2019 habe ich die Gründung und Aufbau deren Jugendorganisation JUNGE FREIE WÄHLER mitgestaltet. Mittlerweile habe ich verschiedene Vorstandämter in der Partei sowohl aus Landesebene als auch Bezirksebene inne. Des Weiteren engagiere ich mich in weiteren Vereinen wie z. B. im Cegoverein oder Fasnachtsverein ehrenamtlich und trage auch dort mit Vorstandsämtern Verantwortung.“ Warum engagieren Sie sich bei den Freien Wählern? „Die Partei überzeugt mich mit ihrer sachlichen, ideologiefreien Herangehensweise. Zudem lehnen wir den Fraktionszwang gänzlich ab, da wir der Meinung sind, jeder Abgeordneter soll bei einer Abstimmung frei von jeglichen Zwängen sein.“ Welche Chancen rechnen Sie sich bei der Bundestagswahl aus? „Ich möchte alle Bürger des Wahlkreises sachlich, unabhängig und bodenständig in persönlichen Gesprächen (egal ob präsent oder online) erreichen und von mir überzeugen. Das Feedback – auch von fremden Menschen – ist bisher sehr gut. Für viele Menschen ist es auch ungewöhnlich, dass man einen Kandidaten einfach mal im Bus oder auf dem Wochenmarkt trifft und man mit ihm dort völlig ungezwungen reden kann. Wenn mir das flächendeckend im Schwarzwald-Baar-Kreis gelingt, dann kann es durchaus sein, dass ich in den Bundestag einziehen.“ Welche sind die drei wichtigsten Ziele von Ihnen und Ihrer Partei? „Ich möchte Transparenz und Vertrauen in die Politik schaffen, unter anderem durch die Regulierung der Nebeneinkünfte sowie die Verschärfung des Lobbyregisters. Ich will den Ausbau von flächendeckendem Glasfaserinternet im gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis und nicht nur dort wo es wirtschaftlich sinnvoll ist. Und ich setze mich für den Ausbau und mehr Investitionen im ÖPNV des Schwarzwald-Baar-Kreises ein, damit dieser sowohl preislich als auch anbindungstechnisch attraktiver wird. Zudem setzte ich mich dafür ein, dass Schüler, Azubis und Studenten ohne Einkommen die Monatskarte gratis bekommen.“ Welche Vorurteile sind Ihnen und Ihrer Partei im Wahlkampf am häufigsten begegnet und wie reagieren Sie darauf? „Das häufigste Vorurteil ist, dass es doch eine verschenkte Stimme ist, wenn man mir und der Partei die Stimme gibt, weil es ja die 5-Prozent-Hürde gibt. Ich antworte darauf immer, dass, wenn jeder mit dem Argument uns die Stimme gibt, wäre die 5 Prozent locker zu schaffen. Zudem stehen wir aktuell bundesweit bei zirka 3,5 Prozent es fehlen also nur noch 1,5 Prozent der Stimmen. Das ist bei etwa 22 Prozent unentschlossen Wähler durchaus realistisch.“
Marie Herrmann, die Basis
Marie Herrmann ist Direktkandidatin der Basis im Wahlkreis 286 zur Bundestagswahl 2021.
| Bild: Die Basis
Bitte stellen Sie sich den Lesern vor. „Ich bin 37 Jahre alt, verheiratet und habe ein Kind. Geboren in Berlin, Wohnhaft in VS-Pfaffenweiler und bin selbstständige Physiotherapeutin in Villingen. Ich bin Dozentin an einer Privatschule und unterrichte dort Physiotherapie. In der Gesundheits- und Präventionsbranche habe ich den Trainer absolviert, gebe Kurse und Fortbildungen in Fitnessstudios. Der Mensch stand bei mir schon immer im Vordergrund. Vor allem der Mensch in seiner Vielfältigkeit. Ein gesellschaftlicher Wandel ist mehr als notwendig. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass die kommenden Generationen in einer freien und demokratischen Gesellschaft leben können. Das jeder Mensch selbst über sich Verantwortung übernehmen kann und mit seinem eigenen freien Willen umsetzen kann. Wir brauchen eine Regierung, die nicht herrscht, sondern umsetzt. Politik bestimmt die Grundlage unseres Miteinander und Seins. Ein Miteinander muss für alle funktionieren und niemand darf durch seine freie Meinungsäußerung ausgeschlossen werden. Mein Weg fing letztes Jahr im März mit den Corona-Maßnahmen an. Schnell habe ich gemerkt, dass was nicht stimmt und dass die jetzigen Altparteien mit Panik und Angst das Volk beherrschen, anstatt mit Aufklärung, Ruhe und Hoffnung. Ich konnte nicht verstehen, warum nicht differenzierte Meinungen von verschiedenen Experten und Ärzten zur Aufklärung eingeholt wurden. Warum nur mit Spaltung, Wegsperren und Impfung reagiert wurde. Als Physiotherapeutin und Sporttrainerin habe ich viel Erfahrung mit Gesundheit und Prävention. Warum sollen wir nicht unser Immunsystem durch Bewegung und Luft stärken? Warum sollen wir isoliert leben, anstatt durch Liebe und Zusammenhalt die Psyche stärken können. Kinder wegsperren, ihre Entwicklung und Bildung in ihrer Kindheit stark einschränken? Dadurch entstehen viel größere Kollateralschäden. Ich wurde auf die Partei Widerstand aufmerksam, die leider schnell zerrbrach. Dann wurde ich im Juni 2020 Sprecherin in der Partei WIR2020 in der Region Rottweil-Tuttlingen und Schwarzwald-Baar. Ich habe den Wahlkampf für die Landtagswahl Baden-Württemberg 2021 vorbereitet. Nach der Landtagswahl im März habe ich die Basis kennengerlernt und habe beschlossen, mit unserem Bezirk einen gemeinsamen Weg zu gehen.“ Warum engagieren Sie sich bei der Basis? „Weil es die erste Partei in Deutschland ist, von der ich glaube, dass sie es schafft für eine direkte Basisdemokratie einzustehen. Getragen durch die Menschen, die durch die Basis der 4 Säulen, die in Freiheit, Achtsamkeit, Machtbegrenzung und Schwarmintelligenz eine neue Politik aufbauen möchten. Die Menschen sollten mit Hoffnung und Glaube an die Sicherheit an die Hand genommen werden und nicht mit Angst und Machtinteressen der Politik gedrückt werden. Ein menschenfreundlicheres Leben mit einer besseren Grundbasis ist notwendig und keine Spaltung, wie man es aktuell erlebt. Diese Partei hat durch ihre 4 Säulen ‚Freiheit, Machtbegrenzung, Achtsamkeit und Schwarmintelligenz‘ eine Basis für eine neue, starke und menschliche Politik. Vor allem direkt am Menschen und mit den Menschen.“ Welche Chancen rechnen Sie sich bei der Bundestagswahl aus? „Angesichts unserer stark steigenden Mitgliederzahl, die deutschlandweit bereits bei über 31.000 liegt, sind wir davon überzeugt, dass unsere Partei die Fünf-Prozent-Hürde überspringen wird.“ Welche sind die drei wichtigsten Ziele von Ihnen und Ihrer Partei? „Die weitere Spaltung der Gesellschaft müssen wir verhindern, den Zusammenhalt neu aufbauen und vor allem fördern. Wir sind für Impffreiheit, denn jeder Mensch sollte für sich selbst entscheiden können und dürfen. Zudem müssen unsere Grundrechte für jede Person wieder aktiviert werden, ohne Einschränkungen. Am wichtigsten sind freie Medien und keine Zensur von anderen Meinungen.“ Welche Vorurteile sind Ihnen und Ihrer Partei im Wahlkampf am häufigsten begegnet und wie reagieren Sie darauf? „Bei unseren Begegnungen mit unseren Mitmenschen gibt es größtenteils positives Feedback, was auch das kontinuierliche Wachstum der Mitgliederzahlen zeigt. Man bedenke hierbei, dass es uns erst seit knapp über einem Jahr gibt und die am stärksten wachsende Partei sind. Die Mitglieder und Unterstützer unserer Partei sind friedliebend und achtsam gegenüber allen Menschen, deren Meinung man, auch wenn sie abweichend von der eigenen Meinung sei, stets respektiere.“
Wir haben Menschen aus der Region gefragt
Was erwarten Sie von der neuen Bundesregierung?
Sonntagsfrage Video: Hans-Jürgen Götz und Franziska Zeller