Mit dem Ende der Kernkraft in Deutschland hat der Ausbau der Erneuerbaren Energien noch einmal an Dringlichkeit gewonnen. Besonders die Windkraft ist jedoch für ihre langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren bekannt.

Auch auf den Flächen des Fürstenberg Forsts soll künftig eine Reihe Windräder zur klimafreundlichen Stromversorgung beitragen. Viereinhalb Anlagen sollen allein im fürstlichen Wald auf dem Höhenzug Länge zwischen Donaueschingen und Hüfingen entstehen. Eines der Windräder ist dabei Teil des Projekts von Solarcomplex.

Weitere Windkraftprojekte in Planung

Wie Jens Borchers, Betriebsleiter von Fürstenberg Forst, erklärt, sollen auf den Flächen des Forstbetriebes noch weitere Windräder entstehen. So sind drei Anlagen im fürstlichen Wald bei Bräunlingen-Waldhausen angedacht. Die Genehmigungen für rund ein Dutzend Anlagen im Bereich Breisgau-Hochschwarzwald, die die EnBW errichten will, liegen laut Borchers derzeit in behördlichen Verfahren beim Landratsamt. „Das geht unfassbar langsam“, betont der Betriebsleiter.

Jens Borchers, Betriebsleiter von Fürstenberg Forst, kritisiert, dass die Planung eines Windrades immer noch viel zu lange dauere.
Jens Borchers, Betriebsleiter von Fürstenberg Forst, kritisiert, dass die Planung eines Windrades immer noch viel zu lange dauere. | Bild: Fröhlich, Jens

Dabei sieht er dringenden Handlungsbedarf: „Bei mir rufen scharenweise die Unternehmer an, weil sie sich an Anlagen beteiligen wollen. Aber wir sagen immer: An uns liegt es nicht. Wir stellen an Fläche zur Verfügung, was irgendwie geht. Aber es geht einfach nicht voran.“ Die Möglichkeiten des Forstbetriebes enden laut Borchers beim Unterschreiben des Pachtvertrags.

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Das Singener Unternehmen plant auf der Länge den Bau von insgesamt sechs Anlagen mit einer Leistung von je 5,7 Megawatt. Wie Vorstand Bene Müller erklärt, sollen die sechs Windränder künftig rund 60 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen, womit rein rechnerisch etwa der private Stromverbrauch der Menschen in Donaueschingen, Hüfingen und Blumberg gedeckt werden könnte. „Das ist aber natürlich eine bilanzielle Betrachtung – der Wind weht ja nicht immer. Es heißt also nicht, dass real das ganze Jahr über so viele Menschen versorgt werden können“, fügt Müller einschränkend hinzu.

Naturschutzverband fürchtet um Vögel und Fledermäuse

Nachdem Solarcomplex seit 2015 an dem Projekt arbeitet, sind die Planungen nun weit vorangeschritten: Die Genehmigung für die Errichtung der Windräder ist erteilt und die Klagefrist Anfang April abgelaufen. Die benötigte Fläche ist laut Müller auch bereits gerodet, es könnte also eigentlich losgehen. Dennoch muss Solarcomplex den Bau vorerst verschieben, denn der Verband Naturschutzinitiative hat gegen das Projekt Klage eingereicht.

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Die Regionalgruppe Schwarzwald-Baar des Verbandes, dessen Geschäftsstelle in Rheinland-Pfalz liegt, „beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren mit diesem Thema“, wie der Verband auf Anfrage des SÜDKURIER schriftlich mitteilt. Als Grund für die Klage gibt der Verband in einer Pressemitteilung den Schutz bedrohter Vogel- und Fledermausarten an.

Insbesondere der „windkraftsensible“ Rotmilan werde durch die Errichtung des „Windindustriegebietes“ in unmittelbarer Nähe zum Vogelschutzgebiet Wutach und Baaralb bedroht. Denn mit den Anlagen gehe für den Greifvogel ein erheblicher Lebensraumverlust einher.

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Auch den vollständigen Rückbau der Anlagen nach Ende der Laufzeit sieht der Verband als nicht gewährleistet an. „Zudem weist die FFH-Verträglichkeitsprüfung (Fauna-Flora-Habitat, Anm. der Redaktion) erhebliche Mängel auf, die im Einzelnen mit der Klagebegründung vorgetragen werden“, so Regionalgruppensprecherin Sitte in der Pressemitteilung.

Beide Seiten gehen von eigenem Erfolg aus

Anders als Bürgerinitiativen, die im Fall des Solarcomplex-Projekts keine Klage eingereicht haben, besteht beim Naturschutzverband keine persönliche Betroffenheit. Das sei auch sein „gesetzlich definierter Zweck“, schreibt der Verband.

Einen Widerspruch zwischen ihren naturschutzrechtlichen Anliegen und der Klage gegen die erneuerbaren Energien auf der Länge sieht die Naturschutzinitiative unterdessen nicht. Bei ihrer Klage, über die nun der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim entscheiden muss, rechnet sie sich gute Chancen aus, „da wir nur dann klagen, wenn gute Erfolgsaussichten bestehen.“

Solarcomplex-Vorstand Bene Müller sieht in der Klage des Naturschutzverbandes vor allem einen Schaden für die Energiewende. Er geht aber ...
Solarcomplex-Vorstand Bene Müller sieht in der Klage des Naturschutzverbandes vor allem einen Schaden für die Energiewende. Er geht aber nur von einer zeitlichen Verzögerung aus. | Bild: Solarcomplex

Unterdessen geht Solarcomplex-Vorstand Bene Müller fest davon aus, dass der Verband scheitern und das Genehmigungsverfahren der Klage standhalten wird. Er rechnet damit, dass das Urteil noch dieses Jahr erfolgt. In diesem Fall würde Solarcomplex laut Müller im Frühjahr 2024 mit dem Bau der Windräder beginnen und voraussichtlich Ende 2024 oder Anfang 2025 den Betrieb aufnehmen. „Diesen Zeitplan könnte man mal als Wunsch formulieren. Aber wir sind natürlich abhängig davon, wann das Gericht entscheidet.“ Solange liegt das Projekt auf Eis.

Qualitas Energy Deutschland übernimmt Projekt

Daneben sollen fünf weitere Windräder auf der Länge entstehen, dreieinhalb davon auf Flächen des Fürstenberg Forsts. Der sogenannte Windpark Blumberg wird seit Ende 2022 von Qualitas Energy Deutschland betrieben, ein Investment- und Projektentwicklungsunternehmen, dessen Fokus auf Erneuerbaren Energien liegt. Der frühere Projektbetreiber, Green City, hatte zuvor Insolvenz beantragt.

Klappt die Inbetriebnahme Ende 2026?

Wie Unternehmenssprecherin Theresa Tolle auf Anfrage mitteilt, verlaufe die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Schwarzwald-Baar aktuell „sehr gut“: „Die Antragsunterlagen wurden eingereicht und wir sind in regem Austausch mit Gemeinde und Landkreis, um das Projekt voranzubringen“, so Tolle. Mitte April habe der Projektmanager die Gemeinde Blumberg und das Landratsamt besucht, um die nächsten Schritte abzusprechen. Der weitere Zeitplan sei zwar schwer abzuschätzen, so die Sprecherin, „aber wir würden uns eine Inbetriebnahme zum Ende des Jahres 2026 wünschen.“

Die fünf Windräder sollen ebenso wie bei Solarcomplex künftig 5,7 Megawatt Leistung pro Anlage bringen. Mit dem erzeugten Strom könnten nach Berechnung des Unternehmens rund 13.000 Zwei-Personen-Haushalte versorgt werden.