Nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine ist vielen Menschen klar geworden, dass neue Energiequellen erschlossen werden müssen. Doch große Photovoltaik-, Wind- oder Wasserkraftanlagen stoßen nicht selten auf Hindernisse, die einen schnelleren Ausbau verhindern.
Betroffen ist davon auch der Forstbetrieb der Adelsfamilie Fürstenberg, die eigenen Angaben zufolge zweitgrößter privater Waldbesitzer in Deutschland ist. Der Forstbetrieb hat sich zum Ziel gesetzt, dass in den kommenden Jahren auf eigenem Gebiet rund 50 neue Windkraftanlagen entstehen sollen.
Bereits vor 20 Jahren habe man sich dem Thema zugewandt, so Betriebsleiter Jens Borchers. Es sei dem Fürstenhaus ein großes Anliegen, sich aktiv am Ausbau der alternativen Energien zu beteiligen und so auch etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Borchers verhehlt aber nicht, dass die Verpachtung der dafür nötigen Flächen an Investoren auch ein attraktives, neues Geschäftsfeld für seinen Betrieb darstelle, mit regelmäßigen Einnahmen über 30 Jahre hinweg. Denn so lange laufen in der Regel die Pachtverträge.
Geringer Flächenverbrauch
Er verweist auf Vorteile: „Windkraft ist die Energie mit dem geringsten Flächenverbrauch.“ Lediglich 0,87 Hektar werde pro Windrad benötigt.
Bei Photovoltaik liege das Verhältnis Flächenverbrauch zur erzeugten Energie zehn Mal höher. Noch viel ungünstiger stellt sich das Verhältnis zur Biomasse dar: Ein Maisfeld sei 300 mal weniger effektiv als ein Windrad.
„Und alles ist reversibel“, so Borchers. Nach 30 Jahren verbleibe lediglich ein Betonsockel in der Tiefe des Waldbodens. Dieser würden vom Wald rasch überwachsen und es gingen keine Bodenbelastungen davon aus. Die Freifläche werde einfach aufgeforstet.
Ein weiterer Punkt für die Windkraft ist wirtschaftlicher Natur. „Die Höhenlagen sind für uns schwieriger zu bewirtschaften.“ In Zeiten von einem wachsenden Risiko auf den Holzmärkten, steigenden Kosten und den Veränderungen im Wald durch den Klimawandel ein nicht zu unterschätzender Punkt, so der Betriebsleiter. Erste Erfolge in Sachen Windkraft im Forst gibt es bereits.
Erfolgreich umgesetzt
Vor rund zehn Jahren waren die Planungen für Windräder auf dem Amtenhauser Berg nahe Immendingen und Geisingen gestartet. Seit einigen Jahren drehen sich dort fünf Windräder und produzieren Strom für 10.000 Menschen.
„Es waren eigentlich zehn geplant in einem Gemeinschaftsprojekt mit umliegenden Gemeinden“, erinnert sich Borchers. Am Ende wurden jedoch nur fünf Windräder auf dem Gebiet des Fürstlichen Forstbetriebes realisiert.
„Bis heute gab es dazu keine negativen Rückmeldungen“, erzählt Borchers. Für ihn ein Beweis, dass solche Projekte funktionieren und niemanden stören, wenn alles richtig geplant wurde.

Geplante Anlagen
Ähnlich lange reichen laut Borchers die Bemühungen für einen Windpark in dem 3100 Hektar großen Bereich auf dem Höhenzug Länge zwischen Donaueschingen und Hüfingen zurück.
Hier steht, abgesehen von der kleinen Altanlage auf der Längewiese, bis heute noch kein einziges Windrad. Vorherige Anläufe waren gescheitert. Es gab Formfehler im Genehmigungsverfahren, ein Unternehmen musste Insolvenz anmelden und Windkraftgegner protestierten.
Der aktuelle Anlauf scheint jetzt auf einem besseren Weg zu sein, obwohl es bei einem Erörterungstermin im Landratsamt im Oktober im Rahmen des Genehmigungsverfahrens über 100 offizielle Einwände gegen das Projekt gab.
Jens Borchers ist dennoch optimistisch, dass es nun in absehbarer Zeit endlich losgehen kann. „Die Rodungsplanung läuft bereits.“
Wird die Genehmigung erteilt, könnte der Bau der elf Windräder 2023 starten, fünf davon sollen auf dem Gebiet des Forstbetriebs entstehen. Insgesamt können damit 20.000 Haushalte mit Strom versorgt werden.
Bei Eisenbach auf dem Kolmen ist man noch nicht ganz so weit. Hier sind laut Borchers drei Windräder geplant. Er rechnet hier mit einem Baubeginn im Jahr 2025.
Ebenfalls drei Anlagen sind im fürstlichen Wald bei Bräunlingen-Waldhausen angedacht. Auch hier gibt es bereits Planungen, die Borchers als vielversprechend einstuft.
Gleiches gilt für drei Windräder auf dem Ahaberg bei Schluchsee, zwei Anlagen auf dem Sommerberg bei Schollach und für fünf Anlagen bei der Olpenhütte in Lenzkirch-Grünwald, wo sich bereits seit vielen Jahren ein Windrad auf fürstlichem Grund dreht.
Neben diesen Standorten sind weitere in Vorbereitung. Das heißt, es wird geprüft, ob die vielen planungsrechtlichen Voraussetzungen für einen Windpark erfüllt werden können. Solange dies unklar sei, möchte Borchers keine konkreten Standorte nennen.
Vielmehr sei es wichtig, immer die örtlich betroffenen Gemeinden mit ins Boot zu holen und gemeinsame Projekte daraus zu machen. Das stärke die Akzeptanz in der Bevölkerung.