Das Projekt Windpark Länge auf der Baar hat eine weitere Etappe absolviert. Wie es das umweltrechtliche Genehmigungsverfahren vorschreibt, fand jetzt ein Erörterungstermin im Landratsamt statt. Dabei wurden mehr als 100 offizielle Einwände von unterschiedlichen Seiten gegen die geplante Maßnahme besprochen.
Dafür nahmen sich nun die Vertreter der Genehmigungsbehörde, in diesem Fall das Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis, sowie Vertreter des Singener Unternehmens Solarcomplex, das die Windenergieanlagen errichten will, und weitere Projektbeteiligte deshalb Zeit.
Es ging darum, sich die Einwände verschiedener Kritiker und Antragsteller aus Natur- und Umweltschutzorganisationen anzuhören und Stellung zu nehmen. Ziel des anberaumten Termins sei es, „die Entscheidungsgrundlage auf breite Füße stellen und um eventuelle Missverständnisse auszuräumen“, erläuterte Landrat-Stellvertreter Martin Seuffert.
Wie berichtet plant das Unternehmen SolarComplex auf dem Höhenzug „Länge“ zwischen Donaueschingen und Hüfingen einen Windpark mit sechs Windenergieanlagen. Das Gebiet wurde im Flächennutzungsplan entsprechend ausgewiesen.
Otto Maria Jandl von der Firma Solarcomplex stellte das Projekt in groben Zügen noch einmal vor. Dabei betonte er, dass das bereits 2015 erstmals auf den Weg gebrachte Vorhaben im Jahr 2021 „nicht wegen fehlender Unterlagen unsererseits, sondern wegen eines Formfehlers des Landes Baden-Württemberg zurückgezogen wurde.“
Wie er sagte, habe das Land „massiven Bedarf an der Errichtung von Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung.“ Gerade einmal vier Prozent des Strombedarfs in Baden-Württemberg würden bislang durch Windenergie erzeugt.
Strom für 40.000 Menschen möglich
Die Regierung wolle 1000 neue Windenergieanlagen ermöglichen. „In den vergangenen vier Jahren wurden allerdings nur jeweils rund 20 Anlagen in Betrieb genommen“, machte Jandl auf das Defizit aufmerksam. Der Windpark Länge würde jährlich rund 60 Millionen Kilowattstunden grünen Strom erzeugen, der den Bedarf von 40.000 Menschen decken würde. „Das wäre mehr, als die Einwohner von Donaueschingen, Hüfingen, Blumberg und Geisingen zusammen verbrauchen.“
Die insgesamt 104 vorgebrachten Einwände wurden vom Umweltforschungsbüro Bosch & Partner zunächst erfasst, thematisch geordnet und zusammengefasst dargestellt.

Bedenken äußerten die Vertreter von Umwelt- und Naturschutzverbänden demnach unter anderem zum allgemeinen Genehmigungsverfahren, zum Planungskonzept, zu Beeinträchtigungen für Menschen, Tiere und Pflanzen.
Ökologische und technische Bedenken
Es gab zudem Kritik an der Flächenauswahl, Zweifel an der Kapazität des Netzeinspeisepunktes und Befürchtungen, dass womöglich der Strom von Haussolaranlagen nicht mehr ins Elektrizitätsnetz eingespeist werden könne.
Auch in Bezug auf Infraschall als gesundheitsschädliche Auswirkungen für Menschen und Tiere wurden Bedenken vorgebracht. Ebenso wie zu den Themenbereichen Brandschutz, Wasserschutzgebiet, Klimaverträglichkeit, Gefährdung für verschiedene Vogelarten und Luchsvorkommen.
Die Vertreter der Behörden- und der Vorhabenseite bemühten sich um Erläuterungen zu den Bedenken.
Wie Vize-Landrat Matin Seuffert bereits zu Beginn des Termins anmerkte, konnte an dem Tag keine Entscheidung für oder gegen die Errichtung des Windparks Länge getroffen werden. „Wir hoffen, dass wir bis Ende des Jahres eine endgültige Entscheidung treffen können.“