Eine ganze Serie von Brandstiftungen im landwirtschaftlichen Bereich hat die Region 2022 in Atem gehalten. Los ging es mit dem ersten Fall im August 2022. Dann kamen immer weitere Brände hinzu, vor allem im Kreis Tuttlingen, aber auch im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Das Geschehen entwickelte sich zu einer Serie, die bis in den frühen Herbst anhielt. Erst kurz vor Weihnachten 2022 fasste die Polizei zwei Tatverdächtige. Dann war Ruhe.

Und nun stehen Nico B. und Thomas W. vor dem Landgericht Rottweil. Sie sollen im Sommer 2022 zunächst Holzstapel und Heuballen, dann aber auch landwirtschaftliche Gebäude in Brand gesetzt haben. Und dabei einen Schaden von 1,8 Millionen Euro verursacht haben, so die Anklage.

Thomas W. war zu der Zeit Busfahrer. Er fuhr zwischen Balingen und Tuttlingen, die beiden anderen begleiteten ihn offenbar, so die Aussage von Nico B. Denn neben Nico B. soll auch eine Frau mit von der Partie gewesen sein. Sie, so die Anklage, werde gesondert verfolgt.

Die Angeklagten

Beide Männer sitzen in Untersuchungshaft. Nico B. betonte, er habe genug vom Alkohol, brauche aber eine Therapie, um auch nach der Haft trocken zu bleiben. Begonnen habe er schon jetzt damit. Hingegen sagte Thomas W. aus, er trinke überhaupt keinen Alkohol.

Warum das Trio in der Nacht vom 11. auf den 12. August auf der Rückfahrt von Balingen überhaupt auf die Idee gekommen sein sollen, zunächst einen Holzstapel zwischen Böttingen und Wehingen anzuzünden, in der Nacht darauf bei Dürbheim mehrere Heuballen in Brand setzten und dann so weitermachten – das wurde zunächst beim Prozessauftakt nicht klar.

Erst brennen Holzstapel, dann eine ganze Scheune

In der Nacht vom 13. August wurde dann eine Scheune bei Neuhausen ob Eck im Kreis Tuttlingen in Brand gesetzt.

Man habe sich zuvor versichert, dass keine Menschen drin waren, sagte Nico B. aus. Allerdings hätten sie nicht gesehen, dass dort Maschinen standen. Da die Scheune komplett ausbrannte, entstand hier ein Sachschaden von 470.000 Euro.

In den Nächten darauf brannte die Alte Säge bei Emmingen-Liptingen im Kreis Tuttlingen. Hier entstand ein Sachschaden von einer halben Million Euro.

Später brannte Lagerholz, dann Heuschwaden am Schwenninger Flughafen.

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Und schließlich geriet Ende August ein landwirtschaftliches Gebäude bei Bad Dürrheim in Brand. Die Scheune zwischen Hochemmingen und Sunthausen/Hirschhalde brannte bis auf die Bodenplatte ab. Es entstand ein Schaden von geschätzt 200.000 Euro.

Der Raiffeisenturm (ein Silo) bei Mühlheim an der Donau und ein landwirtschaftliches Gebäude bei Tuttlingen fielen offenbar ebenfalls den beiden Männern und ihrer Begleiterin zum Opfer – so die Überzeugung der Ankläger.

Zweimal in Tatortnähe ertappt

Auf die Schliche kam die Polizei dem Trio, nachdem sie zweimal in der Nähe eines Tatorts erwischt worden waren. Man überwachte sie dann und stellte über die Funkzelleneinwahl dann auch bald fest, dass sie die Täter sein könnten.

Nach der Verhaftung war Nico B. dann offenbar schnell geständig.

Auf Antrag der beiden Verteidiger gab es nun ein Rechtsgespräch, bei dem die Taten bei Dürbheim aus der Anklage zum aktuellen Landgerichtsprozess herausgenommen wurden.

Ein Geschädigter hilft Ermittlern nicht

Zum einen, weil die beiden Männer die Vorwürfe im Wesentlichen eingeräumt hatten, wie der Vorsitzende Richter Karlheinz Münzer begründete. Zum anderen, weil der Geschädigte nicht sagen konnte, wie hoch der Schaden hier war: „Er war nicht bereit, bei der Ermittlung mitzuwirken.“

Doch auch so könnte an den Beiden je nach Ausgang des Prozesses mutmaßlich viel hängen bleiben, das betonte auch Richter Münzer. „Man kann sich so ja finanziell fürs Leben ruinieren.“

Fortgeführt werden soll der Prozess am Montag, 18. September, das Urteil dürfte wahrscheinlich am 4. Oktober fallen.