Rolf Hohl

Für Außenstehende kam die Entscheidung kurzfristig, für den Vorstand hatte es sich schon länger angekündigt. Als diese Woche bekannt wurde, dass der St. Georgener Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) seinen Fahrdienst eingestellt hat, sind einige Betroffene davon überrascht worden. „Dieser Entschluss ist uns sicher nicht leicht gefallen, immerhin haben wir den Dienst schon mehrere Jahrzehnte betrieben“, sagt Willi Hils, der zweite Vorsitzende des DRK-Ortsvereins.

Nicht mit Spenden aufrecht zu erhalten

Für diesen drastischen Schritt gebe es zwei Gründe, erklärt er. Erstens habe es einen „gravierenden Personalengpass“ bei den Fahrern gegeben, weil ein Hauptamtlicher gekündigt habe und mehrere geringfügig Beschäftigte in den Krankenstand getreten seien. Und zweitens habe sich die Ertragslage derart stark verschlechtert, dass man bei der jüngsten Vorstandssitzung des Ortsvereins entschieden habe, den Dienst vollständig einzustellen. „Wir können es nicht verantworten, mit den Spenden unserer passiven Mitglieder einen Fahrdienst aufrecht zu erhalten, der sich nicht rechnet. So ein Unterfangen muss sich bis zu einem gewissen Grad selbst tragen“, so Hils.

Der Sitz des DRK-Ortsvereins an der Spittelbergstraße in St. Georgen.
Der Sitz des DRK-Ortsvereins an der Spittelbergstraße in St. Georgen. | Bild: Rolf Hohl

Für Sonja Heinzmann kam diese Nachricht nicht nur überraschend, sondern erst einmal überhaupt nicht bei ihr an. Die Leiterin des Sozialdiensts im St. Georgener Elisabethhaus erfuhr diese Woche unvermittelt, dass der Fahrdienst des DRK-Ortsverbands eingestellt wurde. „Wir haben schon seit etwa drei Monaten gemerkt, dass immer mehr Anfragen abgelehnt werden“, schildert sie. Angeblich habe man dort keine Zeit oder Kapazität mehr gehabt, so sei ihr mitgeteilt worden. Zuletzt sei aber schlicht niemand mehr ans Telefon gegangen, wenn man in der Fahrdienstzentrale angerufen habe.

Unrentable Kurzstrecken in die Stadt

Gerade diese Fahrten, mit denen Betagte aus den Altenheimen in die Bergstadt zu den Ärzten gebracht wurden, hätten sich zu wenig gerechnet, erklärt Willi Hils. Weil man nach Kilometern bezahlt werde, sei das Geschäft hauptsächlich mit den Bestandskunden, etwa Dialysepatienten, langfristig zu stemmen. Eine Aufgabe, die im Übrigen auch andere DRK-Fahrdienste immer weniger bewältigen könnten, meist ebenfalls aus Kosten- und Organisationsgründen, so Hils.

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Die beiden Fahrzeuge und das Personal des DRK-Fahrdiensts werden nun vom Taxi-Unternehmen Fischer aus St. Georgen übernommen. Für Sozialdienstleiterin Heinzmann ist das keine optimale Lösung: „Je nach Patient ist es manchmal auch gut, wenn die Fahrer ein gewisses medizinisches Vorwissen haben.“ Das, so befürchtet sie, sei dann vielleicht nicht mehr gegeben.