Herr Schrieder, mit welchem Gefühl gehen Sie mit Blick auf die Pandemie in den zweiten Corona-Winter?

Mit einem gemischten Gefühl. Auf der einen Seite haben wir gute Schutzvorkehrungen, wie zum Beispiel Testungen der Besucherinnen und Besucher in unseren Einrichtungen. Auf der anderen Seite können wir durch die 3G-Regelung nie ganz auf der sicheren Seite sein und setzen auf die Mithilfe und Vernunft aller Beteiligten.

Wie strikt sind die Regeln bei Ihnen gerade? Was gilt für die Bewohner? Ist deren Alltag vollständig zurückgekehrt?

Der Alltag unserer Bewohnerinnen und Bewohner ist nahezu zurückgekehrt. Lediglich die Veranstaltungen finden noch wohnbereichsbezogen statt und Besuchszeiten sind derzeit noch festgelegt. Die Freizügigkeit ist für alle gegeben.

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Was gilt für die Besucher?

Für Besucher gilt derzeit die 3G-Regel. Nicht immunisierte Besucher legen einen Antigentest vor, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Sofern dieser nicht vorliegt, werden Besucher während der festgelegten Besuchszeiten vor Ort bei uns in den Einrichtungen von geschultem Personal getestet.

Finden bei Ihnen schon Drittimpfungen statt?

Die Drittimpfungen der Bewohnerinnen und Bewohner laufen an. Die Ärzteschaft aus St. Georgen führen diese in enger Zusammenarbeit mit uns durch.

Das Land hat die 2G-Regel angekündigt, wenn sich die Lage auf den Intensivstationen verschärft. Wie stehen Sie dazu und welche Auswirkungen kann das auf die Altenheime haben?

Selbstverständlich sind Bewohnerinnen und Bewohner unserer Einrichtungen im Fall einer 2G-Regel auch besser geschützt, grundsätzlich müssen wir alle erst noch lernen, welche Regelungen letztendlich greifen und zielführend sind.

Dürfen Sie Ihre Angestellten nach dem Impfstatus fragen und machen Sie davon Gebrauch?

Laut der aktuellen Gesetzgebung dürfen wir die Belegschaft nach ihrem Impfstatus befragen und machen davon auch Gebrauch.

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Gibt es Probleme damit? Wir hören beispielsweise von Kündigungen am Klinikum, die im Zusammenhang mit dem Impfen stehen?

Bislang gab es diesbezüglich bei uns noch keine unerfreulichen Situationen, natürlich hoffe ich, dass dies auch in Zukunft so bleibt und zu keinem Dissens führt.

Die Situation in der Pflege ist immer wieder Thema: Haben Sie Hoffnung, dass sich für Ihre Branche durch die Bundestagswahl etwas verändert?

Ich bin selber in Gremien auf Landes- und Bundesebene für die Diakonie tätig und habe darüber gerade in den letzten Wochen Gespräche mit Mitgliedern des Bundestages geführt. Ich denke, das Thema Pflege ist parteiübergreifend in den Fokus gerückt und wird unabhängig von dem Wahlergebnis von jeder Partei priorisiert behandelt werden.

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Sie betreiben ein neues Haus in Schönwald, brauchen also noch mehr Personal – wie sieht es auf dem Pflegearbeitsmarkt derzeit aus?

Derzeit erfreuen wir uns immer wieder über Initiativ-Bewerbungen. Um eine strategische Personalplanung zu gewährleisten sind wir zusätzlich auf die internationale Personalrekrutierung – als weiteren Baustein in der Personalgewinnung – angewiesen. Eine zeitgemäße Ausbildung und ein breites Angebot zur Personalentwicklung und Personalbindung sorgen dafür, dass wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken können.

Was wäre Ihr Wunsch – ganz allgemein und für die nächsten Wochen und Monate?

Mein größter Wunsch für unsere Bewohnerinnen und Bewohner ist, dass sie gerade in den kommenden Wintermonaten weiterhin Besuch von ihren Lieben empfangen können und dass wir wieder einen lebendigen beziehungsweise lebenswerten Alltag in unseren Einrichtungen ermöglichen können. Ganz allgemein wünsche ich mir, dass Lösungen zum sogenannten „Pflegenotstand“ in unserem Land nicht nur von Politik, Kostenträgern und Einrichtungen gefordert werden, sondern das Thema „Altern“ als gesamtgesellschaftliche Herausforderung verstanden wird, in dem jeder Einzelne gefordert ist sich einzubringen.