Das Landratsamt richtet in St. Georgen eine weitere Flüchtlingsunterkunft ein. In der Schramberger Straße 20a entsteht derzeit Raum für bis zu 57 geflüchtete Menschen. Anwohner der direkten umliegenden Nachbarschaft wurden am Montagabend, 27. März, in einer kurzfristig einberufenen Infoveranstaltung des Landratsamtes in der Stadthalle über das Vorhaben informiert.
Bei dieser Veranstaltung, zu der Anwohner mit Briefen eingeladen worden waren, nahm auch Landrat Sven Hinterseh teil. Bürgermeister Michael Rieger hatte offenbar auf den Abend gedrängt, um im Vorfeld aufzuklären.
Nach Informationen dieser Redaktion wird das Gebäude nach Berechnungen der Behörde zu 80 Prozent belegt. Eine Vollbelegung würde 80 Personen bedeuten. Dies wird derzeit aber nicht angestrebt.
Einige der rund 30 Anwesenden äußerten dabei Bedenken aufgrund der nahen Umgebungsbebauung. Sowohl die eigene als auch die Privatsphäre der Menschen, die dort einziehen, könnte beeinträchtigt werden. Das Gelände um das Gebäude ist von einem bebauten Hang umgeben.
Auf SÜDKURIER-Nachfrage bestätigt Bürgermeister Michael Rieger das Vorhaben des Kreises. „Das Gebäude wurde vom Inhaber selbst als Unterkunft angeboten“, so Rieger. Bei dem Gebäude handelt es sich um das frühere Anwesen der Firma Megalith. Diese hat die Immobilie verkauf, der Landkreis ist nun Mieter. Der Mietvertrag beginnt am 1. April.
Nach Angaben des Landratsamtes sollen hier ab Mitte April die ersten geflüchteten Menschen untergebracht werden. Dabei soll es sich vorwiegend um Familien handeln.

Wie Daniel Springmann, beim Landratsamt zuständig für die Unterbringung von Flüchtlingen, erklärt, wird der Schwarzwald-Baar-Kreis nach aktuellen Berechnungen im April etwa 80 Personen aufnehmen. Davon 40 Personen aus der Ukraine und 40 Personen aus anderen Nationen. Die weitere Entwicklung bleibe abzuwarten. Derzeit gebe es circa 230 freie Plätze in Gemeinschaftsunterkünften.
Der Landkreis ist deshalb seit Monaten intensiv auf der Suche nach geeigneten Immobilien. „Wir wollen eine Unterbringung der geflüchteten Menschen beispielsweise in einer Sporthalle vermeiden und sind deshalb mit Hochdruck auf der Suche nach geeigneten Gebäuden im Landkreis“, erklärt Daniel Springmann.

Bürgermeister Rieger kann den Druck des Landratsamtes, die dem Kreis zugewiesenen Flüchtlinge unterbringen zu müssen, nachvollziehen. „Aber wir sind jetzt an einer Kapazitätsgrenze bei den Kindergärten und Schulen angelangt.“ Auch die ehrenamtlichen Helfer seien an der Belastungsgrenze angelangt. Rieger betont, dass „wir gerne helfen wollen. Aber es muss auch leistbar sein.“

Rieger versteht auch die Bedenken der direkten Anwohner bezüglich der nahen Bebauung. „Die Anwohner können direkt in die Schlafräume der Unterkunft sehen. Und umgekehrt auch.“
Er habe angeboten, das ehemalige Wohngebäude der Firma PE an der Bundesstraße als Flüchtlingsunterkunft nutzbar zu machen. Der Mietvertrag in der Schramberger Straße 20a sei deshalb auf ein Jahr beschränkt.