Es war einer der größten Einsätze für die St. Georgener Feuerwehr der vergangenen Jahrzehnte: Am Sonntag, 5. Februar 1989, wurde das Gasthaus „Krone“ in Peterzell durch einen Dachstuhlbrand komplett zerstört. Die Rauchsäule, die über dem mächtigen Gebäude aufstieg, war kilometerweit zu sehen. 100 Feuerwehrleute aus St. Georgen und Villingen waren im Einsatz, um den Brand zu löschen. Einer von ihnen war Sven Palmer, damals 17 Jahre jung. Für ihn war es der erste Einsatz als Feuerwehrmann.

Sven Palmer war damals ein junger Feuerwehrmann. Der Brand der „Krone“ war sein erster Einsatz.
Sven Palmer war damals ein junger Feuerwehrmann. Der Brand der „Krone“ war sein erster Einsatz. | Bild: Sprich, Roland

Palmer erinnert sich: Als er an jenem Sonntagmorgen ins Feuerwehrgerätehaus am Spittelberg eilte, ahnte er noch nicht, was auf ihn zukommen würde. Zwar hatte er kurz vorher einen Funkalarmempfänger bekommen, „aber da kamen nur Sprachinfos an und die waren schlecht zu verstehen.“ Da er zudem ein Feuerwehrneuling war, gehörte er nicht zu den ersten Kräften, die alarmiert wurden. „Ich war auf Schleife zwei, die erst bei größeren Einsätzen alarmiert wurde.“

Das Feuer breitet sich rasend schnell aus und greift auf den gesamten Dachstuhl über, wie das historische Foto zeigt.
Das Feuer breitet sich rasend schnell aus und greift auf den gesamten Dachstuhl über, wie das historische Foto zeigt. | Bild: Feuerwehr St. Georgen

Eine gespenstische Szenerie

Als er mit seinen Kollegen im Rüstwagen auf der Anfahrt war, konnte er das Ausmaß schon von St. Georgen aus sehen. „Es war ein klarer, absolut windstiller Wintertag, so dass die schwarze Rauchsäule kerzengrade nach oben stieg“, erinnert sich Palmer an das Bild, das sich einprägt habe. An der Einsatzstelle angekommen, bestand seine Aufgabe zunächst darin, „eine Wasserversorgung über eine lange Wegstrecke aufzubauen. Mit viel Schlauchmaterial.“ Danach half er mit anderen Feuerwehrkräften, den Gastraum auszuräumen, und versuchte zu retten, was zu retten war, während der Löschangriff von der Gebäuderückseite erfolgte. „Ich erinnere mich, dass ich half, einen schweren Zigarettenautomaten, der im Eingangsbereich der Gaststube stand, ins Freie zu tragen“, sagt Palmer. Heute lacht er darüber. Die Szenerie in dem Gastraum beschreibt er als gespenstisch. „Es hat ja nur im Dachstuhl des Gebäudes gebrannt. Unten war es leicht verraucht und das Löschwasser tropfte von oben herab.“

Peterzeller Bürger stehen 1989 fassungslos vor der „Krone“. Die schwarze Rauchsäule steigt senkrecht empor und ist ...
Peterzeller Bürger stehen 1989 fassungslos vor der „Krone“. Die schwarze Rauchsäule steigt senkrecht empor und ist kilometerweit zu sehen. | Bild: Feuerwehr St. Georgen

Heute, 32 Jahre nach dem Großbrand der „Krone“, gehört Sven Palmer zu den erfahrensten und dienstältesten Kräften der St. Georgener Feuerwehr. Und er ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele. Dass die Feuerwehr ein Hobby werden könnte, habe für ihn festgestanden, als er bei einer Probe am Haus seiner Großeltern, dem „Rossberg-Beck“, die Feuerwehr bei ihrer Arbeit beobachtet habe, so Palmer.

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Über den damaligen Freund seiner Zwillingsschwester stieß er dann später zu der Mannschaft, die damals unter der Leitung von Kommandant Rolf Weißer stand. Zu wie vielen Einsätzen aufgrund von Bränden, Verkehrsunfällen oder technischen Hilfeleistungen er seither ausgerückt ist, weiß der heute 50-Jährige nicht. Weit mehr als zweitausend werden in den vergangenen 32 Jahren zusammengekommen sein. An alle kann er sich längst nicht erinnern. „Aber den Brand der ‚Krone‘ vergesse ich nicht.“

Wie war es zu dem Brand gekommen?

Wie die Kriminalpolizei nach dem Brand ermittelte, hatte der damalige „Kronen“-Wirt Richard Gschwendtner bereits morgens um 7 Uhr ein Feuer in der Dunstabzugshaube bemerkt und mit einem Feuerlöscher selbst bekämpft. So berichtete es der SÜDKURIER. Gschwendtner hielt das Feuer demnach für gelöscht. Etwa eine Stunde später bemerkte eine Nachbarin eine starke Rauchentwicklung aus dem Bereich des Küchenabzugs, kurz darauf schlugen die ersten Flammen aus dem Dach. Sie alarmierte die Leitstelle der Feuerwehr. Um 8.21 Uhr waren die ersten Feuerwehrkräfte der Peterzeller Feuerwehr vor Ort. Diese durchsuchten zunächst die Gästezimmer, doch alle Gäste konnten sich selbständig ins Freie retten. Für das Gebäude kam jede Hilfe zu spät, denn das Feuer hatte sich unbemerkt in den Dachstuhl ausgebreitet.

Der Tag nach dem Brand. Der komplette Dachstuhl ist abgebrannt. Die Feuerwehr ist mit Nachlöscharbeiten beschäftigt. In der Folge wird ...
Der Tag nach dem Brand. Der komplette Dachstuhl ist abgebrannt. Die Feuerwehr ist mit Nachlöscharbeiten beschäftigt. In der Folge wird das Gebäude abgerissen. | Bild: Feuerwehr St. Georgen

Die „Krone“ wurde vollständig zerstört, der Schaden damals auf rund zwei Millionen Mark geschätzt. Besonders tragisch: Ein knappes Jahr zuvor hatte es in der „Krone“ schon einmal gebrannt. Damals soll ein technischer Defekt an einer Leitung die Ursache gewesen sein. Es entstand ein Schaden von einer Million D-Mark. Das Pächter-Ehepaar Gschwendtner hatte das Gasthaus nach diesem Brand gerade wieder hergerichtet und erst wenige Wochen zuvor, über Weihnachten und zum Jahreswechsel 1988/89, waren die ersten Übernachtungsgäste gekommen. Nur ein paar Tage vor dem verheerenden Brand war die neue Telefonanlage installiert worden.

Heute steht an der Stelle, das bis heute „Krone-Areal“ heißt, ein modernes Mehrfamilienhaus. Bild: Roland Sprich
Heute steht an der Stelle, das bis heute „Krone-Areal“ heißt, ein modernes Mehrfamilienhaus. Bild: Roland Sprich | Bild: Sprich, Roland

Das traditionsreiche Gebäude wurde abgerissen. Heute steht an der Stelle ein Mehrfamilienwohnhaus. Nur eines ist bis heute geblieben: Der Platz, an dem einst das größte Peterzeller Gasthaus stand, heißt bis heute „Krone-Areal“.

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