Die Digitalisierung hat vor allem zu einem geführt: Das Geschäft mit der analogen Paket-Post floriert. Die Menschen bestellen immer mehr im Internet und auch die Einzelhändler vor Ort bieten ihre Waren online an. Es wird versendet und verschickt, als gäbe es kein Morgen. Auf den Straßen reiht sich ein Lieferfahrzeug ans nächste, Austräger der verschiedenen Dienstleister eilen von Haustür zu Haustür.
Für die Privatkunden in St. Georgen ist bislang die Post am Marktplatz die erste Anlaufstelle. Aber das ändert sich jetzt. Dass Bürgermeister Michael Rieger über die Art der Kommunikation mit dem Unternehmen nicht gerade glücklich ist, verwundert dabei wenig. Es ist wohl davon auszugehen, dass der Bürgermeister die Bedürfnisse der Einwohner und die verkehrstechnische Lage vor Ort besser einschätzen kann, als die Post-Verantwortlichen im weit entfernten München. Seine Vorschläge für einen sinnvollen Standort werden aber ignoriert, Schreiben einfach nicht beantwortet. Das ist furchtbar schlechter Stil und auch wirtschaftlich kurzsichtig. Als Rathaus-Chef ist Rieger schließlich der Vertreter von 13.000 Einwohnern und damit auch von 13.000 Post-Kunden.
Unrühmliches Ende nach 40 Jahren
Nach dem sang- und klanglosen Wegfall einer 40 Jahre alten Institution dürfen sich die Betreiber des neuen Postshops des Wohlwollens der Bergstädter sicher sein. Sie halten die Nahversorgung in einem essenziellen Bereich aufrecht. Ob die unmittelbaren Nachbarn über die künftige Konkurrenz bei der Parkplatzsuche so glücklich sind, darf hingegen eher bezweifelt werden. Wer sein (schweres) Päckchen zu tragen hat, schätzt einen Parkplatz vor der Tür ganz besonders. Für die Mitbewerber in der Branche bietet sich damit eine Gelegenheit. Denn auch nach der Pandemie wird das Post-Geschäft sicherlich weiter zulegen – auch in St. Georgen.