Im Klosterweiher soll auch im kommenden Sommer gebadet werden. Das wäre die gute Nachricht vorweg. Ansonsten steht dem Badesee eine langwierige und kostspielige Sanierungsphase bevor. Sie wird sich über Jahre ziehen und viele Millionen kosten. Bürgermeister Michael Rieger hat nun in einem Pressegespräch erläutert, was die Sofortmaßnahmen für das Problemgewässer sind und was auf lange Sicht getan werden muss.

  1. Was soll sofort am Klosterweiher umgesetzt werden? Das beschränkt sich zunächst auf zwei Dinge, wie Rieger erklärt. Zum einen soll auf dem Weiher ein Gerät installiert werden, dass das Wasser umwälzt und dabei mit Sauerstoff anreichert. Das wirkt dem entgegen, dass kaum eine Strömung vorhanden ist und vor allem die unteren Schichten des Wassers besonders sauerstoffarm sind. Als andere Maßnahme soll greifen, dass der Mönch, so heißt das Ablaufwerk des Weihers, auf Tiefenableitung umgestellt wird. Damit wird eher das sauerstoffarme Wasser in den weiteren Verlauf der Brigach gegeben, nicht mehr das potenziell sauerstoffreiche an der Oberfläche. Das soll die Badesaison retten, „aber nur auf gut Glück“, sagt Rieger.
  2. Was ist mittelfristig geplant? Zu den genannten Dingen laufen vorbereitende Untersuchungen, um die Zuflüsse, Sommeraubach und Brigach, teilweise um den Biberdamm herumzuleiten. Das würde über Rohrleitungen funktionieren und hätte zum Zweck, dass das Wasser kühler im Weiher ankommt. Das allerdings ist eine heikle Angelegenheit und wird letztlich wohl ein Drahtseilakt, weshalb die Prüfungen auch umfangreich sind. Denn: Dem Biber darf man nicht viel Wasser nehmen. Sein Bau muss unter Wasser bleiben. Vereinfacht gesagt, darf man dem Biber das Wasser nicht komplett abstellen. Diesen Umstand muss man beobachten und darf nur so viel entnehmen, wie verträglich ist.
  3. Welchen Einfluss hat der Biber? Er hat unter anderem darauf Einfluss, wie warm das Wasser in den Weiher fließt, weil er es im Vorlauf angestaut hat. Dazu kam unter anderem der Gewässerökologe Karl Wurm in seinem Gutachten zum Weiher. Den Biber zu vergrämen kann kein Teil der Lösung sein. Das ginge nur, „wenn Menschenleben in Gefahr sind“, sagt Rieger. „Der Biber hat absoluten Vorrang“, so ergänzt er.
  4. Wann wird der Weiher ausgebaggert? Das wird wohl noch Jahre dauern. Michael Rieger schätzt, dass allein die Vorbereitungen dafür bis zu drei Jahre dauern. Folglich wird es nach seiner Schätzung etwa fünf Jahre dauern, bis die Arbeiten beginnen. Trotzdem gibt es keine Alternative. Der See hat über die Jahre, auf natürlichem Wege, an Tiefe verloren. Zudem ist das Sediment belastet. Rieger rechnet damit, dass man im Schnitt einen Meter abtragen muss.
  5. Was wird das Ausbaggern kosten? Das ist noch nicht klar. Sicher ist aber, dass es ein Millionenprojekt wird. Weil das Sediment belastet ist, wird es teuer und kompliziert. Die Entsorgung des Materials alleine kostet pro Tonne derzeit etwa 80 Euro, wie Rieger sagt. Er rechnet mit 30 000 Tonnen Material. Die Rechnung ist einfach: Alleine die Entsorgung würde 2,4 Millionen Euro kosten. Die Kosten für die hochkomplexe Arbeit, den Schlamm überhaupt auszubaggern, sind da noch gar nicht berücksichtigt.
  6. Wie wird das finanziert? Rieger plant, hier auch die Bürger mit einzubeziehen. Denkbar sei beispielsweise eine Spendenaktion. Oder eine Vermarktung beispielsweise über die Versteigerung von symbolischen Weiher-Quadratmetern zu einem festgelegten Preis. Die Sanierung des Weihers habe aber, so oder so, hohe Priorität. Das sehe auch der Gemeinderat so.

Der Zustand des Klosterweihers

  • Untersuchung: Ein „Gewässerökologisches Labor“ hat zwischen April und September 2020 mehrfach Proben an verschiedenen Stellen des Weihers entnommen, um so ein Bild des Zustands zu bekommen. Dabei kam im Wesentlichen folgendes zutage.
  • Zu wenig Kühlung und Giftstoffe: Die Zuflüsse bringen kaum Kühlung, weil sie sich vor dem Einfließen so stark erwärmen, dass sie nahezu dieselbe Temperatur haben, wie der Weiher selbst. Ursächlich dafür sei, so sagte Karl Wurm, Gewässerexperte, bei der Vorstellung seiner Analyse, der Biberdamm, der sich im Vorlauf befindet. Das hat zur Folge, dass das Wasser nicht mehr in die unteren Bereiche gelangt. Das Wasser ist dann ab einer Tiefe von 2,2 bis 2,4 Metern sauerstofffrei. Das Sediment ist hochbelastet. Nachgewiesen wurden polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Zudem, und das ist das noch schwerwiegendere Problem, wurden auch polychlorierte Biphenyle (PCB) nachgewiesen. Industriechemikalien, die giftig sind.
  • Algenwachstum begünstigt: Hoch ist mit teils 9,5 auch der PH-Wert, sowie der Ammonium-, Chlorophyll- und Phosphat-Gehalt. Zudem ist in den Sommermonaten kein Nitratstickstoff nachweisbar. Das begünstigt Blaualgen-Wachstum.
  • Badebetrieb denkbar: Vor dem Baden müsse man nicht warnen. Unter anderem, weil die Giftstoffe im Sediment gebunden seien und nicht mit Badenden in Kontakt kämen.