Jista9: unter diesem Namen gibt es jetzt in der Talstraße 9 in St. Georgen eine neue Jugendhilfestation. Sie bietet eine Anlaufstelle und pädagogische Betreuung für Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren.
„Gezielt wollen wir hier Mädchen und Jungen auffangen und unterstützen, bei denen es zu Hause oder in der Schule nicht so läuft“, erklärt Silke Zube, Leiterin des Kreisjugendamts.
Platz für acht junge Menschen
Bis 17 Uhr werden die Kinder und Jugendlichen in der Station betreut, anschließend geht es nach Hause. Insgesamt acht Plätze können belegt werden.

Unterstützt wird das Projekt von der Stadt, den Schulen, der Stiftung Liebenau und vielen anderen. Als freier Träger der Einrichtung agiert die Switch GmbH, eine Gesellschaft für lösungsorientierte Pädagogik. Jista9 ist eine Einrichtung, die vor allem präventiv arbeiten soll.
Enge Zusammenarbeit mit den Schulen
Sie arbeitet direkt mit den Schulen zusammen, um sich um gefährdete Jugendliche zu kümmern, die zu Hause oder in der Schule massive Probleme haben, noch bevor es zum Schulabsentismus kommt.
Dieses unentschuldigte Fehlen in der Schule hat meistens eine längere Vorgeschichte und endet üblicherweise mit dem Einschreiten des Jugendamts. Genau hier setzt diese Initiative an, um in Zusammenarbeit mit den Schulen solche Problemfälle rechtzeitig zu erkennen und auf unkonventionelle Art und Weise eine schnelle und professionelle Hilfe organisieren zu können.

Das Haus in der Talstraße konnte durch die Mithilfe vieler ehrenamtlicher Helfer in Eigenarbeit renoviert werden. „Hier ist nun ein gemütliches Zuhause auf Zeit entstanden“, sagt Eva Ummenhofer, die sich bei Switch die Geschäftsführung mit Silke Falkowski teilt. Den Jugendlichen und ihren vier pädagogisch ausgebildeten Betreuern stehen hier Räume zum gemeinsamen Kochen und Essen, Lernen, Ausruhen und Entspannen zur Verfügung.

Im Haus wird ihnen so ein strukturierter Alltag geboten, mit einem warmen Mittagessen, das sie unter Anleitung eines Kochs selbst zubereiten dürfen. Selbst ein großer Garten ist vorhanden, in dem sie eigenes Gemüse und Obst anpflanzen können. Zwang gibt es dabei keinen, jeder macht das was er kann und will.
„Viele unserer Jugendlichen haben keine Ahnung, wie man Zwiebeln schneidet oder Nudeln kocht.“Samuel Irion, Sozialpädagoge und Koch
Die Erfahrung zeige aber, dass die Jugendlichen die Angebote gerne und sehr interessiert wahr nehmen und sich bei diesen Aktivitäten auch einbringen. „Viele unserer Jugendlichen haben oft keine geregelten, warmen Mahlzeiten am Tag und keine Ahnung, wie man Zwiebeln schneidet oder Nudeln kocht“, sagt Koch Samuel Irion.

Nach seiner Zeit als Koch am Öschberghof studierte er Sozialpädagogik und kümmert sich jetzt in der Talstraße zusammen mit den Jugendlichen um alles, was mit gesundem Essen zu tun hat. So lernen sie ganz spielerisch gleich auch, wo man saisonale und frische Lebensmittel preiswert einkaufen kann.

Es gibt auch einen kontrollierten Internet-Zugang im Haus. „Beim gemeinsamen Essen ist das Handy tabu und danach wird es kaum genutzt, denn die Jugendlichen spielen viel lieber zusammen oder sehen sich gemeinsam einen Film an“, weiß die Sozialarbeiterin Maria Samman zu berichten. „Sowieso bekommen die Jugendlichen den WLAN-Zugangscode erst, wenn sie sich das auch gewissermaßen verdient haben.“
Gemeinsam Perspektiven finden
Am Nachmittag gibt es Unterstützung beim gemeinsamen Lernen und den Hausaufgaben und vor allem jederzeit Hilfestellung bei individuellen Problemlagen. Die zuständigen Pädagogen erarbeiten so im Haus zusammen mit und für die Jugendlichen gemeinsame Perspektiven.
„Allen, die wir hier abholen können, wollen wir eine neue Chance für ihren weiteren Lebensweg eröffnen“, sagt Sozialpädagoge Daniel Rothbauer. Zusammen mit seiner Kollegin Samman ist er morgens auch in den Schulen auf den Pausenhöfen unterwegs und schafft es meistens bereits dort, ganz unbürokratisch Kontakt zu den Jugendlichen aufzunehmen.
Das ist auch Schulrektor Jörg Westermann wichtig. „Corona und das ganze Kriegsgeschehen um uns herum ist nicht spurlos an unseren Kindern und Jugendlichen vorbei gegangen und nicht alle haben das Glück in einer Familie zu leben, wo sie das besser verarbeiten können“, stellt er immer wieder fest. So ist auch er froh, dass er jetzt in der Stadt eine Einrichtung hat, mit der er in einer unkomplizierten Partnerschaft Jugendlichen mit problematischem Hintergrund bei Bedarf besser helfen lassen kann.