305 Menschen sind im Schwarzwald-Baar-Kreis seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 an oder in Verbindung mit dem Coronavirus gestorben. Der SÜDKURIER hat mit zwei Inhabern von Bestattungshäusern gesprochen, die in St. Georgen tätig sind und die erzählen, wie Corona das Bestattungswesen verändert hat.
Welchen Mehraufwand haben Bestatter, um an oder mit Covid-19 Verstorbene coronakonform zu versorgen? Und weshalb eines der Bestattungsunternehmen aufgrund von Corona eine spezielle Investition tätigen muss.
Ein großer Mehraufwand
Reinhard Kohnen vom K&P Bestattungsservice, das seit Anfang des Jahres in die Mymoria-Gruppe integriert ist, bestätigt, dass die Versorgung von insbesondere an und mit Corona-Verstorbenen deutlich aufwändiger geworden ist. „Wir müssen zum Schutz für die Mitarbeiter eine Schutzausrüstung tragen, dadurch wird die Versorgung zeitaufwendiger. Aber die Kunden akzeptieren das. Es dient ja zum Schutz aller“, so Kohnen.
Dennoch versuchen er und seine Mitarbeiter, so zwanglos wie möglich mit der Situation umzugehen und die Belastung der Angehörigen nicht noch weiter zu verstärken. Generell, so Kohnen, seien die Schutzmaßnahmen auch bereits vor Corona „sehr, sehr hoch gewesen“.
„Ich habe ja auch Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern und meiner Familie und letztendlich auch mir gegenüber.“ In seinen 45 Berufsjahren, in denen Kohnen zunächst im Rettungs- und später im Bestattungswesen tätig ist und dabei immer wieder Kontakt mit infektiösen Personen hatte, habe er sich selbst nie infiziert.
Kein Abschied für Angehörige
Die Kunden akzeptierten laut Kohnen auch, dass eine Abschiednahme von Corona-Verstorbenen nicht mehr möglich sei. Entspannt hat sich die Situation bei der Zahl der Trauergäste, die an der Trauerfeier teilnehmen können. War sie zur Anfangszeit der Pandemie auf die engsten Angehörigen begrenzt, ist die Zahl jetzt meist auf die Plätze der jeweiligen Aussegnungshalle limitiert. „Was stört, sind die ständigen Änderungen auch auf verschiedenen Ebenen der Verwaltungshierarchie“, sagt Kohnen.
Angesichts der Zahl der 305 Menschen, die in den vergangenen knapp zwei Jahren im Schwarzwald-Baar-Kreis an oder mit Corona verstorben sind, sieht Reinhard Kohnen „keinen wesentlichen Unterschied zu einer normalen Grippewelle“. Er kritisiert, dass „andere Todesfälle aufgrund von Infektionskrankheiten in dieser Zeit geradezu untergegangen sind“.
„Natürlich bemerken wir eine Zunahme von Sterbefällen in den vergangenen zwei Jahren.“Norbert Hirt, Bestattungshaus Günther
Norbert Hirt vom Bestattungshaus Günther sieht dies anders. Er sagt: „Natürlich bemerken wir eine Zunahme von Sterbefällen in den vergangenen zwei Jahren.“ Wirklich nachvollziehen, ob die Personen, die meist bereits älter waren und oder Vorerkrankungen hatten, ohnehin verstorben wären, oder ob die Infektion mit dem Coronavirus letztlich ursächlich für das Ableben war, lasse sich allerdings nicht.
Bei der Versorgung der Verstorbenen halte sich der Bestatter streng an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts. „Das bedeutet, dass ein Verstorbener in eine spezielle Hülle eingebettet werden muss, die verschlossen wird und die dann nur noch mit Genehmigung vom Gesundheitsamt oder Ordnungsamt noch mal geöffnet werden darf.“ Bei nicht infektiös Verstorbenen dürfen jeweils zwei Personen gleichzeitig in den Aufbahrungsraum.
Ausfall hätte fatale Folgen
Natürlich geht bei der Arbeit der Bestatter auch der Eigenschutz über alles. Eine Unterbrechung ihrer Dienstleistung aufgrund einer Corona-Infektion, die möglicherweise sämtliche Mitarbeiter über mehrere Tage außer Gefecht setzen würde, hätte fatale Folgen. „Dann müssten angesetzte Bestattungen möglicherweise verschoben oder von einem anderen Bestattungsunternehmen ausgeführt werden.“
Als regelrecht mühsam trotz viel öffentlicher Aufklärung und Information befindet Norbert Hirt das Unverständnis mancher Angehöriger. „Die, sofern sie nicht geimpft sind, oft nicht einsehen, dass sie jetzt in Quarantäne müssen. Wir haben auch schon mehrere Fälle gehabt, in denen nicht nur der Verstorbene Corona hatte, sondern auch die Angehörigen im selben Haushalt. Das ist auch für uns sehr belastend.“
Oft an Grenzen der Kapazität
Denn damit verbunden ist auch die Frage, ob der Bestattungstermin soweit hinausgezögert werden kann, bis die Angehörigen genesen sind. Dann gerät der Bestatter schnell an die Kapazitätsgrenzen bei der Aufbewahrung der Verstorbenen für eine Erdbestattung.
„Für diese Fälle haben wir eine Vereinbarung mit dem Krematorium, dass wir die Verstorbenen dort so lange tiefkühlen können.“ Aus diesem Grund will Hirt, der auch das Bestattungshaus am Friedhof in Villingen-Schwenningen betreibt, seine Kapazitäten von derzeit neun Kühlkammern um drei Tiefkühlkammern erweitern.