Tennenbronn – Ulrich Grießhaber hat in seiner neuen Rolle als Martibeck die wechselvolle Geschichte des heutigen Tennenbronner Heimathauses in ein ungewohntes Licht gerückt. Aus der Sichtweise des 1818 auf dem Ramstein geborenen Martin Auber hat sich in den zurückliegenden 200 Jahres vieles geändert. Altes ist weggebrochen, neues dazugekommen.

Das jetzige Heimathaus hat der Sohn Aubers 1883 von Daniel Hilser, „vons Moosbure“, gekauft, erfahren die Gäste. Hilser hatte eine Wagnerei im Haus. Martin Auber und sein Sohn waren Bäcker, und so betrieben sie im Haus eine Bäckerei mit Laden in der Stube. Der Backofen war im Keller, und das Haus war damals viel kleiner. Aufgrund der Bäckerei hieß das Haus bald „Martibeck“. Als guter Geist kommt nun der Martibeck öfter mal in sein altes Refugium, um zu sehen, was da so alles anders geworden ist.

Die wechselvolle Geschichte mit der Reformation und den drei Grundherren Tennenbronns erklärt der Martibeck im Geschichtsraum. In der Küche erfahren die Besucher, welche Situation morgens vorgefunden wurde, als die Küche und der Herd noch kalt waren. Als erstes wurde Licht und Feuer im Herd gebraucht. Im Wasserschiff wurde das Wasser vom Dorfbrunnen erwärmt. Was gab es zum Frühstück? Eigenes Brot, Gsälz, Brotsuppe, Milchsuppe und Haferbrei. Im Winter wurde es ab fünf Uhr nachmittags dunkel, wenige Kerzen brannten noch, und wer nicht arbeitete, brauchte kein Licht und ging ins Bett. Der mit Haferspreu gefüllte Helmensack war die Liegestatt für die Kinder. Und von wegen Kinderzimmer, oder vornehmes Himmelbett, es haben alle im selben Raum geschlafen.

Beim Rundgang durch das Haus erklärt Martin Grießhaber das Strohflechten. Die Leute waren arm, hatten viele Kinder und nichts zum Essen. Erst später kam Industrie nach Tennenbronn. Der Fürst von Fürstenberg und der Obervogt aus Hornberg führten das Strohflechten als Pflichtarbeit ein. Als Tauschmaß galten 32 Meter Strohbänder im Gegenwert von ein bis zwei Laibe Brot.

Die Schuhmacherwerkstatt mit der alten Nähmaschine und den mit Holznägeln genagelten Schuhsolen riefen einige Erinnerungen bei den älteren Besuchern hervor. Die Bedeutung des Getreides für den Bäcker und die Menschen wird im Heimathaus dargestellt. Die Kunden mussten sich mit drei Sorten, Schwarzbrot, Halbweiß und Weißbrot, das es wie Wecken und Brezeln nur samstags gab, begnügen. Tennenbronn hatte damals fünf Bäckereien und 50 Häuser im Dorf. So verkauften die Bäcker ihre Ware auch bei Menschen aus der umliegenden Gemarkung.

Die Uhrmacherei war bald auch in Tennenbronn ein wichtiger Broterwerb. Schreiner fertigten Uhrenkästen und Uhrengehäuse. Ulrich Grießhaber kann den Besuchern vorführen, wie Zahnräder auf dem Zahnstuhl hergestellt wurden. Wellen und Spindeln wurden auf Drehbänken hergestellt. Die alte Kirchenuhr der evangelischen Kirche ist ein Schmuckstück im Ausstellungsraum. Nun erfahren die Gäste, dass das Uhrwerk nicht der Kirchengemeinde, sondern der politischen Gemeinde Tennenbronn gehört.

Über eine steile Treppe wird das Dachgeschoss erreicht. Dort ist die Aufgabe der Hirtenbuben dokumentiert und wie sie sich auf fremden Gehöften verdingen mussten für Kost und Logis. Nach der Hütesaison kaufte der Bauer vielleicht eine neue Geißel für den Hirtenbuben. Vormittags Stallarbeit, nachmittags die Schule besuchen, tagaus, tagein. Das Leben der „Störhandwerker“ wird anhand von Schaubbildern dokumentiert. Auf der Stör sein, ein heute wenig benutzter Begriff, bedeutet, mit dem Handwerk unterwegs zu sein und von Hof zu Hof ziehen, um seine Dienste anzubieten. Oftmals waren es Sattler, Näherinnen, auch mal ein Schneider oder Korbmacher.