Hans-Jürgen Kommert

Bei der Bedrohung durch das Coronavirus hat die Leitung der Triberger Asklepios-Klinik klare Kante gezeigt. Seit dem 12. März gilt ein striktes Besuchsverbot, das auch Angebote für Außenstehende betraf. Reha-Patienten dürfen inzwischen wieder kommen.

Immunsystem auf Null

„Wir haben hier mit Patienten zu tun, die mit Krebs als Vorerkrankung zu uns kommen, oft genug direkt aus der Akutklinik und entweder noch mit oder direkt aus der Chemotherapie. Das heißt aber zugleich, dass deren Immunsystem praktisch auf null heruntergefahren wurde“, rechtfertigte seinerzeit der erfahrene Chefarzt und Privatdozent Thomas Widmann diese Maßnahmen.

Stornierungen nehmen zu

Patienten, die seither ankamen, wurde geraten, nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, sondern sich von Angehörigen bringen zu lassen. Allerdings seien in den vergangenen Tagen immer mehr Stornierungen eingegangen, beobachten Widmann und der kaufmännische Leiter Stefan Bartmer-Freund. Bis Anfang April habe der Reha-Bereich der Klinik dennoch weiterhin offen gehalten werden können.

Virus schlägt zu

Dann aber passierte es: „Eine Überstellung direkt aus der Akutklink brachte uns, zunächst unerkannt, das Virus ins Haus. Zwei weitere Patienten sowie zwei Mitarbeiter wurden infiziert, sodass wir, in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, den Betrieb der Reha bis zum 20. April einstellten“, berichtet der Chefarzt.

Klinik ist bei Maskenpflicht voraus

Nun ist auch dieser Bereich wieder geöffnet, allerdings trudeln die Patienten sehr spärlich ein, wie Widmann feststellt. „Wenn sie erst mal hier sind, empfinden sie den Aufenthalt als sehr positiv, auch wenn sie im Klinikbereich durchgehend Schutzmasken tragen müssen – wie auch das Personal“, sagt er. Die Klinik sei der allgemeinen Schutzmaskenpflicht um gut eine Woche voraus gewesen. Und auch während der Corona-Krise gebe es Krebs ja weiterhin, so Widmann.

Strenge Regeln für die Patienten

„Das Besuchsverbot während des Aufenthalts in unserem Haus müssen wir weiterhin strikt aufrecht erhalten“, sind sich Bartmer-Freund und Widmann einig. Wenn neue Patienten kämen, sei das nicht weiter tragisch. Sie kämen direkt aus der Akutklinik oder seien zuvor krank zu Hause gewesen. In der Klinik gelten die Abstandsregeln und weitere besondere Vorkehrungen. Die Patienten seien angewiesen, auch Abstand zu halten, wenn sie das Haus zum Spazieren an der frischen Luft verließen. „Wir bitten sie weiterhin, auf Einkäufe zu verzichten. Das, was sie brauchen, haben wir oder besorgen es“, sagt Bartmer-Freund.

Schwarzwald-Baar ist im Vorteil

„Im Schwarzwald-Baar-Kreis haben wir gegenüber vielen anderen Landkreisen einen immensen Vorteil“, ist sich Widmann sicher: Neben den beiden Akutkliniken gebe es eine Vielzahl an Nachsorge- und Rehabilitationskliniken. Er habe den Eindruck, dass Gesundheitsamt und Landratsamt sehr gut informiert seien und alles täten, dass die Pandemie einen einigermaßen glimpflichen Verlauf nehme.

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Klinik bei Bedarf kann einspringen

Auch die Asklepios-Klinik habe sich so gut als möglich vorbereitet. „Wenn es soweit kommt, dass unsere Hilfe an den Akutkliniken gebraucht wird, stehen wir bereit. Zwar können wir keine Beatmungsbetten zur Verfügung stellen, doch sind wir sicher, dass es nicht nur solche Betten braucht. Und Sauerstoff sowie weitere Infrastruktur stehen uns jederzeit zur Verfügung“, so Widmann.

Seife ist das Mittel der Wahl

Auf einen wichtigen Punkt machte der Mediziner aufmerksam: „Wenn man für sich unbedingt ein Händedesinfektionsmittel meint zu brauchen, dann achten Sie darauf, dass es auch viruzid ist. Das beste Mittel der Wahl ist eigentlich die klassische Seife. Mindestens 30 Sekunden intensiv mit Seife die Hände waschen (auch zwischen den Fingern und im Bereich der Nägel) hilft wesentlich besser als ein teuer gekauftes falsches Desinfektionsmittel“, gibt er den Menschen auf den Weg.

Bettenabbau überdenken

Und auch der Kaufmann hat ein Ansinnen: „Wenn die Krise irgendwann vorüber ist, sollte man sich seitens Politik und Krankenkassen Gedanken darüber machen, ob ein weiterer Bettenabbau tatsächlich Sinn macht.“

Ergotherapeuten nähen mit den Patienten Alltagsmasken. Dazu wurden eigens Nähmaschinen beschafft. Wer der Klinik dafür Baumwollstoffe zur Verfügung stellen möchte, kann dies nach Anmeldung (07722/955163) von 13 bis 14.30 Uhr unter Einhaltung der Sicherheitsauflagen.