Mit einem Hinweis auf Zahlen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) startete der Vorsitzende des Fördervereins Aqualino in Unterkirnach, Gerhard Graf, in den ersten von zwei Informationsabenden zur Vorstellung der Konzepte zum Erhalt des Bades. Demnach ertrinken in Deutschland jährlich über 450 Menschen und 50 Prozent der Kinder, die die Grundschule verlassen, können nicht schwimmen. Zudem, so Gerhard Graf, schließen in Deutschland jährlich durchschnittlich 80 Bäder. In diese Zahl darf sich Unterkirnach nicht einreihen, so die Forderung der Aqualinoförderer. Welche Herausforderung es allerdings sein wird, diese Forderung umzusetzen, auch das wurde im Rahmen des von knapp 40 Zuhörern besuchten Informationsabends deutlich.

- Nutzungskonzepte: Etwas mehr als eine Stunde stellte Christian Sontag zunächst die Grundlagen und die Gedanken des Fördervereins zur Umsetzung des Ziels, der Weiterbetrieb des seit März geschlossenen Bades, vor. Er beschrieb die zwei aktuell noch zur Disposition stehenden Modelle mit einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Förderverein und den Gemeindewerken auf der einen Seite sowie der Gründung einer gemeinnützigen GmbH und deren Unterstützung durch den Förderverein auf der anderen Seite. Beide Modelle haben Vor- und Nachteile, die es gilt, in der Entscheidung, die voraussichtlich am 23. Juli durch den Gemeinderat getroffen wird, mit abzuwägen. Kriterien bei der Entscheidung zwischen den beiden Modellen sind beispielsweise das Tragen des Betriebsrisikos, steuerliche Optionen und das Eigentum am Hallenbadgebäude.
- Wirtschaftliche Fragen: Dass sich beide Konzepte rechnen lassen, davon ist der Förderverein Aqualino überzeugt. Erstmals wurden jetzt hierzu Zahlen vorgelegt. Demnach rechnet der Verein zwar in diesem Jahr unterm Strich noch mit einem negativen Betriebsergebnis von 171 000 Euro. Bereits für das kommende Jahr geht man aber, unter Berücksichtigung eines von der Gemeinde zugesagten Abmangels von 80 000 Euro, nur noch von einem Defizit von knapp 16 000 Euro aus. Zu diesen Zahlen räumte Christian Sontag allerdings ein, es gebe noch gewisse Differenzen mit der Gemeindeverwaltung: „Das einzige, was von der Gemeinde kam, war der Rotstift. Das wurde aber innerhalb der Gemeinde nicht ausverhandelt.“ In welchem Bereich diese Differenzen liegen, muss sich zeigen. Ein Faktor sind mit Sicherheit die Personalkosten. Während der Förderverein mit viel ehrenamtlicher Arbeit und Übungsleiterpauschalen kalkuliert, liegen die Personalkosten, die die Gemeindewerke bislang ansetzen, um einiges höher.
- Gesellschaftliche Argumente: Über diese rein betriebswirtschaftliche Seite hinaus möchte der Förderverein das Bad besser etablieren. Als Zielbild gibt der Verein vor, das Bad „auf einen festen Sockel zu stellen, der auf den vier Säulen der Bürgerschaft, der Gastgeber, der Vereine und der Organisationen Unterkirnachs„ steht. Mehrfach wurde außerdem betont, die Gemeinde habe „das Aqualino bislang nur verwaltet“, der Förderverein dagegen werde es „vermarkten“ und so höhere Besucherzahlen erreichen. Zusätzlich baut der Förderverein auf die Spendenbereitschaft von Bevölkerung und Unternehmen. Bereits jetzt habe man konkrete Spendenzusagen in Höhe von 2500 Euro, berichtete die stellvertretende Vorsitzende Heike Andreas. Wenn der Weiterbetrieb des Bades beschlossen sei, sei in diesem Bereich noch viel mehr möglich, ist sie sicher.
- Folgen der Schließung: Auch wenn man beim Förderverein „der Überzeugung ist, dass der Weiterbetrieb des Bades klappen wird, wenn alle zusammenarbeiten“, hat man sich mit den wirtschaftlichen Folgen einer Schließung des Bades befasst. So gibt man zu bedenken, dass es dann einen Überhang an Personal bei der Gemeinde gebe, dass die Kurtaxe gesenkt werden müsse und dass beispielsweise auch Kosten für externes Schulschwimmen anfallen würden und der Stillstand des Gebäudes einige Kosten verursache. „Wir gehen davon aus, dass es keine Nachfolgenutzung gibt“, erklärt Christian Sontag: „Sollte die Gemeinde allerdings das Bad zur Erfüllung einer Pflichtaufgabe brauchen, dann sind wir als Förderverein die Letzten, die hier im Wege stehen.“
- Das sagen die Zuhörer: Die Möglichkeit zur Wortmeldung nutzen mehrere Anwesende. Fragen bezogen sich insbesondere auf die Kosten notwendiger Sanierungen und die Tatsache, dass andere Fördervereine meist Freibäder betreiben oder unterstützen, es sich in Unterkirnach aber um ein Hallenbad handelt. Zu den Sanierungskosten sagte Christian Sontag, man habe eine Bestandsaufnahme gemacht, anstehende Arbeiten gewichtet und könne außerdem in diesem Bereich auch auf Zuschüsse und Fördermittel zurückgreifen. Wer am Ende das Betriebsrisiko trage, sei je nach gewähltem Konzept für den Weiterbetrieb unterschiedlich. Beim Betrieb eines Hallenbades im Vergleich zu einem Freibad seien zwar die Kosten höher, man könne aber das Bad auch während des ganzen Jahres öffnen und so mehr zahlende Besucher empfangen, beantwortete Klaus Kuhnt diese Frage.
- Appelle an die Gemeindevertreter: Die meisten Anwesenden sprachen sich in kurzen Plädoyers ganz klar für den Weiterbetrieb des Bades aus und richteten deutliche Worte an Gemeinderat und Bürgermeister. Aus deren Reihen waren zwar Vertreter in der Halle, mit Stellungnahmen durften sie sich allerdings trotz einer deutlichen Aufforderung durch Anwesende nicht melden. Das war zuvor bereits vom Förderverein als Gastgeber angekündigt worden. So bleibt abzuwarten, wie sich die Gemeindevertreter in der kommenden Woche positionieren und wie die Argumente gewichtet werden.