Schwarzwald-Baar – Unter dem Motto „Wir für die Zukunft der Region“ versammelten sich am Mittwoch rund 300 Gewerkschaftsmitglieder bei einer Kundgebung der IG Metall Villingen-Schwenningen auf dem Schwenninger Marktplatz. Die Teilnehmer waren zum Beispiel aus Betrieben der Doppelstadt, aus Blumberg, Rottweil und sogar aus dem Kreis Tuttlingen angereist. Aus zwei Richtungen, vom Deutenberg-Gymnasium und vom Bahnhof kommend, marschierten die Teilnehmer bei einem Sternmarsch zum Versammlungsort und skandierten immer wieder lautstark ihre Forderung: „Was wollen wir? Arbeitsplätze hier.“
Anlass: Den Grund für die Versammlung teilte nach musikalischer Einstimmung mit Arbeiterliedern sowie einer Stärkung mit Brezeln und Getränken IG Metall-Sprecher Thomas Bleile am Mikrofon mit. „1000 Arbeitsplätze sind in Gefahr“, mahnte er seine Genossen und fügte hinzu: „Und sind sie einmal weg, dann kommen sie nicht mehr zurück.“ Er forderte die Arbeitgeber dazu auf, nicht einfach nur auf die Zahlen zu schauen, die durch die Corona-Krise erneut nach unten gegangen seien. Anhand dieser Zahlen entsprechend viele Mitarbeiter abzubauen sei ein großer Fehler und zu kurz gedacht.
Vielmehr müsse man in einer Region mit vielen Automobilzulieferern versuchen, gemeinsam die Transformation zu schaffen, weg vom Verbrennungsmotor, hin zur Elektromobilität und anderen Technologien. Einige große Unternehmen hätten in der Vergangenheit bereits den Anschluss verpasst oder das Thema bislang einfach ignoriert. Er berichtete aber auch von positiven Signalen. So habe man zusammen mit der Geschäftsführung von JG Weisser in St. Georgen erreicht, dass 130 Arbeitsplätze, die eigentlich gestrichen wurden, erst einmal erhalten bleiben. Das sei der richtige Weg.
Politik: Von zahlreichen eingeladenen Politikern hatten nur Bundestagsabgeordneter Thorsten Frei sowie Landrat Sven Hinterseh ihre Teilnahme zugesagt. Hinterseh musste in letzter Minute dann doch noch absagen aufgrund der aktuellen Corona-Entwicklung im Kreis. Frei betonte in seine Ansprache, dass der Erhalt der Arbeitsplätze auch sein größtes Anliegen sei. Die Bundesregierung habe diesbezüglich auch schon viel unternommen.
Milliardenbeträge seien über verschiedene Hilfen für die Wirtschaft sowie einem Bonusprogramm für Zukunftstechnologien bereits geflossen, zehn Mal mehr als in Frankreich, allerdings nicht so wie von der IG Metall beim letzten Autogipfel gefordert, über einen Transformationsfond oder ein Transformationscluster, die laut Bleile Unternehmen und Regionen während der Transformation stützen sollen. Trotz gewaltiger Herausforderungen blickte Frei optimistisch nach vorne und sicherte der Region seine volle Unterstützung in diesem Prozess zu.

Belegschaft: Ein weniger optimistisches Bild zeichnete Belegschaftssprecher Josef Häring von der Firma Mahle in seiner Rede, der mit rund 150 Kollegen angereist war. Genau so viele Kollegen, wie bei Mahle ihren Arbeitsplatz verlieren sollen. „Einem Azubi kann ich heute nicht mehr sagen, dass er in diesem Unternehmen auch in Rente gehen wird“, so Häring, der Angst vor der Zukunft hat.
Kritik übte er vor allem am hohen Preisdruck in der Branche, was dazu führe, dass immer mehr Teile im Ausland produziert werden, während hier Arbeitsplätze verloren gehen. Die Unternehmer nahm er dabei sogar teilweise in Schutz. Vielmehr sieht er das Problem in der Verteufelung von Verbrennungsmotoren seitens der Politik, wohl wissend, dass dadurch viele Jobs verloren gehen. Besser sieht es beim Leuchtenhersteller Hess in Villingen aus, wie Sprecher Bernd Wenzler den Anwesenden berichtete.
Durch die Verlagerung einer Produktion nach Villingen sei man hier am Standort derzeit sogar auf der Suche nach neuen Mitarbeitern, Kurzarbeit gibt es nicht mehr.
