Hans-Jürgen Götz

Am vergangenen Freitag gab es einen lang anhaltenden Blutmond am Abendhimmel zu sehen. Viele Hobbyfotografen lockte dies auf die Höhen rund um Villingen-Schwenningen. Doch schnell merkten sie, dass es gar nicht so einfach ist, ein halbwegs gutes Bild von dem Blutmond zu "schießen". Unser Fotojournalist Hans-Jürgen Götz erklärt, warum dies so ist.

Es ist gar nicht so einfach, den Blutmond aufzunehmen – wie hier über dem Marbacher Sendemasten.
Es ist gar nicht so einfach, den Blutmond aufzunehmen – wie hier über dem Marbacher Sendemasten. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Bei dieser seltenen Konstellation wird der normale Vollmond vom Kernschatten der Erde verdeckt und durch die Lichtbrechung von der Sonne mit rotem Licht angestrahlt. Nun ist es für moderne Kameras mit ihren hochauflösenden Sensoren keine große Herausforderung, einen normalen Vollmond zu fotografieren. Beim Blutmond hingegen immer noch. Natürlich helfen heutzutage kleine Smartphone-Apps, bei der Planung genau festzulegen, wann und wo genau der Mond am Wunsch-Datum am Himmel steht. Damit kann der Fotograf perfekt planen, denn es geht ja oft auch darum, den aufgehenden Mond zu einem markanten Objekt auf der Erde in Kontext zu setzen.

Da der Blutmond ja nur noch indirekt von der Sonne angestrahlt wird, ist er relativ dunkel und damit stoßen auch modernste Kameras an ihre Grenzen. Unabdingbar ist bei derartigen Aufnahmen natürlich die Verwendung eines Stativs und eines Kabelauslösers. Und wenn man dann sehr lange Belichtungszeiten von 30 Sekunden und mehr hat, wäre das eigentlich kein Problem. Allerdings bewegt sich der Mond – und zwar relativ schnell. Für den normalen Betrachter am Boden steht er quasi still am Himmel, beim Blick durch ein großes Tele-Objektiv mit 800 Millimeter Brennweite und mehr "rast" er aber förmlich durchs Bild. Das Ergebnis ist, dass er bei langen Verschlusszeiten unscharf wird. Also ist man gezwungen kurze Belichtungszeiten von 1/50 Sekunde und weniger zu benutzen.

Auch die Technik der "High Dynamic Range" (HDR) Aufnahmen funktioniert hier leider auch nicht, denn dazu müsste der Mond ja still stehen. Bei dieser Technik macht man mindestens drei deckungsgleiche Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten, die dann später im Computer optimiert werden. Natürlich kann man bei den modernen Kameras die Empfindlichkeit, der sogenannte Iso-Wert, sehr hoch einstellen, aber das erhöht das Bild-Rauschen. Empfindlichkeit und die Verschlusszeit müssen im Einklang sein, dass ein optimales Bild entstehen kann. Und wenn man dann noch im sogenannten RAW-Format, das mit Rohdateien arbeitet, fotografiert, kann man diese Aufnahmen später mittels geeigneter Software im Computer entsprechend optimieren. Weil der Mond am Himmel "rast", muss man mit dem Stativ und der schweren Kamera entsprechend mitwandern und jedes Mal alles neu ausrichten. Wenn dann noch der Himmel an solch einem Abend klar ist, dann hat man die Chance einmalige Aufnahmen des nächtlichen Erdtrabanten zu fotografieren.