Eine vielfältig genutzte Mehrzweck-Halle kann die Schwenninger Eishockey-Arena vermutlich nie werden. Dazu ist sie viel zu sehr mit dem Eishockey und dem Schwenninger Erstligisten, den Wild Wings, verbunden.
Doch der Geschäftsführer der Kunsteisbahn-GmbH (KEB), Gregor Gülpen, will nun in der begrenzten Zeit außerhalb des Sports wieder mehr Veranstaltungen in die Anlage holen. Jetzt zunächst einmal Polizisten.
Zentrale Vereidigung
Für Gülpen und sein Team ist es ein Glücksfall. Zum ersten Mal überhaupt wird es am Freitag, 17. Oktober, zu einer zentralen Vereidigung von rund 1200 im Land neu eingestellten Polizisten kommen.
Unter Leitung der Hochschule für Polizei wird die Zeremonie in der Helios-Arena stattfinden. „Für uns ist das optimal, denn wir müssen nicht groß umbauen“, betont KEB-Chef Gülpen bei einem Gespräch.
Polizeischau auf Gustav-Strohm-Parkplatz
Die Vereidigungsfeier in der Halle wird ohne die Öffentlichkeit begangen. Allerdings wird der Festakt aus der Halle live auf eine Großbildleinwand, die auf dem nahe gelegenen Gustav-Strohm-Parkplatz steht, übertragen. Dort bietet die Polizei ab dem Nachmittag zudem eine Polizeischau an, die Besuchern einen Einblick in die Arbeit der Polizei ermöglicht.
Wenn alles funktioniere, könne sich solch eine Veranstaltung wiederholen, sagt der für die Betriebsabläufe zuständige Christian Helbig.
Auch wenn die KEB-Verantwortlichen dabei sind, auch Veranstalter künftig für mehrere Tage in das Stadion zu locken, um Aufwand für Auf- und Abbau zu minimieren, werden die Möglichkeiten doch begrenzt sein, räumt Gülpen ein.

Eishockey im Vordergrund
Letztlich gebe der Spielplan der Deutschen Eishockeyliga den Takt vor. Je nachdem, ob und wie weit die Wild Wings in den Play-offs kommen, bleibe das Stadion blockiert. Ja, sogar das Finale, Anfang Mai, sei noch nicht ausgeschlossen.
Daher rechnet Gülpen bis auf Weiteres damit, dass das Eishockey in der rund 5300 Besucher fassenden Arena – „eigentlich ideal für weitere Veranstaltungen“ wie die bereits stattfindenden Street Games – die Hauptrolle spielt. Daher will er das Stadion auch behutsam modernisieren.
Weitgehend auf Erdgas verzichten
Gülpens Augenmerk liegt auf der Energieeffizienz. Kein Wunder, denn im Hauptberuf ist er Geschäftsführer der Stadtwerke und soll die Stadt auf dem Weg zur grünen Null voranbringen.
Bis zum Jahresende 2025, spätestens aber 2026, will die KEB auf Erdgas als Energieträger weitgehend verzichten. Den Hahn abdrehen wird die KEB allerdings nicht, denn bei hohen Minustemperaturen wird Erdgas zeitweise benötigt. Hauptsächlich werde künftig die Abwärme genutzt, die „derzeit aus den Schornsteinen hinaus gepustet wird“, wie es der KEB-Geschäftsführer erläutert.

Derzeit sind das drei Millionen Kilowattstunden Erdgas pro Jahr. Die Investitionen von etwa einer Viertelmillion Euro haben sich innerhalb eines Jahres amortisiert, rechnet der KEB-Geschäftsführer vor. Mit der Umstellung der Anlagen wird „die Helios-Arena zum Kraftwerk“, so der Manager.
Energie für 300 Wohnungen
Das führt dazu, dass das Stadion mehr Wärmeenergie produziert, als es verbraucht. „300 Wohnungen könnten wir zusätzlich versorgen.“ Das Pech nur: Direkt am Stadion stehen keine Häuser. Ein Wärmenetz müsste gebaut werden, und hier kommt nun der Stadtwerke-Chef ins Spiel. Das ist ebenfalls Gülpen.
Schnelle Lösung ist nicht in Sicht
„Ich habe zwei Hüte auf“, erklärt er seine Doppelrolle. Keiner der beiden Gesellschaften dürfe er schaden, einen Mittelweg zu finden sei nicht immer einfach. In diesem Fall komme die KEB formal auf die Stadtwerke zu und teile mit, dass sie über überschüssige Wärmeenergie verfüge. Die Stadtwerke prüfen, ob sie diese nutzen könne.
Eine schnelle Lösung ist jedenfalls nicht in Sicht. Für das relativ nahe Gewerbegebiet um die Unternehmen Klafky und Prohoga herum müsste die Bahntrasse unterquert werden, was die Deutsche Bahn allerdings untersagt. So müsste das Wärmenetz einen Umweg nehmen, was alleine schon rund 1,5 Millionen Euro kosten würde. Herauszufinden, ob der Bau je rentabel wird, ist indessen eine von Gülpens Aufgaben.
Zusätzliche Photovoltaikanlage
Zudem lässt die KEB eine Photovoltaikanlage mit 300 Kilowatt Peak aufs Dach bauen – zum Vergleich: Eine normale Anlage für ein Einfamilienhaus habe ungefähr acht Kilowatt Spitzenleistung, macht Helbig die Dimensionen deutlich.
Abgehobeltes Eis wird abgetaut
Gleichzeitig wird an weiteren Stellschrauben gedreht. Rund zehn Tonnen Eis falle pro Jahr an, wenn die zwei Bahnen hergerichtet werden. Das Resteis könne nicht einfach auf den Parkplatz gekippt werden, erläutert Gülpen, es muss geschmolzen und das Wasser kann dann in die Kanalisation geleitet werden. Dafür wurde früher viel Energie aufgewandt, das geht inzwischen durch intelligente Regeltechnik mit deutlich weniger.
Kühlere Halle
Auch die Temperatur in der Arena wurde bereits abgesenkt. Manche Fans haben es während der Heimspiele der Wild Wings schon bemerkt. Doch Beschwerden wurden bisher nicht an ihn herangetragen, sagt der KEB-Chef. Wem es zu kühl sei, könne statt des T-Shirts ein Sweatshirt tragen, schlägt er vor. Zudem freut sich Gülpen über die Erfolge der Wild Wings. Da herrsche Stimmung in der Halle, „da wird jedem von selbst warm“.
Auch Hotels profitieren
Etwa 40.000 Sportler nutzen die Halle, von Freizeitläufern bis zu Amateuren und den Profis. Kinder sind dabei und inzwischen auch immer mehr Sportler in den Sommercamps. Fünf sind es dieses Jahr gewesen, etwa die GDI-Torwartschule, berichtet Helbig.
Das liege auch daran, dass immer weniger Arenen überhaupt Sommereis anbieten. Davon profitieren Hotels in der Doppelstadt, so Helbig. Nicht nur die Teilnehmer müssten untergebracht werden, sondern auch, wenn es Jugendliche seien, oft auch deren Eltern.
All diese vielfältigen Aktivitäten wären nicht ohne Unterstützung der Stadt, also der Steuerzahler, möglich. Das weiß auch Gülpen. Etwa 1,3 Millionen Euro pro Jahr erhält die KEB. „Dafür sind wir sehr dankbar“, betont der KEB-Chef.