Die Industrie- und Handelskammer (IHK) hakt das alte Saba-Gelände in Villingen ab. Das heute als Innovationspark genutzte Quartier verliert damit einen großen Investor. Geplant war bislang, dass die IHK am Brigachufer Verwaltung- und Akademie konzentriert. Diese Absichten sind nun aber Geschichte. IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez bestätigte jetzt entsprechende Informationen des SÜDKURIER.
Für die städtebauliche Entwicklung ist dieser Prozess ein wesentlicher Faktor. Innerstädtischer Handel kann von der Kaufkraft der Beschäftigten solcher Einrichtungen profitieren, ganze Stadtviertel können aber auch unter Parkplatz-Suchverkehr leiden.
Thomas Albiez bezog jetzt auch Position dazu, wieso die Industrie- und Handelskammer von ihren bisherigen Absichten unweit der Villinger Innenstadt Abstand genommen hat: „Wir sind uns vertraglich nicht einig geworden“, erklärt der Hauptgeschäftsführer zu Verhandlungen mit dem Eigentümer.
Das IHK-Projekt soll die berufliche Weiterbildung im Schwarzwald-Baar-Kreis auf eine völlig neue Ebene stellen. Moderne und technisch gut ausgestattete Schulungsräume sollen dem Weiterbildungskonzept der Kammer ein adäquates Umfeld ermöglichen. Ein sowohl repräsentatives wie auch nachhaltiges Gebäude ist dabei erwünscht.
Auch für die Mitarbeiter der IHK soll das Vorhaben den lange ersehnten Quantensprung bieten. Die in die Jahre gekommenen Flure am Villinger Romäusring warten neben dem Theater am Ring seit Jahren auf eine zeitgemäße Ausrichtung. Zuletzt sollte die Immobilie, die in bester Lage fast direkt vor dem Riettor liegt, an einen Käufer veräußert werden. Es gab sogar schon Verhandlungen mit Interessenten, vor allem eine Nutzung für den gehobenen Wohnungsmarkt war angedacht. Ersichtlich wird damit auch, wie klar die Weichen schon für einen Umzug an die Brigach gestellt waren.
Die Kammer hatte schon einmal ihre Zukunft beim Schwarzwald-Baar-Klinikum geplant. Das Vorhaben wurde aber letztlich auf Grund von erheblicher Opulenz abgeblasen. Jetzt fällt das suchende Auge der IHK-Strategen erneut auf den Zentralbereich zwischen Villingen-Schwenningen. Albiez bestätigte, dass ein Grundstück neben dem Holiday Inn nach dem bisherigen Stand der Überlegungen in Frage käme.
3300 Quadratmeter Bruttogrundstücksfläche umfassen die bisherigen Projektvorstellungen für den Verwaltungsbereich. 3100 Quadratmeter für den Weiterbildungssektor. 300 Stellplätze sind als Bedarf definiert, „das ist vor allem für unsere Lehrgangsbesucher“, wie Thomas Albiez präzisiert.
IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos-Boyd verknüpft gegenüber dem SÜDKURIER die Entwicklung auch mit einer positiven Botschaft: „Kommt das Vorhaben zustande, sind wir beim Klinikum zentral in Villingen-Schwenningen aber auch zentral in der Region. Vor allem die Anfahrbarkeit des Grundstücks gilt dank der Querspange Richtung Autobahn doch als exzellent“, betont sie.
Angesichts der Raumzahlen gehen Experten von einem Investitionsvolumen in zweistelliger Millionenhöhe aus. Je nach Bauausführung schätzen Experten den Finanzbedarf auf eine Größenordnung zwischen 16 und 20 Millionen Euro.
Die IHK schreibt das Projekt der Planung und des Neubaus ihres Verwaltungs- und Akademiegebäudes in einem abgestuften Bewerberverfahren aus. Teilnehmende Büros müssen sich einem zweistufigen Wettbewerbsverfahren stellen. Thomas Albiez betont ungeachtet dessen die grundsätzliche Bedeutung des Vollversammlungs-Termins am 19. September. „Hier wird entschieden, was wir machen und wo wir es machen“, sagt er jetzt weiter gegenüber dem SÜDKURIER.
Der Hauptgeschäftsführer lässt dazu auch eine Option für die Entscheidung vorlegen. Der Neubau im Zentralbereich ist eine Variante, „die Sanierung des Romäusrings ist unsere Alternative“, führte er jetzt abschließend aus.
Oberbürgermeister Roth begrüßt die Entwicklung: „Der Platz beim Klinikum ist ein guter Platz für die IHK“. Der Rathauschef begründet das mit der Erreichbarkeit und dem dort vorhandenen Hotel. „Ich bin für diese Initiative dankbar“, führte Roth jetzt auf Anfrage des SÜDKURIER weiter aus. Roth zeigt sich glücklich, „dass die IHK im Oberzentrum bleibt“.
Die Kammer
Die Industrie- und Handelskammer sieht sich als Partner der regionalen Wirtschaft und bietet den 37 000 Mitgliedsunternehmen einen Beratung und Weiterbildung an. Bei Prüfungen von Ausbildungsberufen ist die Einrichtung in einer bedeutsamen Funktion. 2000 ehrenamtlich tätige und Unternehmer sowie 74 hauptamtliche Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Die IHK wirkt auch politisch als Interessensvertretung. Bei Straßenbauprojekten, Nahverkehrs-Vorhaben oder Breitbandausbau ist die Einrichtung die Stimme der heimischen Wirtschaft.
Thomas Albiez führt seit Juni 2004 die Organisation im operativen Geschäft. Ihm übergeordnet ist ein Präsidium, dem mit Birgit Hakenjos-Boyd seit 2018 eine Unternehmerin aus Schwenningen als Präsidentin vorsitzt. (tri)