„Ich will, dass wir eine Stadtverwaltung hinbekommen, die beide großen Stadtbezirke stärkt.“ Mit diesen Worten begründete Oberbürgermeister Jürgen Roth kurz vor der Sondersitzung des Gemeinderates am Mittwoch seine Abkehr von den bisherigen Plänen seines Amtsvorgängers Rupert Kubon auf dem ehemaligen Kasernengelände Mangin in Villingen. Außerdem führte er in einem Pressegespräch finanzielle Gründe für die Neuplanung ins Feld.

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Wie bereits berichtet, hat das Stadtoberhaupt das Konzept für die weitere Zusammenführung der Stadtverwaltung auf dem Kasernengelände deutlich abgespeckt. Die zunächst geplante Konzentration von rund 350 Mitarbeitern der Verwaltung in zwei ehemaligen Kasernengebäuden und einem Neubau wurden nach dem neuen Konzept deutlich reduziert. Der Neubau soll entfallen und damit die Investitionskosten von knapp 50 auf 34 Millionen Euro gesenkt werden. In die ehemaligen Kompaniegebäude sollen nun nur noch das Stadtarchiv, das Bürgeramt und einige kleinere Dienststellen einziehen.

Im Verbleib größerer Verwaltungseinheiten in den Innenstädten von Villingen und Schwenningen sieht der OB einen Beitrag, wertvollen Immobilienbesitz der Stadt zu erhalten, die Innenstädte zu stärken und diesen keine Kaufkraft durch Abzug städtischer Bediensteter zu entziehen. Langfristiges Ziel sei es zudem, alle städtischen Dienststellen aus kostspieligen Mietverhältnissen herauszuholen und in Gebäude mit städtischem Eigentum umzusiedeln. Außerdem sei es sein Ziel, die vorhandenen städtischen Verwaltungsgebäude zu sanieren. Allein das Schwenninger Rathaus schlage mit geschätzt rund 13 Millionen Euro zu Buche. Aber auch die Stadtkasse in der Oberen Straße 4 oder die Justinus-Kerner-Straße 7 sollen saniert werden.

Die angemieteten Räume der Stadtverwaltung auf der Schwenninger Steig spielen bei diesen Überlegungen eine zentrale Rolle, um die Sanierung der erwähnten Bestandsgebäude logistisch bewältigen zu können. Die Mitarbeiter etwa aus dem Schwenninger Rathaus sollen während der Sanierung des Gebäudes in die Mieträume auf der Steig ausgelagert werden und nach Fertigstellung zurückziehen. Ebenso soll dies bei der Sanierung der anderen Gebäude gemacht werden.

Dieses Vorgehen hat nach Überzeugung des OB einen großen Vorteil: Die Stadt kann die Sanierung der Gebäude nach ihren finanziellen Möglichkeiten zeitlich selbst bestimmen. Durch die Reduzierung der Investitionskosten von 50 auf 34 Millionen bleibe auch für andere, den Bürgern wichtige Maßnahmen noch ein finanzieller Investitionsspielraum.

Die räumliche Zusammenlegung der Verwaltung aus Effizienzgründen sieht Roth nicht als grundlegend an. Die Digitalisierung biete neue Möglichkeiten effizienter Zusammenarbeit. Er wies auch den Vorwurf zurück, er habe sich bisher nicht um dieses zentrale Sanierungsvorhaben gekümmert. Der Erwerb des Mangin-Areals vom Bund und die Ermittlung des Kaufpreises seien Gegenstand intensiver Verhandlungen. Die städtische Justiziarin Karin Feger gab dazu einen Einblick, wie komplex die Fragen der Kaufpreisermittlung zwischen der Stadt und der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) sind. Allerdings seien die Verhandlungen inzwischen „auf der Zielgeraden“. Bis 2026, so OB Roth, sollte das Mangin-Gelände bebaut sein, um keine Zuschüsse zu verlieren.