Fühlen Sie sich im Rathaus gut aufgenommen?

Ja ich fühle mich im Rathaus sehr gut aufgenommen. Alle sind sehr aufgeschlossen und hilfsbereit.

Was hat Sie in den ersten 100 Tagen im Amt gefreut?

Die Offenheit die mir begegnet bei den Kolleginnen und Kollegen. Dies auch verbunden mit dem Wunsch nach Veränderung und dem Austausch.

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Was hat Sie seit dem Start geärgert?

Das wir in manchen Dingen nicht so schnell sein können, wie wir es brauchen. Zuletzt hat mich die nochmalige Verteuerung der Sanierung des Deutenberg-Gymnasiums geärgert. Damit meine ich nicht die Mitarbeiter der Stadt und nicht die Verantwortlichen der Schule.

Was haben Sie sich vor Ihrem Amtsantritt leichter vorgestellt?

Ich habe mir es leichter vorgestellt, dass ich mit den Kollegen und Kolleginnen ins Gespräch komme. Dies ist jedoch aufgrund der Terminvielfalt des Anfangs viel zu wenig möglich.

Was haben Sie sich schwerer vorgestellt?

Die Zusammenarbeit mit den Gemeinderäten und Fraktionen. Diese hat sich jedoch überwiegend als konstruktiv und offen dargestellt.

 

Wie lange dauert es noch, bis Sie die Bezeichnung des Amtsverwesers los sind?

Solange das Urteil des Verwaltungsgerichtes gefällt und rechtskräftig ist. Es heißt, es gibt Spannungen mit Amtsleitern vor allem angesichts von internen Diskussionen über Fachfragen mit Ihnen. Na auch wenn es so heißt, muss es deswegen nicht wahr sein. Was jedoch richtig ist, dass wir manchmal auch um gute Lösungen ringen. Darüber hinaus braucht Veränderung auch Diskussion. Wenn vorher der Austausch nicht so stark war, ist es auch ungewohnt. Ich halte diese jedoch für hilfreich und gut.

Oberbürgermeister Jürgen Roth (links) hat eine dreiteilige Strafe zu verbüßen.
Oberbürgermeister Jürgen Roth (links) hat eine dreiteilige Strafe zu verbüßen. | Bild: Naiemi, Sabine

Was denken Sie, was Sie als neuer OB in den ersten Wochen Ihres Wirkens für die Bürger erreicht haben?

Wir haben verschiedene Projekte der Straßensanierungen auf den Weg bringen können. Dazu braucht es Vorbereitung, Ausschreibung und Umsetzung. Die Fachämter bringen sich hier sehr gut ein. Die Frage der Kindergartenplätze läuft ebenfalls auf Hochtouren. Die Frage der Einsatzfähigkeit unserer Feuerwehr ist geklärt und besprochen. Der Sozialwohnungsbau läuft auf Hochtouren und das Kennenlernen der verschiedenen Felder ist noch lange nicht abgeschlossen. Auch werden wir in den Ortschaften Bauflächen ausweisen, um günstigen Wohnraum zu schaffen. Bei unserer Veranstaltung vor der Wahl im Franziskaner sollten Sie wir alle Bewerber fünf Punkte aufschreiben und erläutern, die Sie anpacken wollen.

VS muss sicher und schön sein, lautete eine Ihrer Antworten. Was wurde daraus?

Wir sind in der Diskussion wie wir die Innenstadt und VS sicherer bekommen. Dabei gibt es auch unterschiedliche Ansatzpunkte innerhalb der Fraktionen. Die Bandbreite ist von helleren Straßenbereichen bis zu mehr Personal im örtlichen Polizeidienst. Die Sauberkeit ist ein Thema mit der TDVS und wird von mir forciert. Jedoch hatten wir bisher Winter und die Mitarbeiter hatten klar die Priorität im Winterdienst. Jetzt werden wir über neue Gerätschaften nachdenken (sind nicht veranschlagt) und ein Konzept erarbeiten.

Ein zweiter Punkt, den Sie im Franziskaner auf der SÜDKURIER-Bühne präsentiert hatten, war die Stärkung des Wirtschaftsstandortes. Wie weit sind Sie damit?

Ich bin in engestem Kontakt mit dem GVO. Wir werden hier die Schwerpunkte noch einmal klar zusammenstellen und die Aufgaben definieren. Die Entwicklung von Flächen für Gewerbe und Handel hat hier eine besondere Bedeutung. Wir konnten auch schon weitere Flächen in der Salzgrube vermitteln. Weitere stehen aus. Die Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung geht hier einher mit der Bedarfslage. Auch im Bereich schnellem Internet hatten wir gute Erfolge. Durch die Änderung der Förderrichtlinien des Landes müssen wir hier neue Wege gehen. Dabei sind wir stark unterstützt durch den Zweckverband Breitband.

Sie haben auch angekündigt, VS innovativer zu machen als Bildungsstandort bei Schulen und Hochschulen? Wie sind Sie da rangegangen.

Wir sind in engstem Kontakt mit den drei Hochschulen und entwickeln gemeinsam Konzepte, wie wir die Studierenden noch mehr an uns binden können. Dabei sind Ansätze im Raum, die noch in den jeweiligen Gremien diskutiert werden müssen. Auch bin ich in Kontakt mit dem AStA, um die Bedarfe abzufragen. Die Ämter, wie auch die Hochschulen sind da in engem Kontakt, damit wir unsere Synergien nutzen können. Themen waren der ÖPNV, preiswertes Hochschul-nahes Wohnen, Abgestimmte Aktionen und vor allem der Austausch von Informationen. Unsere Schulen sind im Bereich Digitalisierung und die Bundesmittel konzeptionell einen Schritt weiter. Jetzt gilt es die Bundesmittel auch konkret in Aufträge zu verwandeln. Das braucht bei den Vergabevorschriften der öffentlichen Hand leider Zeit. Ich würde mir wünschen, dass wir hier schneller und ohne so großen Aufwand arbeiten könnten.

Wie wollen Sie die desaströse Lage mit den Zuständen in den Kindertagesstätten lösen? Manche Adressen wirken wie Baracken, viele Plätze fehlen? Die Verwaltung verheimlicht aktuell sogar die Zahlen derer, die noch einen Platz suchen. Was ist denn da los?

Familienfreundlichkeit als Ziel und bedarfsgerechte Angebote waren ja auch eines Ihrer Wahlkampfziele. Wir haben eine umfangreiche Liste an Sanierungsvorhaben abzuarbeiten. Dazu gehören aber auch Handwerksbetriebe, die die Kapazität haben, uns dabei zu unterstützen. Weiterhin brauchen wir auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Arbeiten begleiten und überwachen. Als Bauherr haben wir ja auch die Pflicht, alle Beteiligten zu überwachen, damit das erreicht wird, was wir miteinander vereinbart haben. Dazu kommt der Anspruch, dass wir auch möglichst im Kostenrahmen bleiben.

So buchstabiert man "Roth-Licht-Viertele" – mit dieser Erkenntnis kamen die Glonkis und ihre Gäste aus Hamburg zurück.
So buchstabiert man "Roth-Licht-Viertele" – mit dieser Erkenntnis kamen die Glonkis und ihre Gäste aus Hamburg zurück.

Eine der großen Fragen ist seit Ihrem Amtsbeginn: Geht was bei Mangin oder lassen Sie das versanden?

Ich erkenne hier keine große Frage. Verschiedene Akteure machen da nur eine draus. Versanden lasse ich auch nichts. Das Vorhaben ist jedoch um ein Vielfaches komplexer, als mir bekannt war. Zu klären sind: Die Fragen, zu welchem Preis können wir kaufen. Wieviele Altlasten sind auf dem Gelände und wer entsorgt sie zu welchem Kostenanteil. Die Frage der Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Schwenningen und innerhalb Villingens muss erst noch konzipiert werden. Dazu kommen dann noch die Kosten, die eine Verbindung kostet. Die Frage, wieviel Wohnen in welchem Anteil – also sozial und Standard – ist hierbei bedeutsam. Das ist noch ungeklärt. Die baurechtlichen Vorgaben der Nutzung sind überholt und müssen noch einmal überdacht werden. Wieviele Kindergarten- und Schulplätze entstehen durch die Ansiedlungen in dem Bereich und wie und wo bilden wir diese ab. Welche Dienstleistungen werden vom Bürger zentral in den Stadtbezirken abgefordert und wieviel können dezentral abgebildet werden. Ist die Verschuldung bei dem Investitionsstau weiterhin gerechtfertigt? Wohin mit der Volkshochschule, dem Archiv und der Musikakademie. Ich könnte die Liste noch problemlos fortführen. Ich will dieses Riesenprojekt nicht ausschließlich politisch bewerten, um danach eventuell ins finanzielle Desaster zu fallen. Nur weil man keine Lust hat, nach der langen Zeit des Durchdenkens und vor der Kommunalwahl einen Knopf drauf zu bekommen. Das liegt jetzt schon mehr als sieben Jahre – dann wird es auch noch ein paar Tage warten können, bis wir alles zusammengetragen haben. Mir ist jedoch eines in der Sache eminent wichtig: Wir werden die Flächen kaufen und entwickeln. Ich verhandle dazu direkt mit der Eigentümergesellschaft Bima vom Bund. Wir sind hier auf einem guten Weg, wie seit Monaten nicht.

Sie sind emotional bei dem Thema:

Ja – ich habe einen Auftrag vom Wähler bekommen. Nämlich mich mit dem Projekt intensiv zu beschäftigen und es nicht einfach in etwas zu steuern, was wir nicht völlig durchschauen. Wenn dann die Sache nicht läuft wie erträumt, dann ist das Jammern groß. Ich denke zumindest zum Zeitpunkt des Entscheidens müssen alle Fakten auf dem Tisch liegen und alle Luftschlösser und Fantasien ausgeräumt sein.

Wie beurteilen Sie mittlerweile den finanziellen Spielraum der Stadt für die kommenden Jahre?

Ich werde am 10. April dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit einen Kassensturz präsentieren. Dort werden wir genau erkennen, wie es steht und wie wir mit der Situation umgehen.

Sie sind erst drei Monate im Amt und schon ein Jahr älter geworden – im Ernst: Neulich, an Ihrem Geburtstag, haben Sie tagsüber gearbeitet. Gab es noch eine Feier am Abend wenigstens?

Nein, dazu kam es dieses Jahr leider nicht. Ich feierte dann mit Freunden am Sonntag in einer Gastwirtschaft.

Weshalb wohnen Sie immer noch in Tuningen? Es gibt bereits Stimmen, die unken, Sie wollten dort gar nicht mehr weg. Sie verlieren ja täglich mit dem Hin- und Herfahren eine Stunde Zeit insgesamt.

Ich sagte von Anfang an, dass ich aus Tuningen nicht flüchten muss. Wenn ich in VS etwas Gutes finde, dann nehme ich das an. Das tägliche Fahren ist für mich nicht unangenehm.

Was hat Ihnen ihr Vorgänger Kubon bei der Übergabe noch mit auf den Weg gegeben?

Er hat mir alles Gute gewünscht.