VS-Villingen – Das Fazit zuerst: „Sehr schön gemacht“ könnte man nun ab heute im Franziskanermuseum analog zum Titel der Ausstellung „Sehr schön gmolt…“ sagen. Aber das würde den Ambitionen der Ausstellungsmacher ebenso wenig gerecht wie Hermann Alexander Neugarts leicht spöttische Äußerung über die Malweise seines Zeitgenossen Albert Säger (1866 bis 1924). Stattdessen muss das Lob an das Kuratorentrio Anita Auer, Ina Sahl und Peter Graßmann lauten: eine hervorragende, überaus objektreiche und kurzweilige Inszenierung anlässlich des 100. Todestages des Villinger Malers Albert Säger.

Letztlich geht es bei dieser kulturhistorischen Ausstellung, die alles andere als eine reine Bilderschau ist, um Spurensuche nach einem Maler, der, wenngleich als Künstler ein Stück weit in Vergessenheit geraten, als Spross einer Familie von Malern in seiner Heimatstadt deutliche Spuren hinterlassen und mit seinen Fassadenmalereien ganz selbstverständlich das Villinger Stadtbild noch heute prägt.

Zur perfekten Inszenierung gehört auch gleich zu Beginn des Ausstellungsparcours der Trailer, in dem der Zunftmeister der Historischen Narrozunft Villingen, Anselm Säger, beim Abstauben eines in der Zehntscheuer befindlichen, von Säger geschaffenen Historiengemäldes den von Fabian Mauch verkörperten Albert Säger zum Leben erweckt. Gemeinsam unternehmen die beiden einen Streifzug durch die Stadt.

Stationen sind das Wohnhaus an der Rietstraße 30, wo sich heute das „Café Dammert“ befindet, und in direkter Nachbarschaft das Wandbild der Kreuzaufrichtung am Riettor. Auch die Fassade des „Café Raben“ an der Oberen Straße wird ins rechte Licht gerückt, die temporäre Fassadenmalerei am Alten Rathaus gibt es nur im Kurzfilm zu sehen mit der Aufforderung des Protagonisten der Sonderausstellung, in seine Welt, wie sie vor 100 Jahren wohl ausgesehen hat, einzutauchen: Willkommen in der heilen Welt des Albert Säger.

Zunächst wird geklärt, wer dieser Albert Säger eigentlich war, wie er aufwuchs, welche Ausbildung er absolvierte und wo er studierte und welche Einflüsse er dadurch bekam. Unentbehrliche, mit Fotografien, Zeugnissen und Bildern belegte Fakten, die zeigen, dass Säger kein reiner Autodidakt war, wie manche über ihn schrieben. Weiter geht es mit den zahlreichen Ölporträts, die Albert Säger von den Villinger Bürgern, wie etwa von dem Uhrmachermeister Theodor Fleig und seiner Ehefrau, angefertigt hat. Wo hingen sie damals? Selbstverständlich in der bürgerlichen Wohnstube, die nun als Rekonstruktion eine gute Möglichkeit bietet, in Sägers Welt einzutauchen.

Es sind Ausstellungsstationen, die wie auch die vielen Landschaftsabbildungen, bei denen Säger stets auf der Suche nach dem perfekten Motiv war, die nötige Rahmenhandlung bilden bei dieser Gesamtinszenierung, dessen Kern die Fassadenmalereien sind. Dem Besucher wird anschaulich vermittelt, wie eine Fassadenmalerei entsteht. Überaus interessant, ganz besonders, wenn sie wie im Falle des Alten Rathauses nicht mehr vorhanden ist. 1895 von Albert Säger geschaffen, im Jahr 1928, nur vier Jahre nach seinem Tod, bereits wieder überstrichen, das fällt ins Sachgebiet der Restauratorin Ina Sahl. Heute würde man sagen: „Pfusch am Bau“. Zu Sägers Zeiten war die Verwendung von nicht haltbarem Schlachtblut wohl ein „blutiger Fehlschlag“, wie das Kapitel treffend überschrieben ist.

Weiter geht‘s zum glanzvollen Höhepunkt ins Refektorium, das zum Bürgerlichen Brauhaus umfunktioniert wurde, inklusive Sägers großformatigem Zyklus über Ereignisse der Villinger Stadtgeschichte. Albert Säger hat aber auch andere Künstler beeinflusst, seinen Stiefsohn Waldemar Flaig allemal, aber auch den Künstler Richard Ackermann. Zumindest in der Motivwahl gibt es eine Verbindung zu Säger, aber während Sägers Blick oft nostalgisch verklärt war, bewegen sich Flaig und Ackermann expressionistisch auf der Höhe der Zeit.