Wenn der Wecker morgens klingelt, beginnt für drei Angestellte der Stadtverwaltung ein neuer Arbeitstag im Amt für Feuerwehr, Brand- und Zivilschutz. Ihr Chef dort ist Amtsleiter Markus Megerle.

Schlagen ihre Piepser an, das sind kleine, digitale Alarmierungsgeräte für Einsatzkräfte, dann verlassen die drei schlagartig ihre Arbeitsstellen, im Eiltempo geht es von Büro und Werkstatt direkt ins Feuerwehrhaus. Jede Sekunde zählt. Arbeitsuniform weicht der Einsatzmontur. Aus Beruf wird Ehrenamt. Ihr Vorgesetzter auch hier: Markus Megerle, Feuerwehrkommandant der Doppelstadt.

Ohne Ehrenamt geht es nicht

Weit über 400 aktive, ehrenamtliche Feuerwehrkräfte gibt es in VS, die rund 99 Prozent aller Einsätze im gesamten Stadtgebiet abdecken. Eine solche hohe Quote sei in vergleichbaren Städten laut Megerle mittlerweile einmalig in Deutschland. Alle diese Einsatzkräfte werden von Arbeitgebern für den freiwilligen Dienst freigestellt, ein bedeutender Faktor, damit dieses System weiterhin funktionieren kann.

Feuerwehrkommandant Markus Megerle
Feuerwehrkommandant Markus Megerle | Bild: Matthias Jundt

Mit ihren Doppelrollen nehmen Will, Riesle, Groß sowie eine weitere handvoll Kollegen im Amt eine ganz besondere Rolle ein. Sie sind zum einen Teil des so wichtigen Ehrenamts und parallel auch hauptamtlich tätig, ein Bereich, der laut VS-Feuerwehrperspektivplan in den kommenden Jahren ausgebaut werden soll, um künftigen Herausforderungen gerecht zu werden und das Ehrenamt zu entlasten.

Hobby zum Beruf gemacht

Dennis Riesle ist gelernter Verfahrensmechaniker. Seit Anfang 2021 ist er als Gerätewart im Amt Feuerwehr, Brand- und Zivilschutz, kümmert sich in der Feuerwehrwerkstatt in Schwenningen beispielsweise um Atemschutz- und Kleingeräte.

Dennis Riesle hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Als Gerätewart im Amt Feuerwehr, Brand- und Zivilschutz kümmert er sich in seiner ...
Dennis Riesle hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Als Gerätewart im Amt Feuerwehr, Brand- und Zivilschutz kümmert er sich in seiner Feuerwehrwerkstatt in Schwenningen beispielsweise um Atemschutz- und Kleingeräte. Geht eine Alarmierung ein, wechselt er ins Ehrenamt und rückt zu Einsätzen aus. | Bild: Fröhlich, Jens

„Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, erklärt er der 32-Jährige sein Doppelengagement. Denn: Seit rund zehn Jahren ist er aktives Mitglied der freiwilligen Feuerwehr Schwenningen und Pfaffenweiler und übernimmt auch Aufgaben der Führungsgruppe.

Schnell habe er gemerkt, dass diese Tätigkeit seine Berufung ist. Also war es für ihn ein logischer Schritt, auch beruflich im Bereich des Rettungswesens zu arbeiten. Vier Jahre lang war er beim Technischen Hilfswerk angestellt, ehe er vergangenes Jahr zur Stadtverwaltung in den Feuerwehrdienst wechselte.

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Allzu viel Spielraum im Terminkalender abseits der Feuerwehr bleibt ihm daher nicht. Die Zeit für seine Familie und das Klettern als Hobby kann es sich aber dennoch immer freischaufeln. „Das funktioniert gut.“

Berufung erst spät gefunden

Stephan Groß ist seit April diesen Jahres im Amt Feuerwehr, Brand- und Zivilschutz im Bereich vorbeugender Brandschutz bei Bauvorhaben oder Veranstaltungen zuständig und befindet sich „mittendrin in einem Brandschutz-Studium“, erzählt der 30-Jährige.

Stephan Groß arbeitet im Amt für Feuerwehr, Brand- und Zivilschutz als Sachbearbeiter im Bereich vorbeugender Brandschutz. Seit 2016 ist ...
Stephan Groß arbeitet im Amt für Feuerwehr, Brand- und Zivilschutz als Sachbearbeiter im Bereich vorbeugender Brandschutz. Seit 2016 ist er auch im aktiven, freiwilligen Feuerwehrdienst. | Bild: Fröhlich, Jens

Zuvor hatte er in einem Planungsbüro für Brandschutz gearbeitet. Bei der Stadtverwaltung absolviert er parallel ein berufsbegleitendes Studium im Bereich Brandschutz.

Der 30-Jährige ist erst spät zur Feuerwehr gekommen, wie er selbst sagt, und das, obwohl bereits sein Vater bei der Feuerwehr aktiv gewesen ist. Diese Prägung hat sich mit Verzögerung nun aber doch durchgeschlagen. 2016 begann er seine Feuerwehrlaufbahn in den Abteilungen Rietheim und Villingen, wo er bis heute aktiv und, wie Dennis Riesle, Teil der Sondereinheit Führungsgruppe ist.

Die Feuerwehr nimmt bei ihm einen großen Platz im Leben ein. Bleibt neben Beruf und Hobby da überhaupt noch Zeit für andere Hobbys und Familie? „Ja“, lautet seine Antwort. Er spiele auch noch aktiv Fußball. Mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: „Meine Frau ist ebenfalls im Rettungswesen tätig, hat also ein Grundverständnis für meine Doppelfunktion.“

Mit 14 zur Feuerwehr

Auch Nadja Will ist erst seit April im Amt tätig, sitzt im Büro Stephan Groß gegenüber und hat ebenfalls ihr Hobby zum Beruf gemacht. „Ich mache das gerne, sonst würde ich es nicht tun“, so die 31-Jährige, die schon seit 17 Jahren Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr ist. 2015 kam sie nach Villingen.

Nadja Will arbeitet Amt für Feuerwehr, Brand- und Zivilschutz als Sachbearbeiterin Vorbeugender Brandschutz und ist seit vielen Jahren ...
Nadja Will arbeitet Amt für Feuerwehr, Brand- und Zivilschutz als Sachbearbeiterin Vorbeugender Brandschutz und ist seit vielen Jahren ehrenamtlich im aktiven Feuerwehrdienst. | Bild: Fröhlich, Jens

Ihr gemeinsames Büro liegt im Feuerwehrhaus in Villingen. Der Weg zu den Einsatzfahrzeugen ist dadurch besonders kurz und die beiden zählen häufig zu den ersten Freiwilligen an den Spinden, ganz ähnlich wie bei Dennis Riesle in der Werkstatt im Feuerwehrhaus in Schwenningen.

Ein Job wie jeder andere

In einer Sonderstellung sehen sich die drei Einsatzkräfte allerdings nicht. Auch seien sie durch ihre Tätigkeit im Amt und die Nähe zum Ort des Ausrückens nicht häufiger im Einsatz, erzählen sie. Der Zusammenhalt in der Mannschaft sei gut. Die Dienstverteilung ist klar geregelt und ausgeglichen verteilt. An regelmäßigen Terminen kommen hinzu die Übungen in den Abteilungen sowie und im Rahmen der Führungsgruppe.

Wie häufig die Einsatzkräfte während ihren Diensten ausrücken müssen, sei ganz unterschiedlich. Manchmal nur zweimal pro Woche, an manchen Tagen dafür gleich mehrmals. „Die Arbeit bleibt dann natürlich auch bei uns liegen und muss nachgeholt werden“, erklärt Riesle. Ganz so, wie bei allen anderen Arbeitnehmern auch. „Das ist ein Job wie jeder andere“, fügt er hinzu.

Die Vorteile

Oft bringt die Doppelrolle aber auch Vorteile mit sich. Etwa dann, wenn Riesle bei Einsätzen mitbekommt, wo es Probleme gibt, welche Materialien zum Einsatz kommen oder es etwas zu reparieren gibt. Dann hat er diese Aufgaben, zurück am Arbeitsplatz, ohne Umwege gleich im Blick.

Dass die Arbeit im Amt während Einsätzen manchmal liegen bleibt, das ist Amtsleiter Megerle sowie seinem Stellvertreter Michael Reimer sicherlich kein Dorn im Auge. Sie wissen, wie wichtig das Ehrenamt für die VS-Wehr ist und dass es auch Vorteile mit sich bringt, Mitarbeiter aus den eigenen Reihen einzustellen. Mittlerweile sind es neun Kollegen, die eine solche Doppelrolle inne haben.

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