Das Radfahren in der Gesamtstadt attraktiver, bequemer und sicherer zu machen, ist das Ziel des aktuell erarbeiteten neuen Radverkehrskonzepts. Dieses wird nächste Woche in einer ersten Umsetzungsstufe dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt. Ansgar Kundinger, Mobilitätsmanager, Silvie Lamla, Amtsleiterin des Grünflächen- und Tiefbauamtes und Bürgermeister Detlev Bührer stellten das Konzept nun der Öffentlichkeit vor.
Immer mehr Pedelecs
Durch die immer stärkere Verwendung von elektrisch unterstützten Pedelecs im Straßenverkehr steigen auch die Nutzung von innerstädtischen Radwegen und der Bedarf daran. Hatten im Jahr 2015 gerade mal eineinhalb Millionen Menschen in Deutschland ein E-Bike, sind es aktuell schon über zehn Millionen, fast jedes zweite verkaufte Rad ist mittlerweile elektrifiziert.
Bedeutung des Rads nimmt zu
Eine repräsentative Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung zum Thema „Tägliches Radfahren in der Stadt“ hat ergeben, dass zwei Drittel der Bundesbürger erwarten, dass in den kommenden Jahren das Fahrrad im alltäglichen Gebrauch im Stadtverkehr stark an Bedeutung gewinnen wird. Da die anvisierte Verkehrswende eine deutliche Veränderung weg vom Auto hin zu umweltschonenden Verkehrsmitteln beinhaltet und die Preise für Benzin stark angezogen haben, ist das Fahrrad eine attraktive Alternative für viele Menschen geworden.
Besonders die passende Infrastruktur, sprich, Radwege, die ein sicheres und bequemes Fahren gewährleisten, stehen bei den Bürgern daher ganz oben auf der Liste der Wünsche. „Wir haben uns gefragt, was können wir schnell und ohne großen Aufwand zur Verbesserung des Radfahrens beitragen und welche Projekte wollen wir dieses und nächstes Jahr umsetzen, wie zum Beispiel die Umwidmung von Straßen zu Fahrradstraßen“, stellte Ansgar Kundinger bei der Präsentation des Radverkehrskonzeptes dar.
Seit Mitte 2020 wurde bei der Stadtverwaltung an diesem Konzept gearbeitet, nun soll die erste Umsetzungsstufe in der nächsten Sitzung dem Gemeinderat vorgelegt werden. So enthält das Konzept ein komplexes Radwegenetz für Villingen-Schwenningen, das stufenweise den Bedürfnissen der Bürger angepasst werden kann. Die Erarbeitung des Radwegenetzes war notwendig, um in die Förderung des entsprechenden Landesgesetzes zu kommen. Diese wird beispielsweise für den geplanten Ausbau des Brigachradweges bis 2023 benötigt.
Das nun erarbeitete Radwegenetz differenziert zwischen verschiedenen Routen, die von Radfahrern genutzt werden und sich in Vorrang-, Haupt- und Nebenrouten unterscheiden lassen.
Vorrangrouten werden erstellt
Durch diese Planung soll der Radverkehr direkt, zügig, attraktiv und gebündelt geführt werden. Radfahrende soll sie dazu bringen, diese Routen bevorzugt zu nutzen. Dabei sollen verschiedene Ziele wie Wohngebiete, Stadtzentren, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und anderes miteinander durch ein Netz von Radwegen verbunden werden.
Die Vorrangrouten sollen in der nächsten Zeit fahrradfreundlich überplant und gegebenenfalls ertüchtigt, Haupt- und Nebenrouten vorerst allerdings nur im Rahmen anstehender Straßensanierungen optimiert werden.
„Wir werden die noch nicht geöffneten Einbahnstraßen analysieren und je nach Möglichkeit für den Radverkehr in die Gegenrichtung öffnen.“Ansgar Kundinger, Mobilitätsmanager bei der Stadtverwaltung
Was jedoch, sollte der Gemeinderat am 18. Mai dem Konzept zustimmen, sofort als Verbesserung für den Radverkehr umgesetzt werden kann, sind sogenannte Quick Wins, schnelle Gewinne. „Diese können wir mit sehr wenig Aufwand durchführen und erzielen damit eine maximale Aufmerksamkeit für den Nutzer. Die Bürger sehen gleich, da tut sich was“, verdeutlicht Detlev Bührer.
Bessere Beschilderung
Zu diesen schnell zu erledigenden Maßnahmen mit einem Gewinn für den Nutzer gehören Furteinfärbungen, um das Sicherheitsgefühl für den Radler zu stärken genauso wie die weitere Öffnung von Einbahnstraßen mit entsprechend deutlicher Markierung für den PKW-Verkehr. Auch eine Aktualisierung der Beschilderung, die die Nutzung von gemeinsamen Fuß- und Radwegen besser ermöglicht, soll zügig erfolgen.
„Wir werden die noch nicht geöffneten Einbahnstraßen analysieren und je nach Möglichkeit für den Radverkehr in die Gegenrichtung öffnen“, macht Ansgar Kundinger die Vorgehensweise klar.
Bis Ende 2023 sollen dann weitere Maßnahmen erfolgen wie zum Beispiel eine durchgehend farbliche Markierung der gesamten Radwegspur am Krebsgraben sowie die Umwidmung der Brigachstraße in Villingen und der Carl-Haag-Straße sowie Berthold-Brecht-Straße hin zum Deutenbergschulzentrum in Schwenningen als Fahrradstraße.