Es ist Mittwochmorgen und 10 Uhr als Manuela Mladenov und Justina Flak in Villingen ihren Kaffee trinken. Im Hintergrund leise Musik, das Geräusch der Kaffeemaschine, das Klappern von Geschirr. „Es ist einfach immer gemütlich und heimelig“, sagt Mladenov. Die beiden Frauen sind hier Stammgäste.

Hier, das ist das Café Paradies, unweit der Villinger Fußgängerzone in der Paradiesgasse. Was die Gäste als „heimelig“ bezeichnen bedeutet konkret: ein Café auf 40 Quadratmetern – inklusive Küche und Toiletten.
Wie es ist, ein Café auf engstem Raum zu führen, das weiß sie ganz genau: Inhaberin Tatjana Spott.

2021, mitten in der Corona-Pandemie, hat die gebürtige Villingerin das Café übernommen. Und damit auch die Herausforderung, mit wenig Platz zurechtzukommen – egal ob bei Einschränkungen wie schlechtem Wetter oder Abstandsregelungen.
„Man lernt mit der Zeit“, sagt die 43-Jährige und lacht.
Gelernt hat Spott beispielsweise schnell, dass es wichtig ist, morgens oder abends die Regale und die Theke für die nächste Schicht aufzufüllen. Denn: Wenig Platz heißt auch wenig Staumöglichkeiten.
Deshalb würden auch Hinterhof und Keller als Lager genutzt. Weil aber die Wege recht weit und nur am Wochenende zwei Angestellte im Laden seien, müsse immer voraus gedacht werden.
„Management ist nötig.“Tatjana Spott, Inhaberin
Im Café haben 20 Personen Platz. Die vier Tische mit Barstühlen stehen auf einer Fläche von 25 Quadratmetern. Stehend könnten auch 35 Leute unterkommen – „wenn man es kuschelig mag“, fügt die Villingerin hinzu.
Vor dem Café, auf dunklen mit Kissen bestückten Bänken und neongrünen Stühlen können ebenfalls etwa 20 Personen bedient werden.
Gekocht werden kann und darf in der drei Quadratmeter winzigen Küche nicht. So besteht das Angebot neben Getränken hauptsächlich aus Kuchen und Brezeln. Freitagabends gibt es Bruschetta.

Beliebt sei das Café aber vor allem wegen der großen Auswahl an Kaffee – es gibt sogar eine eigene Espressobohne. Die Produkte sind regional. Und – was vor allem bei den jungen Leuten gut ankomme – seien die veganen Milchalternativen.
Wie ist das ohnehin schon kleine Café mit den Abstandsregelungen während Corona zurechtgekommen? Wenn überhaupt, sagt die Inhaberin, habe sie 15 Leute unterbringen können. Doch: „Durch Corona hat sich die Gästezahl deutlich minimiert.“
Wahrscheinlich, vermutet Tatjana Spott, wollten sich die Leute in der Corona-Hochzeit auch gar nicht in engen Räumen aufhalten. Die Folge: „Das Geschäft hat sich eher nach draußen verlagert und die Nachfrage nach To-Go-Kaffee war da.“
Und wenn das Wetter schlecht ist, es regnet oder gar schneit? Wie läuft das Café dann? „Die Leute, die kommen, kommen regelmäßig, egal, welche Temperatur.“
Eine Sache hat Corona mit sich gebracht, die der Inhaberin des Cafés zugute kommt: „Die Leute haben sich daran gewöhnt, draußen zu sein.“
Bei Regen gibt es Schirme, bei Kälte Decken und – so war es im vergangenen Jahr – eigentlich Heizstrahler. Die muss Spott in diesem Winter allerdings streichen: Die hohen Stromkosten lassen ihr keine andere Wahl.
Neben den Herausforderungen hat ein kleines Café auch so manche Vorzüge. Tatjana Spott fallen auf Anhieb gleich mehrere ein: „Es ist nicht so anonym hier, sondern eine familiäre Atmosphäre. Wir kennen alle Stammgäste und wissen sogar, was sie trinken möchten.“ Neben den Stammgästen sei das Café ein „Treffpunkt für jeden“, alle seien willkommen – „ganz egal ob Bänker, Anwälte oder Obdachlose, da machen wir keinen Unterschied.“