Ein echter Alptraum ist im Villinger Ginsterweg wahrgeworden: Durch einen technischen Defekt in einer Steckdose bricht am Samstagabend – zunächst unbemerkt – ein Brand aus. Erst als dicker Rauch austritt, springen die Meldegeräte an. Die Feuerwehr muss mehrere Wände öffnen, um die Quelle zu finden.
Die erschreckende Bilanz am Ende des Einsatzes: 200.000 Euro Schaden. Nicht nur Hausbesitzer fragen sich nun, wie wahrscheinlich ein solches Szenario ist und welche Gefahr eigentlich in unseren Wänden schlummert.
„Das geht in den Promillebereich.“Markus Megerle, VS-Kommandant
„So etwas ist zum Glück sehr, sehr selten“, beschwichtigt VS-Feuerwehrkommandant Markus Megerle. Zwar hatten die doppelstädtischen Brandschützer auch im Februar einen ähnlichen Einsatz in einem Kreditinstitut in VS, davor kann sich der Kommandant jedoch an keinen Brand dieser Art erinnern. „Das geht wirklich in den Promillebereich“, so Megerle mit Blick auf die vielen tausend Häuser und Wohnungen in der Doppelstadt.

Doch wie kann es überhaupt so weit kommen? Die betagten Leitungen in vielen Altbauten seien die Hauptursache für solche Brände, erklärt Elektromeister Robin Steinkamp von der Villinger Firma BKS Team. Sind solche Drähte irgendwo beschädigt, fehlt womöglich auch noch ein FI-Schutzschalter, lauert in den Wänden möglicherweise eine potentielle Gefahr.
War etwa eine Maus schuld?
Im Fall Ginsterweg jedoch waren die Leitungen offenbar noch relativ neu. Eine Garantie gegen Brände dieser Art, so Kommandant Megerle, sei aber auch dies nicht. Auch die ordnungsgemäße Installation durch eine Fachfirma könne das Risiko zwar weiter minimieren, aber ebenfalls nicht ausschließen.
Da muss nur eine Maus ein Kabel anknabbern, sich ein Draht unbemerkt aus einer Steckdose lösen, eine Isolation nicht ganz sauber sitzen oder beim Aufhängen eines Bildes die Leitung durch einen Nagel angekratzt werden, nennt Megerle ein paar Beispiele. Eine solche beschädigte Leitung ist dann vielleicht irgendwann überlastet, wird heiß – und der Schwelbrand kann entstehen.
Weil die Quelle des Übels oft schwierig zu finden ist, kommt es dann zu größeren Schäden, erklärt Markus Megerle. Im Ginsterweg etwa mussten am Samstagabend mehrere Decken und Holzständerwände geöffnet werden.

Ganz ausschließen lässt sich ein solcher Schock in den eigenen vier Wänden zwar nicht, vorbeugen könne man aber dennoch, so Robin Steinkamp. „Am wichtigsten ist es natürlich, die Elektroanlagen auf dem neuesten Stand zu halten“, betont er. Zudem gebe es den „E-Check“: Bei diesem sehen die Fachleute auf ihren Messegeräten anhand der Widerstände, ob irgendwo im Gebäude ein Kabel beschädigt ist und repariert werden müsste. Für ein normales Einfamilienhaus rechnet der Elektro-Experte für einen solchen Check mit Kosten von rund 300 bis 400 Euro.
Als weitere Maßnahme nennt Robin Steinbau den Einbau von Feuerschutzsicherungen. Diese seien allerdings momentan auch in den meisten Neubauten nicht vorgeschrieben. Die speziellen Sicherungen arbeiten noch feiner als die bekannten FI-Schutzschalter. Sie nehmen kleine Impulse im Strom auf und werten diese aus – sollte etwas nicht sauber laufen, wird vorsorglich abgeschaltet.