569 Abgeordnete stimmten im Bundestag bei der Abstimmung am 10. Dezember für den Gesetzentwurf von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP, 79 lehnten ihn ab und es gab 38 Enthaltungen. Was dieses Ergebnis für die tägliche Arbeit in der Pflege und im Klinikum bedeutet, das hat der SÜDKURIER in Villingen-Schwenningen nachgefragt.

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„Wir arbeiten derzeit am Limit“, erzählte Michael Stöffelmaier, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbands für den Schwarzwald-Baar-Kreis, vor fast genau einem Jahr am Telefon. Damals grassierte die dritte Corona-Welle und auch das Pflegeheim St. Lioba war betroffen. Personal wurde knapp. Denn: Der Kampf gegen einen unsichtbaren Gegner war und ist personalintensiv. Bis heute sind Pflegekräfte und medizinische Angestellte sehr gefragt.

Hoffen auf eine allgemeine Impfpflicht

Durch die Einführung einer Impfpflicht im kommenden Jahr, so die Befürchtung, könnte sich die Situation auf dem Personalmarkt weiter verschärfen, wenn etwa Mitarbeiter, die sich nicht impfen lassen wollen, sich beruflich neu orientieren. „Die Sorge ist da“, bestätigt Stöffelmaier heute.

Michael Stöffelmaier, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbands für den Schwarzwald-Baar-Kreis
Michael Stöffelmaier, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbands für den Schwarzwald-Baar-Kreis | Bild: Rüdiger Fein

„Einige wollen dann wechseln“, fügt er hinzu. Er hofft daher, dass bis dahin eine allgemeine Impfpflicht beschlossen wird und somit ein Berufswechsel keinen Vorteil mehr bringen würde, eine Impfung zu umgehen. Was ihn zudem beruhigt, ist eine hohe Impfquote von aktuell rund 90 Prozent bei seinen Mitarbeitern. „Impfen ist wichtig, zum Schutz von Bewohnern und Personal“, ist er sich sicher. Der Caritasverband beschäftigt aktuell etwa 500 Mitarbeiter, etwas mehr als die Hälfte davon in der Pflege.

Fehlender Nachwuchs

Von einer ähnlichen Impfquote berichtet Paul Lubina, Leiter der Seniorenresidenz Am Kaiserring. Genaue Zahlen kann er noch nicht nennen, weil sich jüngst einige Mitarbeiter doch noch für eine Impfung entschieden hatten. Bei den Bewohnern liege man bei 95 Prozent. Lubina geht daher von einer ähnlichen Quote bei seinem Pflegepersonal aus.

Paul Lubina, Leiter der Seniorenresidenz Am Kaiserring
Paul Lubina, Leiter der Seniorenresidenz Am Kaiserring | Bild: Trippl, Norbert

„Es freut mich, dass so viele Mitarbeiter dahinter stehen. Impfen hilft uns. Wir haben da auch Verantwortung.“ Einer Impfpflicht sieht er daher relativ gelassen entgegen. Einen spürbaren Verlust an Mitarbeitern bis zum 15. März befürchtet er nicht. Fachpersonal sei in seinem Haus stets gesucht, auch wenn aktuell alle Stellen besetzt seien. „Gute Mitarbeiter braucht man immer“, sagt er und spricht dabei die natürlichen Faktoren für Mitarbeiterschwund an, wie Ruhestand, Familienplanung oder Wohnortwechsel. Daher landen Bewerbungen, die immer wieder eintrudeln, bei ihm nicht gleich im Papierkorb. Vorausschauend planen lautet die Devise. „Im kommenden Jahr könnte sich die Situation wieder anspannen“, so Lubina. Nicht wegen einer Impfpflicht, sondern aufgrund eines Mangels an Nachwuchs. Immer weniger Jugendliche würden sich für diesen Berufsweg entscheiden.

Keine Kündigungen erwartet

Ebenfalls entspannt sieht Günter Reichert der Impfpflicht entgegen. Er ist Geschäftsführer beim Spitalfonds Villingen, der das Heilig-Geist-Spital Am Warenbach betreibt. Eine Impfung biete Schutz für Bewohner und Mitarbeiter, da ist er sich sicher.

Günter Reichert, Geschäftsführer beim Spitalfonds Villingen
Günter Reichert, Geschäftsführer beim Spitalfonds Villingen | Bild: Archiv

„Und viele unserer Mitarbeiter sind auch schon geimpft, rund 90 Prozent“, erklärt Reichert weiter. Kündigungen erwarte er daher nicht durch die Einführung der Impfpflicht. Aktuell sei man in Sachen Personal zudem gut aufgestellt. Sogar Initiativbewerbungen gebe es. Eine gute Situation, um eine Reserve aufbauen zu können.

Impfpflicht für alle

Im Schwarzwald-Baar Klinikum gab es zum Thema nur eine kurze Aussage. Zur Impfpflicht lasse sich derzeit noch nicht viel sagen, teilt Sprecherin Sandra Adams auf SÜDKURIER-Nachfrage mit.

Sandra Adams, Sprecherin des Schwarzwald-Baar Klinikums
Sandra Adams, Sprecherin des Schwarzwald-Baar Klinikums | Bild: Schwarzwald-Baar Klinikum

„Im Klinikum sind wir der Meinung: Wenn, dann sollte es eine Impfpflicht für alle geben – nicht nur für bestimmte Berufsgruppen“, so die Sprecherin weiter.