In der zweistündigen Führung geht es in den dunklen Pulverturm an der Stadtmauer, auf den Kirchturm der Johanneskirche, in die Arrestzelle im mit 22 Metern höchsten Torturm, dem Oberen Tor, und zum Abschluss in den höchsten Wehrturm der Stadt, den Romäusturm mit 38 Metern Höhe. Inklusive ist bei der Tour ein beeindruckender Blick über die Dächer der Stadt und auf das Hubenloch.

Vor vier Jahren hat Stadtführer Klaus Richter die Idee seines Kollegen Gunther Schwarz aufgenommen, eine Türme und Tore-Führung zu entwickeln. „Es war ein langer Weg, doch er hat sich gelohnt“, sagt Richter, der als Obertorwart Hironimus Xaver Valentin Fidelius Engelbert Schupp, genannt Fidel, die Führungen im historischen Gewand leitet.

Rund 16 000 Euro waren erforderlich, um die Turmführungen sicherheitstechnisch zu ermöglichen. Dazu gab es einen Förderzuschuss aus dem PS-Sparen der Sparkasse Schwarzwald-Baar und Sachspenden der Stadtführer aus dem Erlös der 24-Stunden-Stadtführungen von 2019. „Wir haben ein paar Dinge an den Türmen gemacht, so dass die Führungen jetzt verantwortbar stattfinden können“, sagt Amtsleiter Dieter Kleinhans vom Amt für Gebäudewirtschaft und Hochbau. Unter anderem seien Stolperfallen entfernt worden, Absturzsicherungen habe man abgebracht sowie Trittstufen und Treppengeländer ausgebessert. Auch der Taubenkot im Romäusturm und im Oberen Tor habe entfernt werden müssen.
Spannende Geschichten und Anekdoten hat Türmer Fidel, dessen Arbeitsplatz als Torwächter im Oberen Tor war, seinen Gästen zu erzählen. Seine Aufgabe war es, bei Sonnenaufgang das Tor aufzuschließen und bei Sonnenuntergang wieder zuzusperren, um das Gesindel nachts fernzuhalten. In der fünf Quadratmeter großen Arrestzelle im Oberen Tor saßen die Gefangenen ein, die Fidel mit Wasser und Brot versorgte. Wer möchte, kann bei der Führung durch den engen Einstieg einen Blick in die Zelle werfen. Schnitzereien der einst Inhaftierten sind noch in den Balken sichtbar. „Häufig waren hier Personen eingesperrt, die auf der Straße gelebt haben. Dies waren Scherenschleifer, Kesselflicker, Gaukler, Würfelspieler, oder Quacksalber. Halt alles so Kerle mit nicht geradem Lebenslauf“, erzählt Fidel.

Im Romäusturm, nach dem Münsterturm der zweithöchste Turm der Stadt, blickt man in einen acht Meter tiefen Schacht, in dem einst Romäus gefangen gehalten wurde. Auf steilen Treppen und leisen Sohlen geht es weiter hinauf in den Turm, stets darauf bedacht, den Kater Miau nicht zu wecken, der dort bis zur nächsten Fasnet schläft. Fast ganz oben angekommen, erschließt sich den Teilnehmern ein Blick über die Dächer und aufs Hubenloch.

Um zu zeigen, wo 1499 das Schießpulver und die Munition zur Verteidigung der Stadt gelagert wurde, öffnet Fidel die Tür zum einzigen erhaltenen von einst vier Pulvertürmen. Schmal, steil und eng wird es, wenn es auf den Turm der Johanneskirche geht. Wer ganz hinauf will, muss sich unter einer riesigen Stahlglocke hindurch zwängen, um in den Glockenturm zu gelangen.

Die zwei Stunden vergehen wie im Flug. Auch OB Jürgen Roth ist begeistert. „Viele Bürger werden sich das sicher anhören wollen“, meint er.