„Guten Tag, hätten Sie gern eine Tasse Kaffee?“ Zahlreiche Besucher nutzten das Angebot für ein Gespräch bei Kaffee und Gebäck am Villinger Friedhof. Mit einem Team aus ehrenamtlichen katholischen und evangelischen Christen startete Rupert Kubon erfolgreich das mobile Café Sancta Carla im Eingangsbereich des Friedhofs.

Immer am letzten Freitag im Monat kommt das mobile Café

„Wie viel Kaffee benötigt man für eine Kanne?“ Bei der Umsetzung seiner Idee kümmert sich Rupert Kubon um jedes Detail. Bis auf Weiteres soll an jedem letzten Freitag im Monat die Möglichkeit für ein Gespräch mit Kaffee oder Tee für die Besucher des Friedhofs geboten werden.

Renate Scepanovic (rechts) freut sich über das Gespräch mit Sieglinde Knausenburger.
Renate Scepanovic (rechts) freut sich über das Gespräch mit Sieglinde Knausenburger. | Bild: Ina Klietz

Lastenhänger mit Motor

Bei der Premiere des Projekts scheint die Sonne. Nachdem das Catering-Mobil von dem inklusiven Nachhaltigkeits- und Begegnungszentrum B9 zum Friedhof gezogen wurde, folgte der Aufbau und die Dekoration des Kaffeestands. „Zum Glück gibt es einen Motor“, freut sich Anna Ramchen über das in der gesamten Seelsorgeeinheit eingesetzte Gefährt. Sie gehört zum Team der Ehrenamtlichen, die bei dem Café aktiv sind.

Rupert Kubon geht auf die Menschen zu: Der Diakon (rechts) im Gespräch mit Besuchern des Friedhofs.
Rupert Kubon geht auf die Menschen zu: Der Diakon (rechts) im Gespräch mit Besuchern des Friedhofs. | Bild: Ina Klietz

Monika Weißer ist geschulte Trauerbegleiterin und engagiert sich im Team des Trauercafés in Niedereschach. Mit ihrer Erfahrung bringt sich die Ehrenamtliche zusätzlich in dem von Kubon seit 2024 vorbereiteten Projekt ein.

Durch eine Schule auf den Einsatz vorbereitet

Es ist nicht so einfach, Fremde auf dem Friedhof anzusprechen und zu einem Kaffee einzuladen. Dafür haben sich die Ehrenamtlichen bei einer Schulung vorbereitet.

Das Team des Friedhofcafés: Rupert Kubon mit den Ehrenamtlichen Sabine Wagner, Anna Ramchen, Sieglinde Knausenberger und Monika Weißer ...
Das Team des Friedhofcafés: Rupert Kubon mit den Ehrenamtlichen Sabine Wagner, Anna Ramchen, Sieglinde Knausenberger und Monika Weißer (von links). | Bild: Ina Klietz

„Wir haben gelernt, wie wir in die Gesprächsführung kommen“, erklärt Sabine Wagner. In Vorbereitung auf ihren Ruhestand war die Pflegefachkraft auf der Suche nach einem geeigneten Projekt, bei dem sie sich ehrenamtlich engagieren kann. „Hier kann ich meine Ideen einbringen“, freut sich die Villingerin.

Sie ist in allen Gemeinden aktiv

Sieglinde Knausenburger gehört zur evangelischen Stadtgemeinde und bringt sich in vielen Bereichen der kirchlichen Arbeit ein. Nach der Entwidmung der Lukaskirche ist die Ehrenamtliche in allen Gemeinden aktiv. Die geschulte Prädikantin hat auch Beerdigungen durchgeführt. Das Gesprächsangebot am Friedhof ist für Knausenburger eine Ergänzung ihrer vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeit.

Marita Müller (links) freut sich über das Gespräch mit Monika Weißer.
Marita Müller (links) freut sich über das Gespräch mit Monika Weißer. | Bild: Ina Klietz

Der Initiator Rupert Kubon geht sichtlich auf in der Umsetzung des Projekts. „Das ist Teil meines diakonischen Auftrags“, sagt er. „Dafür bin ich geweiht worden.“

Fünf Stunden in der Woche im Einsatz für die Kirche

Der ehemalige Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen ist seit 2022 ständiger Diakon mit Zivilberuf. „Mein Zivilberuf ist der Ruhestand“, erklärt der 67-Jährige.

Fünf Stunden pro Woche ist der gläubige Katholik in der Seelsorgeeinheit Villingen tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte bestehen in der Pastoral für Kirchenferne und -fremde. Zusätzlich übernimmt er Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. Unter dem Motto „Platznehmen zur Marktzeit“ bietet Kubon regelmäßig das Angebot zum spontanen seelsorgerischen Gespräch.

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Friedhofsbesuch mit Trauer verbunden

„Viele Menschen haben ein spirituelles Bedürfnis, aber nicht alle haben einen Kontakt zur Kirche,“ erklärt Kubon den konzeptionellen Ansatz für das Angebot des mobilen Cafés. Der Besuch eines Friedhofs sei immer mit Trauer um den Verlust eines Menschen verbunden. Viele Menschen besuchen die Gräber von Verstorbenen und spüren den Schmerz. „Trauer hat keine Zeitvorgabe“, weiß der Diakon.

So kommen alle ins Gespräch

Kubon führt etwas abseits persönliche Gespräche mit Besuchern. Dabei fließen auch Tränen. Renate Scepanovic gehört zu den ersten Besucherinnen des Friedhofcafés. „Das ist so toll, dass das gemacht wird“, findet die Witwe. Auch Marita Müller freut sich über die Sitzecke und das Gespräch mit Monika Weißer.

Das Konzept geht offenbar auf. „Wir machen weiter“, sagt Kubon.