Nur noch Steine. Fein säuberlich getrennt und zum Abtransport bereit. Mehr ist nicht von der alten Villinger Jugendherberge an der St. Georgener Straße in der Nähe der Bundesstraße übrig. Doch was passiert nun mit dem Gelände, das im Besitz der Stadt Villingen-Schwenningen ist?
Zwei Brände 2023
Zuletzt war es eine Brandruine, denn seit 2017 stand die Immobilie leer. Damals war im Zuge einer Brandverhütungsschau die Nutzung der Jugendherberge untersagt worden. Der Ort wurde zum Lost Place, zum vergessenen Ort, den Sprayer für sich eroberten. 2023 brannte es dann zweimal, im August ging der Dachstuhl in Flammen auf.
Daher war der Abriss folgerichtig, auch wenn bei dem einen oder anderen Betrachter etwas Wehmut mitschwingt. Was ist jetzt mit dem Areal geplant?
Das Gelände der ehemaligen Jugendherberge gehört zu den Flächen, die auf ihre grundsätzliche Eignung für eine mögliche Wohnbebauung – zumindest in Teilen – geprüft wurden, berichtet der Sprecher der Stadtverwaltung, Patrick Ganter.

Mit dem Gemeinderatsbeschluss vom 9. April 2025 sei vorgesehen, dieses Grundstück im Rahmen der Wohnraumstrategie VS gegebenenfalls an die Wohnungsbaugesellschaft (WBG) zu übertragen. Die WBG soll nun ein Konzept für die Bebauung der Flächen erarbeiten.
Auf dieser Grundlage werde der Gemeinderat entscheiden, was tatsächlich übertragen wird und ob die der früheren Jugendherberge dabei ist, erklärt Ganter abschließend. Erst danach kann festgelegt werden, wie es konkret mit der Entwicklung des Geländes für den Wohnungsbau weitergeht.
Kehrt das Herbergswerk nach VS zurück?
Offen ist beispielsweise, ob bei einer Wohnbebauung wegen der Nähe zur Bundesstraße eine Lärmschutzwand notwendig ist. Doch selbst eine Jugendherberge könnte an dieser Stelle wieder entstehen, auch wenn dies eher unwahrscheinlich ist.
Beim Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) winkt man jedenfalls ab: „Derzeit gibt es keine konkreten Überlegungen für einen Standort in Villingen“, erklärt die Sprecherin des baden-württembergischen DJH-Landesverbands, Pia Bah.
Sie betont jedoch auch, dass eine Rückkehr nicht grundsätzlich ausgeschlossen sei. Aber: „Theoretische Voraussetzung dafür wären geeignete Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel ein tragfähiges Nutzungskonzept, eine passende Immobilie sowie die richtigen Partner für eine nachhaltige Finanzierung.“
Selbst Schwenningen war einmal im Gespräch
Diese Diskussion wurde in Villingen-Schwenningen jedoch schon früher geführt. Die 1964 errichtete Jugendherberge hätte nach einem halben Jahrhundert ohnehin saniert werden müssen. Bereits 2013 bezifferte das Jugendherbergswerk den Sanierungsstau auf bis zu zwei Millionen Euro, die die Stadtverwaltung hätte übernehmen müssen.
Der damalige Oberbürgermeister Rupert Kubon brachte auch weitere Standorte ins Gespräch, unter anderem Schwenningen. Da viele Schulklassen die Villinger Herberge besuchten, sollte eine gleichwertige Alternative gefunden werden. Vergeblich.
Gleichzeitig wurde aber auch klar, mit welcher Konkurrenz Villingen-Schwenningen zu kämpfen hatte, denn 2013 eröffnete die Rottweiler Jugendherberge, die seitdem auch die Doppelstadt mit abdeckt.
Einige Jugendherbergen in der Umgebung
Daher sieht das Herbergswerk die Situation recht entspannt. In der Region stünden unter anderem die Jugendherbergen in Rottweil, Freiburg, am Titisee und Schluchsee, in Todtnauberg und St. Blasien-Menzenschwand für Einzelgäste, Familien und Gruppen zur Verfügung.

Also doch günstiger Wohnraum in der St. Georgener Straße? Selbst das ist bisher nicht klar. Die WBG befinde sich in einer sehr frühen Prüfungsphase. „Wir können daher noch gar keine näheren Angaben machen“, sagt deren Geschäftsführer Rainer Müldner.