Franziska Zeller

Die Preise für Energie sind zwar schon vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gestiegen, aber die Lage hat sich noch massiv verschärft – und nun müssen auch Schulen in Villingen-Schwenningen auf die Energiekrise reagieren.

„Wir haben noch vor Beginn des Schuljahres ein Schreiben des Kultusministeriums bekommen, in dem unter anderem genau steht, wie viel Grad in welchen Räumen unserer Schule herrschen darf“, sagt Elmar Dressel, Schulleiter der Villinger Südstadtschule.

Elmar Dressel, Schulleiter der Villinger Südstadtschule (Archivbild).
Elmar Dressel, Schulleiter der Villinger Südstadtschule (Archivbild). | Bild: Hans-Juergen Goetz

Dem Schreiben des Ministeriums zufolge solle die Temperatur in den Klassenzimmern seit dem 1. September dieses Jahres maximal 20 Grad betragen. Diese könne allerdings durch das Pandemie bedingte Stoßlüften auch kurzzeitig unterschritten werden.

Wie genau und welche Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, ist jedoch von Schule zu Schule unterschiedlich. Die Schulträger prüfen vielmehr in enger Abstimmung mit den Schulleitungen vor Ort, welche Möglichkeiten zur Einsparung von Heizenergie und Elektrizität bestehen.

Energiesparen schon länger Thema an Schulen

„In unserer Schule wird umgesetzt, was die Stadt Villingen-Schwenningen als Schulträger vorgibt. Ich denke, Überlegungen zum Energiesparen waren auch bisher bereits Teil der technischen Maßnahmen im Gebäude, wie zum Beispiel Absenkung der Heizung über Nacht, Abschaltung an Wochenenden, Temperatursteuerung in den Klassenräumen et cetera“, sagt Simone Duelli-Messmer, Rektorin des Gymnasiums am Hoptbühl in Villingen.

Simone Duelli-Meßmer, Rektorin des Gymnasiums am Hoptbühl (Archivbild).
Simone Duelli-Meßmer, Rektorin des Gymnasiums am Hoptbühl (Archivbild). | Bild: Sprich, Roland

Doch auch Privatschulen, die ihre Energiesparmaßnahmen unabhängig vom Kultusministerium entscheiden können, laufen ab sofort auf Sparflamme – zumindest außerhalb des Unterrichts. Zum Beispiel die Georg-Müller-Schulen/Freie Christliche Schulen in VS-Schwenningen.

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„Wir bemühen uns schon länger, Energie an unserer Schule zu sparen. Wir haben das jetzt aber insofern intensiviert, dass wir die Temperatur in der unterrichtsfreien Zeit herunter regeln“, sagt Tim Carstens, Schulleiter der Georg-Müller-Schulen.

Demnach herrsche sowohl nachts, als auch an Wochenenden oder Ferientagen eine Temperatur von rund 15 bis 16 Grad, an Schultagen jedoch eine Temperatur von 19 bis 20 Grad.

Infektionsschutz weiterhin zentral

Dennoch müsse in den Klassenräumen aufgrund der Pandemie noch immer gelüftet werden, um unter anderem der Verbreitung von Aerosolen vorzubeugen. „Bei uns wird in den Klassenräumen dreimal in der Stunde gelüftet“, sagt Zoran Josipovic, Schulleiter des Gymnasiums am Deutenberg. Außerdem könne die Lufttauschanlage weiterhin genutzt werden.

Zoran Josipovic, Leiter des Gymnasiums am Deutenberg (Archivbild).
Zoran Josipovic, Leiter des Gymnasiums am Deutenberg (Archivbild). | Bild: Fröhlich, Jens

Auch am Gymnasium am Hoptbühl steht der Infektionsschutz in den kommenden Monaten im Vordergrund. „Es wird in den Klassenräumen weiter gelüftet, auch aufgrund von Corona aber insgesamt aufgrund der Notwendigkeit, eine gute Raumluft in den Klassenzimmern zu haben“, so Duelli-Messmer.

Hierfür reichten regelmäßige Stoßlüftungen aus, sagt die Schulleiterin. „Wir haben viele Fenster, sodass das Belüften kein Problem darstellt und sich die Raumtemperatur nach einer Lüftungsmaßnahme in der Regel aber auch schnell wieder erholt“.

„Sollten die Regelungen dazu führen, dass dauerhaft gefroren wird an den Schulen, würde ich das nicht mittragen wollen.“
Simone Duelli-Messmer, Rektorin des Gymnasiums am Hoptbühl in Villingen

Die Nutzung des Lüftungsgeräts sei zur Zeit allerdings nicht möglich. „Unsere Schule hatte ein Lüftungsgerät in einem schwer belüftbaren Raum in Betrieb. Dieses ist derzeit auf städtische Anweisung außer Betrieb.“

Geteilte Meinungen an den Schulen

Den neuen Maßnahmen begegnen die Schulleiter mit sehr gemischten Gefühlen – besonders in Bezug auf die Schüler. „Ich halte es für sinnvoll, auszuloten, wie weit wir im Energiekonsum zurückgehen können. Sollten die Regelungen dazu führen, dass dauerhaft gefroren wird an den Schulen, würde ich das nicht mittragen wollen“, erklärt Duelli-Messmer.

Diesen Sorgen sieht sich auch Josipovic ausgesetzt, gerade in Anbetracht der vergangenen Jahre. „Ich hoffe, dass nicht an den Schulen gespart wird, beziehungsweise diese nicht allzu sehr von der Energiekrise beeinflusst werden. Die Schüler haben durch Corona bereits in den vergangenen Jahren einiges geleistet.“

Dressel sieht die neuen Verordnungen durchweg positiv. Unter anderem bestehe dadurch die Möglichkeit, die Thematik in den Unterricht aufzunehmen.

„Ich halte die Maßnahmen für sehr sinnvoll. Gerade in der aktuellen Lage ist es sehr wichtig, dass sowohl Haushalte, als auch öffentliche Einrichtungen Energie sparen.“

Außerdem sei es unentbehrlich, den Schülern ein solch wichtiges Thema vorzuenthalten. „Es ist unglaublich wichtig, auch mit unseren Schülern darüber zu reden und gemeinsam Ideen zu sammeln.“