Für den in Insolvenz geratenen Catering-Betrieb „Genussmanufaktor“ gibt es ein glückliches Ende. Zumindest am Standort in Villingen. Der bisherige Küchenchef des Betriebs, Marvin Baier (26), hat kurzfristig den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und die Firma übernommen.

Sein Handwerk als Koch hat Baier in der gastronomischen Kaderschmiede der Region, dem Hotel Öschberghof erlernt. Dank dieser Übernahme kann der Betrieb nun nahtlos fortführt werden: Alle Arbeitsplätze bleiben erhalten, sämtliche Kundenaufträge werden erfüllt.

Marvin Baier.
Marvin Baier. | Bild: Andrea Wieland

Seit März befand sich das Unternehmen, zu dem auch der Gastronomiebetrieb der „Alten Hofbibliothek“ in Donaueschingen gehörte, im vorläufigen Insolvenzverfahren. Dem Gründer des Betriebs, Daniel Richter aus Villingen, waren die Schulden über den Kopf gewachsen. Zum 1. Juni nun wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.

Rechtsanwalt Thorsten Schleich von der Villinger Kanzlei Schleich & Partner, der vom Amtsgericht als Insolvenzverwalter eingesetzt wurde, ist es gelungen, für den Cateringbetrieb am Falkenring 71 in Villingen eine Übernahmelösung zu finden.

Rechtsanwalt Thorsten Schleich.
Rechtsanwalt Thorsten Schleich. | Bild: Ganter, Patrick

Der Verköstigungsbetrieb wird vom bisherigen Küchenchef der Genussmanufaktur, Marvin Baier, übernommen und mit dem bewährten Team fortgeführt, bestätigte Schleich auf SÜDKURIER-Nachfrage. Die Nachfolgefirma bleibt in den bisherigen Räumen am Falkenring und firmiert nun unter dem neuen Namen „Genussmomente-Catering GmbH“. Firmengründer Daniel Richter hat sich vollständig aus dem Betrieb zurückgezogen.

Alle Arbeitsplätze bleiben erhalten

Sein Nachfolger Marvin Baier bestätigt, dass er alle gebuchten Kundenaufträge und Veranstaltungen mit seinem Team übernehmen werde. Niemand muss entlassen werden. 15 festangestellte Mitarbeiter, deren Löhne die vergangenen drei Monate durch Insolvenzausfallgeld weiterbezahlt wurden, sowie schätzungsweise 30 bis 50 Aushilfskräfte können nahtlos weiterarbeiten. Umgekehrt ist der neue Firmenchef glücklich, dass alle Mitarbeiter an Bord geblieben sind in dieser schwierigen Zeit.

Blick auf den Firmensitz am Villinger Falkenring 71. Der Betrieb geht weiter, ein neuer Betreiber ist gefunden.
Blick auf den Firmensitz am Villinger Falkenring 71. Der Betrieb geht weiter, ein neuer Betreiber ist gefunden. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Abgetrennt wurde vom Cateringbetrieb wurde im Zuge des Insolvenzverfahrens der zweite Unternehmensstandort, die „Alte Hofbibliothek“. Wie es mit dem mondänen Gastronomie- und Veranstaltungstempel in der Donaueschinger Innenstadt weitergeht, ist im Detail noch unklar.

Neustart in der Hofbibliothek

Von den bisherigen Mitarbeitern des Restaurantbetriebs sollen nach SÜDKURIER-Informationen bis auf zwei alle den Betrieb verlassen haben. Doch auch hier schein ein Neustart in Vorbereitung. Insolvenzverwalter Thorsten Schleich teilte zur Hofbibliothek mit: „Dort wird der Geschäftsbetrieb von der Eigentümerfamilie Banthien weitergeführt. Alle gebuchten Veranstaltungen sollen auch dort durchgeführt werden.“

Die „Alte Hofbibliothek“ an der Haldenstraße in Donaueschingen.
Die „Alte Hofbibliothek“ an der Haldenstraße in Donaueschingen. | Bild: Singler, Julian

Turbulente Wochen erlebt

Hinter dem neuen Inhaber des Cateringbetriebs in Villingen, Marvin Baier, liegen turbulente Wochen. Nach dem sein Vorgänger im März Insolvenz beantragt hatte, so berichtete Baier dem SÜDKURIER, habe Daniel Richter bei ihm schon sehr bald angefragt, ob er den Betrieb weiterführen wolle. Und Baier wollte. Im Betrieb arbeitet er seit Oktober 2021, seit einem Jahr in leitender Stellung als Küchenchef der „Genussmanufaktur“.

Sich selbständig zu machen, so bestätigt der 26-jährige, der aus Sumpfohren bei Donaueschingen stammt und inzwischen in Brigachtal wohnt, das habe er schon länger im Auge gehabt. Im vergangenen Jahr, da hat er neben dem Job seine Ausbildung als Küchenmeister abgeschlossen und damit auch die Ausbildungs-Lizenz erworben.

Dass er diese Qualifikationen allerdings so schnell benötigen wird, kam auch für ihn höchst überraschend. Baier hat aber nicht lange gefackelt, als sich die Chance bot. In den vergangenen Wochen hat er nicht nur den Betrieb geleitet, er hat auch einen Business-Plan aufgestellt und alle Hürden genommen, um den Weg in die Selbständigkeit zu gehen.

Er wollte immer Koch werden

‚Ich hatte keinen Plan B, ich wollte immer Koch werden‘, berichtet Baier und schmunzelt. Mit 17 Jahren begann er im „Öschberghof“ seine Kochlehre. Später kochte er im renommierten Restaurant „Burg“ in Aasen, 2019 heuerte er auf dem Kreuzfahrtschiff MS Europa 2 an. Dort lernte er nicht nur die Welt kennen, sondern auch auf See die Herausforderungen einer Sieben-Tage-Arbeitswoche.

Die Kochschule und der Café-Betrieb in der ehemaligen Genussmanufaktur am Falkenring 71 ruhen. Der neue Inhaber konzentriert sich auf ...
Die Kochschule und der Café-Betrieb in der ehemaligen Genussmanufaktur am Falkenring 71 ruhen. Der neue Inhaber konzentriert sich auf das Catering-Geschäft. | Bild: Stadler, Eberhard

Allesamt Erfahrungen, die für ihn nun wertvoll sind für seinen Weg in die Selbständigkeit. „Das ist für mich ein Reisenschritt“, ist er sich bewusst. Deshalb hat er den Catering-Betrieb auch ganz klar ausgerichtet. „Ich will zurück zu den Wurzeln“, betont er. Das heißt. Er fokussiert sein Team auf den Cateringbetrieb und den dazugehörigen „Food-Truck“. Alles andere, das Café, das Consulting und die Kochschule im Hause, hat er eingestellt.

Der Food-Truck bleibt weiterhin im Einsatz. Hier liefert das Team Schnellimbisse wie Burger, Pommes, Würste und ähnliches.
Der Food-Truck bleibt weiterhin im Einsatz. Hier liefert das Team Schnellimbisse wie Burger, Pommes, Würste und ähnliches. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Bereits am ersten Wochenende gibt es für den neuen Firmenchef und sein Team viel zu tun. Unter anderem wird er zwei Hochzeitsveranstaltungen mit Speis und Trank beliefern.

Bewährungsprobe folgt

Die eigentliche Bewährungsprobe folgt aber vom 8. bis 11. Juni. Das Team beliefert, wie schon vergangenes Jahr, das große Motorradfahrer-Treffen des Zubehör-Herstellers Touratech in Niedereschach. Dazu werden bis zu 25.000 Besucher erwartet. Und Baiers Team ist mit seinem Food-Truck vor Ort und kümmert sich auch ums Frühstück für die hungrigen Biker.

„Bei diesem Team bin ich überzeugt, dass wir alles meistern können“, sagt der neue Firmenchef zuversichtlich. Der starke Zusammenhalt in der Küche sei hervorragend. Für ihn ist es nun ein spannender Aufbruch: „Ich freue mich riesig auf die neue Herausforderung“.

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