Bundesweit zur Spitzengruppe gehört Villingen-Schwenningen laut einer Umfrage unter deutschen Großstädten bei den Bußgeldeinnahmen aus Geschwindigkeitsverstößen. In der zugegebener Maßen lückenhaften Umfrage schaffte es VS in die Liga der Blitzer-Millionäre.
Mindestens elf deutsche Städte haben im vergangenen Jahr mehr als eine Million Euro durch Blitzer-Bußgelder eingenommen, heißt es dazu in der Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) unter deutschen Großstädten. Allerdings haben bei der Umfrage längst nicht alle Großstädte mitgemacht.
Spitzenreiter 2021 war bei der zweiten Umfrage dieser Art erneut Hamburg mit rund 18,8 Millionen Euro Einnahmen. Danach folgten in großem Abstand Frankfurt/Main mit mehr als 6 Millionen Euro und Chemnitz mit etwa 3,8 Millionen Euro, teilte der DAV am Freitag mit. Weitere Blitzer-Millionäre in dieser Umfrage seien Schwerin, Salzgitter, Ludwigshafen, Nürnberg, Friedrichshafen, Pforzheim, Tübingen und eben auch Villingen-Schwenningen.
Die Zahlen bestätigten auch die gefühlte Realität der Autofahrer in VS: Die Verfolgungsdichte von Verkehrssündern hat in den vergangenen Jahren für die motorisierten Verkehrsteilenehmer immens zugenommen.
Das liegt in VS vor allem an den beiden im Februar sowie Oktober 2020 angeschafften „Superblitzern„, den Geschwindigkeitsmessanlagen vom Typ „Enforcement-Trailer“. Besonders in Tempo-30-Zonen, aber auch an den Stadtaus- und -einfahrten sind die Geräte emsig im Einsatz und bei den Autofahrern mittlerweile gefürchtet. Die Strafzettel-Frequenz hat sich in vergangenen Monaten bei vielen Verkehrsteilnehmern deutlich erhöht.
Höhere Bußgelder schlagen zu Buche
Ebenso die Kosten. Wer zu schnell fährt oder auf andere Weise als Verkehrsrowdy auffällt, muss seit rund einem Jahr höhere Bußgelder berappen. Für viele Städte wiederum bedeutet dies zusätzliche Einnahmen. Elf Städte bekamen jetzt den Titel Blitzer-Millionär vom Deutschen Anwaltsverein (DAV) verliehen, weil sie 2021 mehr als eine Million Euro aus diesen Bußgeldern einkassiert hatten.
Einnahmen im ersten Halbjahr verdoppelt
Das Jahr 2022 dürfte für die Kommunen noch lukrativer werden. Denn der verschärfte Bußgeldkatalog wird sich in diesem Jahr erst so richtig in sprudelnden Einnahmen in den Stadtkassen niederschlagen. Laut der Arbeitsgemeinschaft Verkehrssicherheit sind bei 22 Städten die Einnahmen im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen: Insgesamt habe sich die Summe auf 53 Millionen Euro verdoppelt, berichtet die Arbeitsgemeinschaft.
VS kassiert fast 1,5 Millionen Euro ein
Und wie sieht die Situation in Villingen-Schwenningen aus? Wie die Stadtverwaltung auf SÜDKURIER-Anfrage mitteilte, flossen im Jahr 2021 rund 1,49 Millionen Euro aus Bußgeldern infolge Tempoüberschreitungen in die Stadtkasse ein. Das ist immerhin ein Viertel dessen, was Frankfurt vereinnahmt. Frankfurt hat aber neun Mal so viele Einwohner.
Im Jahr 2020, so berichtet die Stadt, wurden 1,35 Millionen Euro aus Tempoüberschreitungen eingenommen, im Jahr 2019 – damals hatte die Stadt noch keine Blitzanhänger – waren es lediglich 784.000 Euro.
70 Prozent mehr Bußgelder durch die Anhänger
Die Stadt führt diesen enormen Anstieg der Bußgelder von 2019 zu 2020 um über 70 Prozent vor allem auf den Einsatz der beiden neuen Trailer zurück. Oben drauf kam noch die bundesweite Verschärfung des Bußgeldkatalogs vom 9.November 2021, welcher insgesamt höhere Geldbußen für Temposünder vorsieht.

Neben den beiden neuen Anhängern hat die Stadt zwei weitere mobile Geräte im Einsatz, die im Unterschied zu den neuen Anhängern während des Einsatzes allerdings von Personal betreut werden müssen. Außerdem gibt es noch in Weigheim eine stationäre Blitzanlage.

Die mit Abstand meisten Blitzer – nämlich 70 – werden laut der DAV-Umfrage in Hamburg betrieben, gefolgt von Leipzig (36) und Frankfurt (34). Insgesamt seien in den 29 teilnehmenden Städten 316 Blitzer im Einsatz, hiervon 206 stationäre und 110 mobile Anlagen.