Hier, auf einer Teilfläche des alten Tonhallengeländes, lässt das Land Baden-Württemberg einen großen Neubau für das Amtsgericht Villingen-Schwenningen errichten. Die detaillierten Pläne werden nun erstmals mit Anschauungsmaterial öffentlichen präsentiert: Nächste Woche in der Sitzung des Technischen Ausschusses (ab 17 Uhr, Neue Tonhalle).

Das Architekturbüro Sacker aus Freiburg, dass vom Land nach einem Vergabeverfahren mit der Gebäudeplanung beauftragt wurde, stellt erstmalig Details ihrer Planung vor. Die Darstellungen zeigen: Die Fläche zwischen Brigach und Kaiserring wird sich enorm verändern. Geplant ist ein mehrgliedriger, imposanter Neubau auf dem nördlichen Bereich des ehemaligen Tonhallengeländes.

Während im südlichen Grundstücksbereich eine Hotelanlage, Einzelhandel sowie Wohnungen vorgesehen sind, die vom privaten Investor und Projektentwicklung S&P Commercial Development GmbH aus Erlangen) realisiert werden sollen, ist das Gericht ein Vorhaben der öffentlichen Hand.

Blick auf das Baugrundstück altes Tonhallengelände aus der Luft. Im Vordergrund die Bertholdstraße.
Blick auf das Baugrundstück altes Tonhallengelände aus der Luft. Im Vordergrund die Bertholdstraße. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Durch diesen Neubau wollen die Justizbehörden des Landes zusätzlich benötigten Bürobedarf decken. Zugleich sollen die bisherigen Standorte des Gerichts in Villingen weitgehend zusammengeführt werden. Den aktuellen Planungsstand erläutert Thomas Steier, der Leiter der Landesbehörde „Vermögen und Bau“ der Niederlassung Konstanz.

Thomas Steier, der Leiter des Amts für Vermögen und Bau in Konstanz
Thomas Steier, der Leiter des Amts für Vermögen und Bau in Konstanz | Bild: Thomas S teier

Zweck des Neubaus: Das Amtsgericht Villingen-Schwenningen ist derzeit auf vier Standorte verteilt. Ein Neubau ist aus Sicht des Landes die wirtschaftlichste Lösung, um die Standorte weitestgehend zu zentralisieren und den vorhandenen Platzmangel zu beheben.

Nach der Notariatsreform in Baden-Württemberg vor wenigen Jahren sind nämlich zusätzliche Abteilungen in den Organisationsbereich des Amtsgerichts hinzugekommen, für die in den bisherigen Gebäuden keine Flächenreserven mehr vorhanden waren. Daher also ein Neubau.

Das Arbeitsgericht zieht ans Niedere Tor um

Und was passiert mit dem bisherigen Gerichtsgebäude am Niederen Tor, das im 19. Jahrhundert erbaut wurde und unter Denkmalschutz steht? Dazu teilt die Vermögen und Bau konkret mit: Das historische Gerichtsgebäude in der Niederen Straße 94, in dem seit über 150 Jahren das Amtsgericht unterbracht ist, soll nach Fertigstellung des Neubaus durch das Arbeitsgericht Villingen-Schwenningen belegt werden. Das Arbeitsgericht ist bisher am Hoptbühl neben dem Landratsamt in angemieteten Räume untergebracht.

Mit dem geplanten Neubau auf dem alten Tonhallengelände hat das historische Gerichtsgebäude in der Niederen Straße für das Amtsgericht ...
Mit dem geplanten Neubau auf dem alten Tonhallengelände hat das historische Gerichtsgebäude in der Niederen Straße für das Amtsgericht ausgedient. Hier soll stattdessen das Arbeitsgericht VS einziehen. | Bild: Hahne, Jochen

Das Amtsgerichts selbst zieht komplett auf das alte Tonhallengelände um. Für die bedarfsgerechte Unterbringung werden in dem geplanten Neubau rund 3500 Quadratmeter Nutzfläche für rund 120 Arbeitsplätze benötigt. In dem Neubau soll das Amtsgericht, aber auch die Außenstelle des Landgerichts Konstanz (mit der Kammer VS) und die Außenstelle der Staatsanwaltschaft Konstanz untergebracht werden.

So sieht die Architektenplanung aus

Derzeit liegen Teile der Vorplanung, insbesondere die städtebauliche Planung vor. Diese wird nun in den Gemeinderatsgremien vorgestellt. Der geplante Neubau gliedert sich in einen dreigeschossigen und einen viergeschossigen Gebäudeteil, die U-förmig den eingeschossigen Innenbereich umschließen.

Die Rückseite des Gerichtsgebäudes von der Brigach betrachtet.
Die Rückseite des Gerichtsgebäudes von der Brigach betrachtet. | Bild: Architekturbüro Sacker

Entlang der Brigachstraße löst sich das Amtsgericht vom geplanten Nachbargebäude ab und öffnet sich zum Fluss. Durch die verkürzte Gebäudelänge und die Fortführung des Rhythmus‘ aus Baukörper und Freiraum soll sich der Entwurf nach Darstellung der Architekten harmonisch in den städtebaulichen Maßstab der angrenzenden Bebauung im Norden einfügen.

Der Haupteingang befindet sich der Stadt zugewandt am Kaiserring. Durch einen markanten Knick in der Fassade ist er klar definiert. Im Erdgeschoss befinden sich die öffentlichen Bereiche und Sitzungssäle des Amtsgericht und des Landgerichts. Die Strafgerichtssäle befinden sich im eingeschossigen Baukörper im Innenhof und werden von den anderen Erdgeschossnutzungen U-förmig umschlossen.

Diese aktuelle Planung zeigt oben die Baukörper des geplanten Gerichtsneubaus. Neu ist der Durchgang zur Brigach (rechts). Die Gebäude ...
Diese aktuelle Planung zeigt oben die Baukörper des geplanten Gerichtsneubaus. Neu ist der Durchgang zur Brigach (rechts). Die Gebäude unterhalb des Innenhofes stellen die geplante Wohnbebauung dar. | Bild: Sacker Architektur GmbH

Sitzungssäle und Gefangenenzellen

Der Verhandlungsbereich des Strafgerichts wird als eingestellter Baukörper zentral im Grundriss platziert. Hier sind sowohl die Sitzungssäle mit den Besprechungsbereichen, sowie die Gewahrsamszellen untergebracht. Der Bürobereich in den Obergeschossen ist klar und übersichtlich organisiert. In kurzen Abständen weiten sich die Flure zu großzügigen Warte- und Aufenthaltsbereichen.

So könnte das neue Amtsgericht innen aussehen.
So könnte das neue Amtsgericht innen aussehen. | Bild: Sacker Architektur GmbH

Holzbauweise und Photovoltaik

Um den Klimaschutz- und Nachhaltigkeitszielen des Landes Baden-Württemberg gerecht zu werden ist für den Neubau der Energieplusstandard, eine Holzhybridbauweise oberhalb des Kellergeschosses, wo die Tiefgarage untergebracht wird, und eine großflächige Photovoltaikanlage auf den Dächern vorgesehen.

Baubeginn im Herbst 2025 denkbar

Das Bebauungsplanverfahren der Stadt und parallel die Objektplanung sollen nach Feststellung von Thomas Steier, dem Leiter des Konstanzer Amtes für Vermögen und Bau, so vorangetrieben werden, dass bis Anfang 2024 die „Haushaltsreife“ für das Projekt erreicht wird. „Somit könnte das Projekt in den Entwurf des Staatshaushaltsplans 2025/26 eingestellt werden. Sollte der Landtag von Baden-Württemberg der Finanzierung zustimmen und die Baugenehmigung vorliegen, so wäre ein Baubeginn im Herbst 2025 denkbar“, beschreibt Steier den möglichen Zeitplan.

Hier ist die Gesamtplanung für das alte Tonhallenareal in Villingen schematisch dargestellt. Links in Blau markiert der Bereich für den ...
Hier ist die Gesamtplanung für das alte Tonhallenareal in Villingen schematisch dargestellt. Links in Blau markiert der Bereich für den Neubau des Amtsgerichts, in Rosa die geplante Wohnbebauung und ein Drogeriemarkt, in Lila der geplante Edekamarkt (links) und das vorgesehene Hotel (rechts). | Bild: Stadt Villingen-Schwenningen

Und wie sieht es auf dem südlichen Grundstücksbereich des alten Tonhallengeländes aus, das vom Investor S&P realisiert wird? Die geplante Bebauung mit Hotel, Einzelhandel (Edeka und DM-Markt) und Wohnbebauung könnte, wenn alles rund läuft, bis 2025 oder 2026 durchgeführt werden.

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