
Jetzt beginnen wieder viele heimische Gewächse aus dem Boden zu sprießen und zu wachsen. Die ersten Blätter und Blüten werden sichtbar. Wie der Frühling auch in unsere Küchen Einzug halten kann, das verrät Kräuterpädagogin Jeanette Becker aus Schwenningen im zweiten Teil unserer Serie zu heimischen Pflanzen.
Dieses Mal hat sie kleines Potpourri an Kräutern in der Natur gesammelt, dass man jetzt bereits gut zuhause in der Küche verwenden kann.

Löwenzahn: Er ist eine Pflanze der Korbblütengewächse. „Wir können jetzt bereits die jungen Blätter mit den darin enthaltenen Bitterstoffen zum Aufpeppen eines Salates verwenden“, erzählt Becker. Die Bitterstoffe würden der Verdauung helfen. Sobald er blüht, dient er als Nahrung für Insekten. Die Blüten können auch für Blütenbutter, den sogenannten Löwenzahnhonig oder das Löwenzahngelee verwendet werden. Aber Achtung: Wer eine Allergie auf Korbblütengewächse hat, sollte diese Pflanze meiden.
Gundermann: Er gehört zu den Lippenblütengewächsen. „Hier sind die ätherischen Öle wichtig. Sie steigen uns in die Nase, sobald wir ein Blatt berühren oder es regnet“, weiß die Expertin. Gundermann hat einen stark würzigen und charakteristischen Duft und Geschmack, den man erleben muss, um ihn zu beschreiben.
Daher verwende man auch nur wenig. Er wirkt entzündungshemmend. In Schokolade getaucht, erinnern die Blätter an eine minzige Nascherei. Im Salat oder Gemüse gibt er einen guten Geschmack.
Schafgarbe: Sie wird oft als Doldenblütengewächs gedeutet, zählt jedoch zu den Korbblütengewächsen. Die Blüten, die man im Hochsommer findet, sind sogenannte Scheindolden. Beim genauen Hinsehen sind es jedoch kleine einzelne Körbchen. „Diesen Unterschied zeige ich Ihnen dann im Sommer“, kündigt sie an. Derzeit könne man lediglich die feinen Fiederblätter erkennen und pflücken. Die enthaltenen Bitterstoffe helfen der Verdauung und würzen das Essen. Getrocknet ist die Schafgarbe auch als Tee ein Helfer. Auch hier gilt: Wer eine Allergie auf Korbblütengewächse hat, sollte diese Pflanze meiden.
Giersch: Er stammt aus der Familie der Doldenblütengewächse. Jetzt im Frühjahr könne man sehr schön den Wuchs der einzelnen Blätter aus dem Boden erkennen, beschreibt Becker die Pflanze. Giersch vermehrt sich über Rhizome, so wird die unterirdische Verbreitung im Boden genannt. „Viele Gärtner sehen in ihm ein Unkraut, das gerne vernichtet wird und doch immer wieder nachwächst“, so Becker. sie schlägt daher vor, die Pflanze doch besser als Salatbeigabe zu nutzen, für Pesto oder einfach als Würzkraut. „Er schmeckt leicht würzig. Manche beschreiben ihn als milde Petersilie.“
Es bestehe bei Giersch allerdings Verwechslungsgefahr mit anderen Pflanzen aus der Familie der Doldenblütengewächse. „Man sollte sich sicher sein, welche Pflanze man vor sich hat“, warnt Becker. Giersch lasse sich gut am dreikantigen Blattstiel erkennen, wobei eine Kante abgerundet, die gegenüberliegende Seite konkav – wie eine Rille – eingezogen sei. „Man nennt ihn auch Geißfuß, da ein aus der Erde gezogenes Blatt am Stengelende an einen Geißfuß erinnert.“
Taubnessel: Sie ist eine Pflanze der Lippenblütengewächse. Man findet sie eher halbschattigen Bereich. Sie erreicht in voller Blüte eine Höhe von fünf Zentimetern. Die ganze Pflanze kann verwendet werden und schmeckt im Wildsalat oder als Gemüsebeigabe.
Brennnessel: Anders als die Taubnessel ist die Brennnessel. „Sie hat derzeit noch die gleiche Größe, zeichnet sich aber durch die charakteristischen Blätter aus. Man sieht der Pflanze bereits an, dass sie sich verteidigen will. Sie ist komplett mit Brennhaaren besetzt, die mit Ameisensäure gefüllt sind“, beschreibt Becker das wehrhafte Gewächs. Diese Nesseln verursachen das Brennen und die Hautreaktion. Dagegen hilft wiederum der Spitzwegerich. Die Triebspitzen der Brennnessel könne man trotzdem gut ernten. „Diese sind jetzt voller Energie, die wir uns zunutze machen können.“ Die Brennnessel enthält viele Mineralstoffe.
Spitzwegerich: Diese Pflanze hat Becker bereits im ersten Teil der Serie ausführlich vorgestellt. Er gehört zur eigenen Gattung der Wegerichgewächse. Seine antibakterielle Wirkung und sein würziger Geschmack zeichnen ihn aus. Er eignet sich als Hustensaft, als Tee oder pur auf Insektenstiche.
Er hilft auch sofort bei Kontakt mit Brennnesseln. Dabei verreibt man ein Blatt auf der Hautstelle bis der Pflanzensaft austritt. In der Küche ist er auch als Salatbeigabe oder zu Gemüse gut zu verwenden.
Rezept: Aus allen oben genannten Pflanzen lässt sich ein leckeres Gemüseomelett mit Wildkräutern zubereiten. Das detaillierte Rezept von Jeanette Becker zum Nachkochen sowie eine Zutatenliste für zwei Personen finden Sie im folgenden Artikel.