Sie kostet der Stadt jährlich eine Menge Geld und ist zugleich ein Aushängeschild der Stadt. Die Schwenninger Eishallen, in der es Bundesliga-Eishockey und Eislaufen für jedermann gibt. Das Verhältnis der Stadträte zu dieser Einrichtung schwankt zwischen Lokalpatriotismus bis finanziellem Unbehagen. Zumal die jährlichen Fehlbeträge in den nächsten Jahren deutlich ansteigen werden.
Defizit wächst an
Dies geht aus den Wirtschaftsdaten hervor, die der Geschäftsführer der Kunsteisbahn GmbH, Klaus Hässler, und Steuerberater Hardy Pfeiffer, am Mittwoch dem Gemeinderat präsentierten. In den nächsten Jahren, so Pfeiffer, werde das jährliche Defizit der Gesellschaft auf bis zu 500 000 Euro ansteigen, weil die Abschreibungskosten der jüngsten Millionen-Investitionen das Jahresergebnis belasten.
Dieses weitere Defizit zeichnet sich ab, obwohl die Stadt den Betrieb der beiden Eisbahnen jährlich mit 814 000 Euro bezuschusst. „Ohne diese Zuschüsse ist die Kunsteisbahn nicht überlebensfähig“, konstatierte Steuerberater Pfeiffer, der die jährlichen Wirtschaftsplanungen und Abschlüsse der Gesellschaft durchführt.

Das ansteigende jährliche Defizit ist für Pfeiffer ausreichend Beleg, dass die Halle seitens der Stadt unterfinanziert ist und mehr Bares benötigen würde. Allerdings vermied es Geschäftsführr Hässler, in Zeiten städtischer Finanznöte mehr Geld vom Gemeinderat zu fordern. Deshalb wird es so weiterlaufen wie in den letzten Jahren: Die Kunsteisbahn GmbH kann auf ein Eigenkapital von 10,7 Millionen Euro zurückgreifen, wenn es mal knapp wird in der Kasse. Erst vor wenigen Jahren, als es der Stadt noch finanziell gut ging, hat der Gemeinderat das Eigenkapital mit einer kräftigen Finanzspritze für diese Zwecke aufgestockt.
Profis nutzen nur sieben Prozent
Und um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, präsentierte Hässler dem Gemeinderat eine interessante Zahl. Die Profi-Eishockey-Abteilung der „Wildwings“ ist keineswegs der Hauptnutzer der Eisbahnen. Hochgerechnet auf die Öffnungszeiten (einschließlich der Leerzeiten) nutzen die Profis die Halle nach Darstellung der Geschäftsleitung nur zu 6,7 Prozent. Die Hauptnutzer sind demnach vor allem Jugend- und Freizeitmannschaften, also der Breitensport.
Diese Information war der Geschäftsleitung deshalb wichtig, weil die Fraktionen von CDU und Freien Wählern zuletzt nachgebohrt hatten, ob die Profiabteilung nicht erheblich stärker für die Hallennutzung zur Kasse gebeten werden müsste. Nein, sagt dazu Klaus Hässler. Die Investitionen in die Hallen seien primär keine Millionen für die Profis gewesen, sie kämen vor allem dem Breitensport zugute.
Rückschlag durch Corona
Unerfreulich war für die Eishalle die Einstellung des Spielbetriebs durch die Corona-Pandemie und auch die fehlenden Vermarktungsmöglichkeiten für Unterhaltungs- und Kulturveranstaltungen. Auch die Absicht, die Halle im Sommer für Eissport zu öffnen und dadurch Einnahmen, etwa durch Vermietung an ausländische Profiteams zu erzielen, war damit gescheitert. In diesem Jahr soll ein erneuter Anlauf genommen werden. Ob die Pandemielage dies zulässt, ist derzeit nicht absehbar.
Schulden sind bald weg
Hässler und Pfeiffer hatten für die Stadträte aber auch gute Nachrichten im Gepäck. Die Schulden der Eisbahn sind inzwischen auf 2,5 Millionen Euro getilgt worden und werden in fünf Jahren nur noch eine Million Euro betragen. Die Sanierung der Eisbahn 2 im letzten Jahr für 3,3 Millionen Euro glückte im Kostenrahmen, auch alles andere als eine Selbstverständlichkeit bei städtischen Großprojekten. Es blieben sogar noch 58 000 Euro übrig. Und: In den nächsten Jahren sind mit Rücksicht auf die Finanzlage der Stadt keine neuen Investitionen geplant, „obwohl wir noch Wünsche hätten“, sagte Klaus Hässler. (est)
Für seine Arbeit bekam der Geschäftsführer und sein Team umfassendes Lob von allen Fraktionen. Kritik wurde allenfalls durch die Blume geäußert, gilt doch die Eisbahn und das Eishockey als Schwenninger „Nationalheiligtum“. Seitens der Freien Wähler mahnte Dominik Beha immerhin vorsichtig, dass es wichtig sei, dass die Zuschüsse der Stadt nicht ansteigen, „sondern eher weniger werden“.
Keine Ausstiegsstrategie
Olaf Barth (AfD) lobte die Geschäftsführung, beklagte aber, es gebe seitens des Gemeinderates keine Ausstiegsstrategie, sollte der Kunsteisbahnbetrieb die Finanzen der Stadt irgendwann überfordern. Von den anderen Fraktion kamen indes uneingeschränkte Treuebekenntnisse zur Kunsteisbahn. „Uns ist bewusst, dass wir damit ein Highlight in der Stadt haben. Und Highlights kosten nun mal Geld“, philosophierte Klaus Martin (CDU).