Eine spezielle Majolika-Figur ziert das Grab der Müller-Dynastie Riegger auf dem Villinger Friedhof. Bis vor kurzem war das Kunstwerk aber schutzlos Regen, Schnee und Kälte ausgesetzt. Nach einer Presseanfrage schaltete die Friedhofsverwaltung jedoch schnell und hat bereits eine Lösung gefunden.

Manche Friedhofsbesucher kennen den Grabstein, der ein künstlerisch wertvolles Einzelkulturdenkmal ist, von denen es auf dem Villinger Friedhof insgesamt etwa 30 gibt. Wenn dies der Fall ist, sind zunächst die Angehörigen für Pflege und Schutz der Grabstätte zuständig. Dies geschah auch in diesem Fall, sogar mit einer eigenen Holzkonstruktion. Allerdings gab die Familie das Nutzungsrecht 2020 zurück. Nun muss sich die Stadt darum kümmern, die für Kulturdenkmale sogar Geld vom Land Baden-Württemberg erhält, wie die Pressesprecherin der Stadtverwaltung, Oxana Brunner erläuterte.
Weil der frühere Holzschutz nicht mehr vorhanden war, ist bis vor wenigen Tagen die Figur, die Jesus mit einem Kind darstellt, schutzlos der Witterung preisgegeben gewesen. Da Majolika empfindlich auf Kälte reagiert, befürchtete mancher, dass die Tage des Kunstwerks gezählt sein könnten. Doch dann griff nach einer Anfrage die Verwaltung die Problematik zügig auf, inzwischen ist die Figur wieder mit einer eigens gefertigten Konstruktion vor Witterungseinflüssen geschützt.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Majolika-Skulptur auf dem Grabstein, die laut Stadtführerin Christiane Lehmann das Bibelzitat „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ als Thema hat, aus der Werkstätte von Richard Bampi kommt. Bampi ist in Villingen vor allem mit den sieben fast lebensgroßen Plastiken im Villinger Kurpark verbunden, die übrigens alle im Winter besonders gesichert sind. Seine Fayence-Manufaktur in Kandern erhielt den Auftrag im Sommer 1934, um den neu geschaffenen Kurpark zu schmücken.
Kontakte nach Villingen?
Bei der Künstlerin handelte es sich um eine Freiburgerin, Erna Kientz-Vogel, die im Bampi-Atelier arbeitete. Von Kientz-Vogel ist auch die Tonkeramik einer Narrofigur bekannt, sie hat also über den einen Auftrag hinaus Kontakte nach Villingen unterhalten. Vermutungen, dass auch die Majolika-Figur des Grabes aus der Bambi-Manufaktur kommen könnte, lassen sich derzeit nicht bestätigen. Verbindungen der Werkstätte zu Villinger Bürgern seien durchaus möglich gewesen, heißt es dazu aus dem Landesamt für Denkmalpflege.
Die Riegger-Mühlen
Doch der auffällige Grabstein ist nicht nur ein Schmuckstück, es verweist auch auf die Geschichte eines der großen Mühlenbetreibers in Villingen: die Rieggers. Insgesamt gab es im Laufe der Zeit in Villingen 29 Mühlen, die Familie Riegger betrieb unter anderem die Kuthmühle, die Herrenmühle, die Breite Mühle (wo heute die Verwaltung der Baugenossenschaft Familienheim steht) und eben die Ölmühle, wie aus einem Stammbaum, den der Villinger Architekt Konrad Flöß erstellt hat, hervorgeht. Karl Friedrich Riegger war der Ölmüller und er besaß die unterste Mühle in Villingen. Das Gebäude existiert noch heute, wie Flöß berichtet. Es steht in Höhe des Unteren Dammwegs auf der gegenüber liegenden Seite der Brigach, ist renoviert, aber nicht mehr auf den ersten Blick als frühere Mühle zu erkennen, weil der Kanalanschluss zugeschüttet ist.