Wenn die Polizei die Wirklichkeit abbilden will, wird das Kriminalitätsgeschehen des jeweils vergangenen Jahres in statistische Zahlen gegossen.
Dann ist regelmäßig die Rede davon, dass sich die persönliche Wahrnehmung von Kriminalität bisweilen so gar nicht decke mit den Daten, die den Behörden vorliegen. Den sinkenden Zahlen der Polizei stehen allerdings wachsende Sorgen der Einwohner gegenüber.
Ein Beispiel dafür ist der Neckarpark in Schwenningen, der in den vergangenen Jahren in den sozialen Netzwerken als ein wahres Zentrum von Gewaltkriminalität gehandelt wurde.
Die Situation im Neckarpark
Was die Zahlen angeht, ist es mit diesem Gewalt-Hotspot aber nicht weit her: „Neun Fälle“, so der Schwenninger Revierleiter Benjamin Kimmich auf eine entsprechende Frage des CDU-Gemeinderats Friedrich Bettecken, seien dort im vergangenen Jahr zu verzeichnen gewesen.
„Uns ist bewusst, dass sich nicht jeder dort wohlfühlt, aber gegen subjektive Empfindungen kann ich schwer argumentieren“, sagt Kimmich.
Wenn bestimmte Orte in den Blickpunkt gerieten, werde dort die Präsenz erhöht. Allerdings bestehe auch immer die Gefahr, dass mit der verstärkten Anwesenheit der Polizei ein Unsicherheitsgefühl erzeugt werde. Motto: Warum ist die Polizei schon wieder hier?

Fallzahlen gehen zurück
„Zahlen lügen nicht“, sagte Bettecken und zeigte sich mit Blick auf die Gesamtstatistik zufrieden mit den jüngsten Entwicklungen.
So ist die Zahl der Straftaten in Villingen-Schwenningen, die der Polizei bekannt geworden sind, von 4382 (2023) auf 4207 Fälle gesunken. Das ist der stärkste Rückgang in allen Städten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz, wie die Statistik ausweist. Im Vergleich zwischen den beiden großen Stadtteilen werden in Villingen etwas mehr Fälle registriert als in Schwenningen.
Was Sorgen bereitet
Bei der Betrachtung einzelner Tatbestände gab es in Villingen-Schwenningen zuletzt fast durchgängig Rückgänge bei den Delikten, die der Polizei bekannt wurden, zu verzeichnen. Etwa bei den Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum, deren Anzahl entgegen des allgemeinen Trends um 17 Prozent zurückging.
Doch es gibt auch gibt auch gewichtige Ausnahmen, die dem Trend zuwiderlaufen: So sind die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung zuletzt relativ deutlich angestiegen.
Unter diesem Begriff werden unter anderem sexuelle Übergriffe gefasst, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch widerstandsunfähiger Personen und die Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger. 129 Fälle, umgerechnet alle drei Tage, registriert die Polizei in Villingen-Schwenningen Fälle, die diese Deliktsgruppe zuzurechnen sind.
Mehr Fälle von Kinderpornographie
Die jüngsten Zahlen sind dabei kein Ausreißer nach oben: Die Anzahl dieser Straftaten ist seit sechs Jahren im Steigen begriffen. Im gesamten Gebiet des Polizeipräsidiums Konstanz wurden im vergangenen Jahr 1057 Fälle registriert, was einer Zunahme von fast 30 Prozent gegenüber dem Jahr 2023 entspricht. Der größte Teil dieses Zuwachses führt die Polizei auf eine deutliche höhere Zahl an Ermittlungserfolgen im Bereich der Kinderpornographie zurück.
Etwa ein Drittel aller erfasster Straftaten in Villingen-Schwenningen sind Diebstähle: Circa vier Fälle werden pro Tag bei der Polizei angezeigt.
Eine große Rolle im Kriminalitätsgeschehen spielen auch die Rohheitsdelikte. Dazu zählen Raub, Körperverletzung und Straftaten gegen die persönliche Freiheit. In diesem Bereich registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 702 Straftaten. Vermögens- und Fälschungsdelikte wurden im Jahr 2024 noch 590 Mal registriert.
Die Situation bei den Messerangriffen
Auf Nachfrage des SPD-Gemeinderats Bernd Lohmiller ging der Villinger Revierleiter Daniel Heuseck auf das Thema Messerangriffe ein: „Das Thema ist in den letzten Jahren medial stark präsent. In VS verzeichnen wir eine leichte Zunahme“, sagte Heuseck.
Häufig werde das Messer jedoch nur zur Drohung eingesetzt und komme glücklicherweise nicht zum tatsächlichen Gebrauch. Zehn Fälle wurden in Villingen und 17 in Schwenningen erfasst. Die Polizei dokumentiere alle Fälle – auch wenn das Messer nicht tatsächlich verwendet wurde.
Ausländische Straftäter
Regelmäßig erfasst die Polizei auch den Anteil ausländischer Straftäter. In der Stadt Villingen-Schwenningen werden 42 Prozent aller angezeigten Straftaten von „nichtdeutschen Tatverdächtigen“, wie sie die Polizei nennt, begangen. Zum Vergleich: Für Baden-Württemberg weist die Polizeistatistik für den Anteil an ausländischen Straftätern einen Anteil von 49 Prozent aus.
„Der alleinige Blick auf den Anteil ausländischer Staatsangehöriger in den Kriminalstatistiken vermag es nur bedingt, zu einem differenzierten Bild beizutragen“, warnt allerdings die Bundeszentrale für Politische Bildung.
Bei näherem Hinsehen gehe es je nach Deliktsbereich um kleinere Teilgruppen, die sich nach Aufenthaltsstatus, Einwanderungszeitpunkt, sozialer Teilhabe, Herkunft und demografischer Zusammensetzung unterschieden.