Das kulturelle Leben in Villingen-Schwenningen kocht seit einem Jahr auf Sparflamme. Erster Lockdown im Frühjahr, zweiter Lockdown im November, unzählige abgesagte Konzerte und Bühnenproduktionen, 54 Mitarbeiter des Kulturamts in Kurzarbeit: Das Jahr 2020 hatte es in sich.
Neue Ausstellung
Das Frühjahr 2021 verspricht nun einen Hoffnungsschimmer: Am kommenden Dienstag öffnen in Villingen das Franziskanermuseum und in Schwenningen das Uhrenindustriemuseum wieder. Letzteres mit der Ausstellung „Pokal und Sixpack“, die bereits seit drei Monaten startklar ist.

„Wir sind vielleicht nicht systemrelevant, aber humanrelevant“, resümiert Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier nach einem Jahr Corona. Selbst beim Einkaufen auf dem Wochenmarkt werde er mittlerweile angesprochen: Wann gibt es wieder Konzerte? Wann Theater?
Keine Veranstaltungen bis 28. März
Ein Frage, die Dobmeier derzeit nur unter Vorbehalt beantworten kann. Bis mindestens 28. März bleiben alle Veranstaltungen abgesagt. „Das heißt, wird werden vermutlich am 27. März erfahren, wie es ab 29. März weitergeht“, sagt er. Er hofft, nach Ostern wieder Veranstaltungen anbieten zu können, vorrangig mit Vertragspartnern, deren Termine vergangenes Jahr abgesagt werden mussten.
200.000 Euro vom Bund
Die nächste Spielzeit sei jedenfalls mit größerem Optimismus geplant. Hinzu kommt, dass das Kulturamt aus dem Programm „Neustart Kultur“ Bundesmittel in Höhe on 200.000 Euro erhält. Mit diesen sollen die zu erwartenden Mindereinnahmen – etwa durch weniger Zuschauer aufgrund der Abstandregelungen – gemildert werden.
Schlecht sieht es hingegen für die Lange Schwenninger Kulturnacht aus, die zum zweiten Mal in Folge ausfällt. „Im Moment ist schlichtweg undenkbar, dass wir etwas mit 15.000 bis 20.000 Besuchern veranstalten können“, sagt Dobmeier. Ebenso könne man momentan nicht erwarten, dass Vereine Programmpunkte erarbeiten.
Sommerliche Veranstaltungsreihe
Impulse will man dennoch setzen: Im Sommer ist unter dem Motto „Sommer in VS – gemeinsam wieder Kultur erleben“ ein Reigen kleinerer Veranstaltungen geplant, die coronakonform in absperrbaren Bereichen wie der Möglingshöhe oder im Spitalgarten stattfinden sollen.

Nun sind aber zunächst die Museen an der Reihe. Michael Hütt, Leiter des Schwenninger Uhrenindustriemuseums, darf endlich die Ausstellung „Pokal und Sixpack – Sport in der Industriegesellschaft“ zeigen, die er bereits vor drei Monaten fertig gestellt hat. In der ersten Öffnungswoche darf man diese zudem bei freiem Eintritt ansehen.
Leihgaben aus der ganzen Republik
„Die aufwändigste Ausstellung, die das Uhrenindustriemuseum je hatte“, sagt Hütt stolz. Aus der Industriestadt Schwenningen stammen nicht nur einige Weltmeister, sondern auch Zeitmesstechnik, ohne deren Hilfe keine Tabellen und Bestenlisten erstellt würden. Viele Leihgaben, darunter aus dem Deutschen Sportmuseum in Köln, aber auch von vielen Vereinen aus der Stadt verdeutlichen die Berührungspunkte zwischen Sport und Industriegesellschaft und der gemeinsamen Maxime „höher, schneller, weiter“.
Die Kunst der 20er Jahre
Im Franziskanermuseum – hier ist der Besuch der Dauerausstellung stets kostenlos – steht ebenfalls eine neue Sonderausstellung bevor: Ab 16. April zeigt das Museum „Die 20er Jahre im Spiegel der Villinger Künstler der Moderne“. Die Exponate spiegeln dabei die Geisteshaltung und die politischen Ereignisse der 20er Jahre wieder, erläutert Museumsleiterin Anita Auer.

„Wir freuen uns sehr auf die Wiedereröffnung“, sagt sie. „Wenngleich ich meine, dass wir hätten offen bleiben können. Unsere Museen sind nicht so überfüllt, dass es den harten Lockdown gebraucht hätte.“
Aktuell dürfen beide Museen ohne Voranmeldung spontan besucht werden. Das Tragen medizinischer Masken und die Erfassung der Kontaktdaten sind dabei obligatorisch. Sollte der Inzidenzwert im Kreis wieder über 50 steigen, sind Spontanbesuche nicht mehr möglich. Die Regeln der jeweils geltenden Corona-Verordnung können die Museen mir Ausstellungsflächen von 2500 Quadratmeter (Franziskanermuseum) und 400 Quadratmeter (Uhrenindustriemuseum) gut umsetzen.

Die städtische Galerie wird ab Juni wieder für Besucher öffnen. Mit dem zweiten Lockdown endete vorzeitig auch die Hermann-Hesse-Ausstellung, die sehr erfolgreich gewesen sei, blickt Galerieleiter Stephan Rößler zurück. Derzeit sei die Galerie leer und man nutze die Zeit, um Brandschutzvorgaben zu erfüllen und Reparaturen vorzunehmen. Zur neuen Ausstellung verrät Rößler nur so viel: „Es gibt am 17. Juni eine Vernissage mit Fest im Garten.“ Das neue Jahresprogramm will er im April vorstellen. „Bis dahin besuchen Sie einfach die Ausstellungen im Uhrenindustrie- und im Franziskanermuseum.“