Rund zwei Wochen seines Lebens verbringt der durchschnittliche Autofahrer laut Statistischem Bundesamt an einer roten Ampel – kein Wunder, dass einem die Grünphasen zum Teil viel zu kurz erscheinen und die Rotphasen gefühlt ewig dauern. Dabei ist jedoch nicht Ampel gleich Ampel.
Und gerade bei den Fußgängerampeln gibt es Exemplare in Villingen-Schwenningen, an denen das grüne Männchen schnell aufleuchtet, und andere, an denen man so lange warten muss, dass man sehr stark versucht ist, den Fuß verbotenerweise schon bei Rot auf die Straße zu setzen.
Aber woran liegt das, dass die Ampelanlagen in der Doppelstadt so unterschiedlich geschaltet sind? Und wieso muss man über manche Ampeln gefühlt einen Sprint hinlegen, wogegen andere gemütlich gequert werden können? Der SÜDKURIER hat nachgefragt.
Geduld ist an der Dattenbergstraße gefragt
Bis zu drei Minuten müssen Fußgänger an der Überquerung der Dattenbergstraße auf Höhe der Schleicher- und Fördererstraße warten. Eine Geduldsprobe. Der Grund dafür: Die Anlage sei recht alt und hänge mit anderen Anlagen zusammen, erklärt Stadtsprecherin Madlen Falke. So sei die Anlage eingebunden in die Anlagen an der Kreuzung an der Vöhrenbacher Straße/ Ecke Aral Tankstelle bis hinunter zur Berliner Straße.
Das Programm ist Schuld
Wenn der Fußgänger den Taster an der Ampel in der Dattenbergstraße drücke, soll der Autofahrer, der zu dem Zeitpunkt in einer bestimmten Ampelphase an der Vöhrenbacher Straße die Ampelanlage kreuze, bis zur Berliner Straße durchgehend grün sehen und von der anderen Seite ebenfalls. Daher könne die Wartezeit für Fußgänger dann eben bis zu drei Minuten dauern, räumt Falke ein. Ideal sei dies nicht.

Modernisierung im Gange
Die Ampelanlage sei daher eine derjenigen, welche die Stadt noch in diesem Jahr modernisieren möchte. „Wir sind schon dabei, die Ampelanlagen umzurüsten und zu modernisieren“, so Falke. So würden vielerorts die Steuerung und die Lichter erneuert, etwa auf LEDs, die wartungsärmer und energieeffizienter seien.
Umstellen können nur andere
Insgesamt 94 Ampeln sind es in Villingen-Schwenningen und den dazugehörigen Ortschaften. Die älteste stammt aus dem Jahr 1993, die neuste aus dem Jahr 2024. Sechs Servicetechniker kümmern sich bei der Stadt um die Wartung und Instandhaltung der Anlagen. Die Anlagen umstellen dürfen jedoch nur Ingenieure und die Signalbaufirmen, welche die Ampeln gebaut haben.
Zählungen bestimmen die Taktung
Um eine Ampelanlagen entsprechend zu schalten oder die Programme zu ändern, sei bei Bedarf eine Knotenpunktzählung nötig. Über solche eine Zählungen ermittle die Stadt, wie viele Autos und Fußgänger eine Straße zu einer bestimmten Zeit passieren (wollen). Danach richtet sich dann auch die Taktung, nach der Autofahrer und Fußgänger rot beziehungsweise grün bekommen.
Ein Geben und Nehmen
An der Kreuzung in der Kirnacher Straße hat die Zählung dazu geführt, dass die Ampelschaltung geändert wurde, nachdem die Brücke in der Peterzeller Straße gesperrt wurde und es sich daraufhin in den Umleitungswegen gestaut hatte.

Die Linksabbieger, die von der Kirnacher Straße in die Richthofenstraße abbiegen möchten und die Rechtsabbieger von der Richthofenstraße in die Kirnacher Straße haben nun deutlich länger Grün als vorher. Dafür ist die Rotphase der Linksabbieger von der Dattenbergstraße in die Kirnacher Straße länger. „Wenn die Grünzeit irgendwo verlängert wird, dann wird sie an anderer Stelle gekürzt“, erklärt Falke.
Nicht immer verständlich
Und wenn es nur so einfach wäre: Im Hintergrund laufen verschiedene Programme mit verschiedenen Zeiten für Grün- und Rotphasen, die einen möglichst reibungslosen Verkehrsfluss ermöglichen sollen. Das führt dann manchmal zu kuriosen Phänomenen: etwa dem, dass es sein kann, dass ein Fußgänger an der Kreuzung Kaiserring /Bickenstraße erst bei der zweiten Rotphase für Autos grünes Licht erhält.

Richtlinie gibt Zeiten vor
Aber nicht nur die lange Wartezeit an der Ampel nervt: Einige Leser haben sich beschwert, dass die Querungszeiten an einigen Fußgängerampeln viel zu kurz wären. Die Stadt halte sich bei den Zeiten an eine Bundesrichtlinie, erklärt Falke. Wobei diese an bestimmten Punkten, etwa vor Pflegeheimen, Kindergärten oder Schulen auch einen gewissen Spielraum zulasse. Ansonsten sollte an allen Überquerungen genug Zeit sein, diese zu passieren.
Mehr Zeit am Riettor
Manchmal kann es aber auch einfach sein: Nicht nur einige Leser unserer Zeitung, auch direkt an die Stadt hatten sich Bürger gewandt und beschwert, dass die Querungszeit am Übergang von der Vöhrenbacher Straße zum Riettor zu kurz sei.
Grünphase dauert nun elf Sekunden
Tatsächlich konnte die Stadt hier Abhilfe schaffen. „Das ist jetzt mindestens elf Sekunden grün“, so Falke. Also drei Sekunden länger als vormals. Dies hänge jedoch mit der speziellen Verkehrsführung an diesem Punkt zusammen und der Grünphase für die Rechtsabbieger, die von der Vöhrenbacher Straße kämen. Solange diese nun grün haben, können auch die Fußgänger queren. Dies sei aber nur bedingt übertragbar auf andere Ampelanlagen.
Fußgänger haben hier Vorrang
Einige Leser habe sich auch an unsere Zeitung gewandt, und beschwert, dass etwa in der Peterzeller Straße an der Shell-Tankstelle die Autofahrer nicht darauf Rücksicht nehmen, dass die Fußgänger ebenfalls grün haben. Das Verhalten der Autofahrer beeinflussen könne die Stadt nicht, so Falke.
Eine Schutzzeit gebe dem Fußgänger aber zusätzlich Zeit, die Ampel zu queren. Wenn ein Fußgänger Grün habe und der Rechtsabbieger ebenfalls, dann bekomme der Fußgänger etwas früher Grün, um ihm Zeit zu geben, bereits auf die Straße zu treten, so Falke. In so einer Situation müsse der Autofahrer dem Fußgänger immer Vorrang gewähren.
Ampeln melden Defekte selbst
Auch Meldungen zu defekten Ampelanlagen, etwa im Industriegebiet Salzgrube, haben uns erreicht. Wenn eine Ampelanlage ausfallen, können die Bürger dies über den Mängelmelder der Stadt anmerken oder bei der Stadt direkt anrufen. „Die neuen Ampelanlagen haben aber alle eine SIM-Karte und melden Störungen von selbst“, sagt Falke.
Und was ist mit der Bertholdstraße?
Und zuletzt stellt sich noch die Frage nach der Grünen Welle an der Bertholdstraße: „So wie es jetzt ist, bleibt es“, sagt Falke. Man müsse hier mal einen Status Quo festsetzen. Was jedoch nicht heiße, dass dies nicht geändert werden könne, so Falke.
Allerdings sei durch die Umstellung an der Kreuzung Bertholdstraße /Lantwattenstraße ein durchgehende grüne Welle nicht möglich. „Spätestens an der Lantwattenstraße sehe ich rot“, so Falke. Die Umstellung sei jedoch dringend notwendig gewesen. „Seit der Umstellung gab es keinen einzigen Unfall mehr.“