Fastnachtsmontag in der Villinger Innenstadt: Besucher tummelten sich in den Straßen, als würde es kein Corona geben. Oft ohne Masken, eng an eng stehend, nahmen sie selbst am Narrentreiben teil oder bestaunten die Villinger Narren.

Während die Narren mit Masken geschützt waren, sah es für die Zuschauer anders aus. Wäre es auch anders gegangen? Ein Blick über die Stadtgrenzen hinaus nach Rottweil zeigt: Ja. Dort gab es Besucherreglementierungen, Eingangskontrollen und einen durch die Feuerwehr aufgebauten Sichtschutz.

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Warum war dies nicht auch in Villingen möglich? Wir haben bei Oberbürgermeister Jürgen Roth nachgefragt. Hier ist seine Reaktion:

„Die Änderung der Corona-Verordnung und damit die Lockerungen kamen spät, zu spät für Konzepte und Organisatorisches für unsere Örtlichkeiten“, erklärt er. Dennoch ist es für Roth wichtig, dass eine wilde Fastnacht gefeiert werden konnte: „Ich habe das tiefe Bedürfnis der Narren, ihrer Tradition in diesem Jahr nach vielen zähen Corona-Monaten nachzugehen und ebenso die Sehnsucht der Bevölkerung, diese Brauchtumspflege mitzuerleben, deutlich gespürt.

„Fastnacht ein Hoffnungsschimmer“

Es sei ein Hoffnungsschimmer gewesen, die positiven Erlebnisse hätten viele gebraucht. „Es waren besondere Fastnachtstage 2022, die im Freien stattgefunden haben, als Straßenfastnacht, und bis auf wenige, aber doch leider aggressive Ausnahmen, besonders durch junge Erwachsene ohne Fasnachtsverkleidung ausgelöst, friedlich und mit guter Laune verlaufen sind“, betont er. Der Kommunale Ordnungsdienst und auch die Polizei seien stets präsent gewesen.

Schweigeminute für Ukraine

Die aktuellen völkerrechtswidrigen Geschehnisse in der Ukraine hätten dabei sicher kaum einen losgelassen. „Ein schönes Zeichen war die Schweigeminute am Sonntag bei den Platzkonzerten“, sagt Roth. Die Solidarität in der Stadt sei deutlich spürbar und auch sichtbar: über die Versammlungen am Wochenende für den Frieden, durch private Sammelstellen für Spenden und die unbürokratischen Hilfen.

Solidarität besteht

Es komme bei Solidarität nicht darauf an, ob sie an einem Rosenmontag erfolge oder durch einen Narrenumzug. Es gehe ums Tun, „und das passiert in unserer Stadt“. Er verweist auf SÜDKURIER-Autor Norbert Trippl, der laut Roth in seinem Kommentar so schön geschrieben habe: „Wir stehen zusammen – mit allen gut gesinnten Menschen. So wie immer, vor allem aber auch gerade jetzt.“