Mit geballter Kraft wehren sich die Bewohner von Nordstetten dagegen, dass die durch ihren Ort führende Kreisstraße 5709 zum Autobahnzubringer wird.
Das Regierungspräsidium will mit dem geplanten Lückenschluss der B523 zwischen Schwarzwald-Baar-Center und der B33 beim Mönchsee eine Abfahrt bei Nordstetten realisieren. Dagegen laufen jetzt die Anwohner Sturm. Vor kurzem trafen sich Vertreter fast aller Familien der zu Villingen-Schwenningen gehörenden Ansiedlung im „Nordstetter Hof“ und gründete eine Interessengemeinschaft (IG).
Alternative Abfahrt vorgeschlagen
Diese IG will zum einen verhindern, dass die Ortsdurchfahrtstraße „zu einem Autobahnzubringer gemacht wird“. Zum anderen wird den Planern ein alternativer Vorschlag für eine Abfahrt unterbreitet: Diese sollte nach ihrer Ansicht von der Kreuzung „Habsburgerring“ über den Nordring, durch das Industriegebiet Salzgrube und das Gewerbegebiet Neuer Markt bis zum Knotenpunkt am Druckzentrum Südwest verlaufen.

Dieser Vorschlag, so heißt es jetzt in einer aktuellen Stellungnahme der Interessengemeinschaft, würde die die Kosten für das Projekt reduzieren, gleichzeitig den Flächen- und Landschaftsverbrauch minimieren und somit eine Belastung aller Anwohner, der Umwelt und der Natur vermeiden.
Bei der Versammlung der Einwohner am 22. Mai wurde eine Interessengemeinschaft mit dem Namen „Nordstetter-IG gegen den Autobahnzubringer-Plan des RP“ gegründet. Sie will gemeinschaftlich gegen die Planungsabsicht des Regierungspräsidiums (RP) vorzugehen und sich für eine Alternative stark machen.
Bei diesem Treffen mit 36 Teilnehmern waren so gut wie alle in Nordstetten wohnenden Familien mit einem Mitglied vertreten, sodass nach Mitteilung der IG „ein fast 100 prozentiges Meinungsbild“ entstehen konnte.
Zu den Sprechern der IG gewählt wurden Helmut Fleig, Ernst Reiser, Alexander Höllwarth, Uwe Riester, Gerald Honold, Ileana Rupp, Siegfried Meßner, Annette Schmutz, Michael Reiser und Bernhard Schnitzer.
Die Positionierung der Einwohner ist nach Mitteilung der IG eindeutig. „Ganz Nordstetten wird sich gemeinsam dieser Planungsabsicht des RP entgegenstemmen“, heißt es in der Stellungnahme der Gruppe.
Mehrfach, so heißt es weiter in dem Schreiben, stellten sich Bürger die Frage, warum die Anbindung der Ortsdurchfahrtsstraße durch Nordstetten an die geplante Verlängerung der B523 nun plötzlich in der Planung aufgetaucht ist. Denn in früheren Planungen des RP sei dies nicht der Fall gewesen.
Außerdem wurde gefragt, wie die Verkehrsplaner auf die Idee kämen, aus einer Durchfahrtsstraße durch eine geschlossene Ortschaft eine Autobahnzubringerstraße zu machen. Dies in einer Zeit, in der es üblich sei, stark befahrene Ortsdurchfahrtsstraßen durch den Bau von Ortsumfahrungen zu entlasten.
„Lebensqualität massiv eingeschränkt“
„Keiner der Anwesenden konnte diese Anbindung auch nur im geringsten nachvollziehen und alle Teilnehmer waren sich einig darüber, dass damit die jetzige Wohn- und Lebensqualität der Bewohner von Nordstetten massiv eingeschränkt wird, neben Umweltbelastung und Flächenvernichtung“, heißt es in der Mitteilung der Interessengemeinschaft.
Es gebe keine Notwendigkeit, diese Trassierung durch Nordstetten zu führen. Eine Abfahrt von der B523 könne durchaus im Zentralbereich realisiert werden. Der Alternativvorschlag der Nordstetter Bürger lautet, eine Entlastungsstraße vom Knotenpunkt beim Schwarzwald-Baar-Center durch die Industrie- und Gewerbegebiete Neuer Markt, Utzenbühl und Salzgrube am Nordring zu führen, „in denen keine Menschen wohnen, keine Flächen verbraucht werden und die Natur nicht zusätzlich belastet wird“.
Ein Großteil dieser Straßen ist bereits gebaut. Mit der Erweiterung des Industriegebietes Salzgrube, die unmittelbar bevorsteht, werden automatisch zwei weitere Straßenstücke dazukommen.

Mit dieser Streckenführung sei eine Abfahrt bei Nordstetten überflüssig, sagen die Kritiker. Zumal die Fahrstrecke vom Knotenpunkt Habsburgerring durch den Zentralbereich bis zur Auffahrt auf die B523 beim Druckzentrum drei Kilometer beträgt, die unerwünschte Alternative über Nordstetten bis zum Druckzentrum aber 4,5 Kilometer lang sei.
Die bisherige Planung des RP, so kritisieren die Nordstetter, bedeute 50 Prozent mehr Fahrstrecke, längere Fahrzeiten, ein höherer Verbrauch, höhere Kosten für die Allgemeinheit, mehr Flächen- und Landschaftsbedarf, eine höhere Belastung der Anwohner sowie der Umwelt und Natur. Diese Planung sei nicht nachvollziehbar.
Ein weiteres Thema der Nordstetter Diskussionsrunde war die Überlegung, die Zahl der Abfahrten auf dem geplanten Bundesstraßen-Abschnitt grundsätzlich zu reduzieren.
Die Planung sieht bisher zwei Abfahrten im Zentralbereich zur B523 vor, außerdem sollen Auf- und Abfahrten auf die Kreisstraße 5709 bei Nordstetten und auf die Landesstraße 178 zwischen Villingen und Obereschach gebauten werden. Und schließlich wird die B33 beim Mönchsee an den „Lückenschluss“ angebunden. Geplant seien somit auf fünf Kilometer Strecke fünf Anbindungen an die B523.
Vorschlag: Zwei Zu- und Abfahrten streichen
Nach Ansicht der IG-Nordstetten sind drei Anbindungen auf fünf Kilometer Straße völlig ausreichend. Ihr Vorschlag: Verzicht auf die Anbindung der Kreisstraße 5709 bei Nordstetten an die B523. Ebenfalls Verzicht auf die Anbindung der L178, sofern dies in Obereschach gewollt ist. Damit könnten erhebliche Kosten eingespart werden, die für sinnvollere Projekte, wie etwa der Erhalt von Dorfschulen, eingesetzt werden könnten.
In diesem Zusammenhang weist Ernst Reiser, einer der Sprecher der Interessengemeinschaft, darauf hin, dass die kostspieligen Auf- und Abfahrten auf die Bundesstraße B523 vermutlich von der Kommune bezahlt werden müssten. Aus seiner Sicht für die Stadt finanziell ein „gewichtiges Argument“. Was er auch sagt: „Die Nordstetter Bürger werden kein Ruhe geben, bis diese idiotische Idee vom Tisch ist.“